Reporter Eutin

Bewegte Bilder in der Kirchenstraße

Preetz (los). Das Kino Deli gibt es nicht mehr in Preetz. Doch das alte Haus in der Kirchenstraße 40, in dem 1960 die Schüler des Mittelschulzweigs der Volksoberschule (VOS) in einer Art offizieller Feierstunde zur Schulentlassung ihre Abschlusszeugnisse erhielten, steht noch. Schräg gegenüber des Gebäudeensembles mit dem Kirchenbüro an der Preetzer Stadtkirche gelegen sowie auch der alten Linde mit dem Quellstein, erinnert an dem Haus nichts mehr an seine frühere Funktion als Kino, abgesehen vielleicht von der eingezogenen Eingangstreppe. Im Stadtarchiv des Rathauses hat Archivar Peter Pauselius Spuren der Geschichte des ehemaligen Lichtspieltheaters zusammengetragen.

Das Kino wurde zum Jahresende 1927 eröffnet. So kündigte es die Preetzer Zeitung in jenem Dezember an. „Ich eröffne am 30.12.1927 im Saale des Deutschen Hauses in Preetz ein modernes Lichtspieltheater unter dem Namen Lichtschauspielhaus. Ein gutes Programm und ein zufriedenes Publikum, das sind meine Ziele als erfahrener Fachmann. Georg Wiermann.“  Doch Georg Wiermann scheint nur kurze Zeit geblieben zu sein, ebenso Wille Wrage im Jahr darauf. 1929 folgte noch ein Rudolf Zacharias, 1933 Gertrud Möller. Der Schankbetrieb von Robert Hamann soll 1937 den Namen „Deutsche Wacht“ gehabt haben. Auch Fritz Thiergart ist im „Häuserbuch der Stadt Preetz“ für 1937 genannt.

Es folgen die Kriegsjahre, doch der Kinobetrieb stand offenbar nicht still. In der Preetzer Zeitung, März 1941, findet sich eine Annonce der „Lichtspiele Deutsches Haus“. Demnach lief „Freitag – Sonnabend – Sonntag“ um 19 Uhr der Film „Rosen in Tirol“ mit Hans Moser, Johannes Heesters und Theo Lingen sowie Marthe Harell. „Ein Genuss von A - Z“ wird den Zuschauern versprochen. Allerdings wird auch den eigenartigen Vorstellungen von Moral und Sitte in dieser Zeit Rechnung getragen: „Für Jugendliche nicht zugelassen“. Die sollen sich lieber Sonntagnachmittag „Die bunte Platte“ angucken, die um 14 Uhr beginnt.

Gleich neben der Kino-Annonce findet sich der „Aufruf des zweiten Kriegswinterhilfswerks 1940/41 zum Opfersonntag, dem 9. März 1941!“, der sich an die „Preetzer Volksgenossen aus Stadt und Lande!“ richtet. Dem „Führer“ sei schließlich Dank, „daß er uns den Krieg aus unserer Stadt hat fern halten können, ...“, hebt der Hilfswerks-Ortsbeauftragte hervor. Daneben, etwas kleiner, sucht der einberufene Besitzer des Lokals „Seegarten“ per Annonce einen Pächter. Ferner werden die Leser auf der Seite auf die Verdunklungszeiten hingewiesen, was zum Kinobetrieb („Rote Rosen...“ ab 19 Uhr) wie im Widerspruch zu stehen scheint: „Beginn heute … 19.15 Uhr. Aufhebung morgen 7.30 Uhr“.

Mit der Kapitulation am 8. Mai 1945 ist der Krieg zu Ende. Die Schotten ziehen in der Schusterstadt ein. Das Kommando hat „Town Major“ Captain John Dales. Der ehemalige Bürgermeister Dr. Friedrich Krug wird zurückgeholt. Krug hatte zum Beginn des Nationalsozialismus 1933 um seine Entlassung gebeten. Jetzt setzten ihn die Briten als Verwaltungsdirektor ein. Es gab einige (wenige) Monate ein „Fraternisierungsverbot“: Kontakt zwischen Briten und Einheimischen war streng untersagt. Das eine oder andere Techtelmechtel ist aus der Zeit dennoch überliefert.

Gleich 1945 baut Fritz Thiergart jedenfalls an dem Gebäude in der Kirchenstraße 40 an und um. Und aus dem steif benannten „Lichtspiele Deutsches Haus“ wird nun das Kino Deli. Beinahe lässt die Umbenennung an eine sprachliche Anpassung und zeitgemäße Anlehnung an das englische „delight“ denken. Im Laufe der 1960er-Jahre wurde das Kino geschlossen, die Räume wurden im Anschluss von einem Handelsunternehmen genutzt.


Weitere Nachrichten aus Plön/Preetz

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen