

Preetz. „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam“ – den Slogan aus den 1960er Jahren kennen all diejenigen, die damals nicht älter als 40 Jahre alt waren und den Impfstoff auf einem Stück Zucker schlucken durften. In Deutschland gilt diese, auch Polio genannte Krankheit, durch konsequente Impfung zwar offiziell als ausgerottet, doch vor allem in Afrika und einigen asiatischen Ländern bleibt Kinderlähmung verbreitet. Die Poliomyelitis ist hoch ansteckend und befällt vor allem Kleinkinder, aber auch Erwachsene. Das Virus verursacht dauerhafte Lähmungen und Verkrüppelungen, die Infektion kann sogar tödlich verlaufen. Polio ist unheilbar – aber mit nur einer Impfung kann ein lebenslanger Schutz vor Polio erreicht werden. An der Aktion „500 Deckel … für ein Leben ohne Kinderlähmung“, die vom Rotary Club Herzogtum Lauenburg-Mölln seit 2014 in Norddeutschland umgesetzt wird und sich inzwischen über ganz Schleswig-Holstein ausgebreitet hat, beteiligen sich auch die Preetzer Damen und Herren vom Deutschen Hausfrauenbund Netzwerk Haushalt (DHB). Bei Hella Pfaff stapeln sich im Keller säckeweise hunderttausende von bunten Kunststoffdeckeln und -verschlüssen von Getränkeflaschen und Tetrapacks von Erfrischungsgetränken, Saft- und Milchkartons und Überraschungseiern. Gemeinsam mit den 95 Mitgliedern des Preetzer DHB hat sie eineinhalb Jahre lang geschraubt und gesammelt, „auch Freunde, Bekannte und Kindergärten haben mitgemacht“, erzählt Hella Pfaff. „Überall wo ich hinkomme, erhalte ich Tüten mit Deckeln.“ Die Idee ist ganz einfach: Statt die Plastikdeckel von Saft- oder Wasserflaschen wegzuwerfen oder zum Recyceln zu geben, werden sie gesammelt und als wertvoller Rohstoff verkauft. Bei Pfandflaschen erhält der Kunde auch ohne Deckel das Pfand erstattet. Die Kunststoffverschlüsse bestehen aus Polyethylen (HDPE), einem hochwertigen, recyclingfähigen Material aus dem, eingeschmolzen, wiederum andere Kunststoffgegenstände produziert werden, wie beispielsweise Rohre, Gartenmöbel oder neue Deckel. Ein einzelner Deckel wiegt rund zwei Gramm, 500 Deckel ergeben somit etwa ein Kilo Material – mit dem Erlös kann eine Polio-Impfung in Ländern wie Pakistan, Nigeria und Afghanistan finanziert werden. „Man wundert sich, wie viele Verschlüsse man so zusammenbekommt“, sagt Hella Pfaff schmunzelnd. Für sie als Vorsitzende des Preetzer DHB war es selbstverständlich, sich der Aktion anzuschließen, „denn mit wenig Aufwand kann man tolle Hilfe leisten.“ Nun hat sie neun riesige Säcke voll und wird sie einer Abfallfirma zum Wiegen bringen. Vor gut 45 Jahren gründete die 67-Jährige in Preetz den „Club junger Hausfrauen“, vor 20 Jahren übernahm sie die Leitung des DHB-Ortsverbandes von ihrer Mutter, das „jung“ wurde gestrichen, „denn wir sind alle gemeinsam gealtert“, lacht sie. Der DHB setzt sich für alle ein, die einen Haushalt führen; als Berufs- und Fachverband greift er gesellschaftspolitische Fragen auf und engagiert sich für Familien und Verbraucher. „Im Wintervierteljahr treffen wir uns einmal monatlich im Café Klostergarten, den Rest des Jahres machen wir gesellige Fahrten und Besichtigungen und bieten Informationen über aktuelle Themen wie gesunde Ernährung, richtiges Trinken und Bewegung – für Frauen und Männer jeden Alters. Hella Pfaff möchte das Deckel-Projekt weiter unterstützen: „Ich wünsche mir Sammelstellen in Preetz, beispielsweise an der Flaschenrückgabe in Supermärkten.“ Dafür ist sie bereits im Gespräch mit möglichen Partnern. Solange es keine Sammelstellen gibt, wird ihr Keller weiterhin als Deckel-Lager herhalten. Wer sich an der „Deckel gegen Polio“-Aktion beteiligen möchte bekommt nähere Informationen bei Hella Pfaff unter der Telefonnummer 04342/2976.