Reporter Eutin

Projekt „Theos Wiese“ an der Gemeinschaftsschule Preetz

Preetz (mm). Das Leben ist kein Ponyhof. Ein Sinnspruch, den Erwachsene gerne verwenden, wenn sie sagen möchten, dass es nicht immer so läuft, wie man sich das vorstellt. Bei der Wiesengruppe, einer von vier Gruppen bei „Theos Wiese“, gilt dieses geflügelte Wort sogar doppelt. „Unsere tollen Ponys mussten wir voriges Jahr leider auf einen Bauernhof geben“, erzählt Mareke Wiese. Grund sei die so genannte Hufrehe. Diese Krankheit sei zwar sehr gut in den Griff zu kriegen. Doch nur, wenn die Tiere in einem Trockenbereich laufen können. „Genau das ist bei uns wegen der Anforderungen des Landschaftsschutzes leider nicht möglich“. Daher seien die Ponys inzwischen auf einem Bauernhof untergebracht. „Den Tieren geht es dort sehr gut. Sie sind in liebevollen Händen“, erzählt die Lehrerin. „Die Kinder der fünften und sechsten Jahrgangsstufe der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule in Preetz verstehen das“.
„Zumal wir mit Max und Moritz einen tollen Ersatz gefunden haben für die beiden Ponys“, ergänzt Linda Stach, die als pädagogische Leiterin ebenfalls die „Wiesengruppe“ von Theos Wiese betreut. „Wir sind sehr froh, dass wir die beiden Böcke einer hornlosen Rasse geschenkt bekommen haben, die in der Schweiz für die Milchwirtschaft gezüchtet wird“. Die anderthalb Jahre jungen Tiere seien so zutraulich, dass Interessierte sie für 15 Euro sogar für Spaziergänge ausleihen dürfen. (info@theos-wiese.de)
Neben Max und Moritz betreut die „Wiesengruppe“ zurzeit 40 Schafe. „Alle Tiere sind eingesperrt“, betont Mareke Wiese. „Dadurch erfahren die Kinder, dass Lebewesen von ihnen abhängig sind, lernen nicht nur eigene Bedürfnisse wahrzunehmen, sondern auch die der Tiere“. Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit sind gefragt. „Werte, die Kinder hier lernen können; Werte, die inzwischen nicht mehr so selbstverständlich sind, wie das zu Beginn meiner Zeit als Lehrerin war“, sagt die Frau, die seit 15 Jahren Biologie, Mathematik und Erdkunde unterrichtet.
Einen weiteren Aspekt, warum das Leben kein Ponyhof ist, gibt Tierpfleger Stefan Rook zu bedenken. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu viele Tiere haben. Die Schafböcke werden daher zurzeit für 50 Euro pro Tier verkauft. Die Kinder begreifen, dass Schlachten zur Landwirtschaft dazugehört“.
Doch erstmal muss für Max und Moritz eine artgerechte Klettermöglichkeit gefunden werden, so die praktische Aufgabe für den heutigen Projektunterricht. Derweil beobachten die Schülerinnen Sontje Graf und Hava Kushalieva, wie leichtfüßig die beiden Ziegen an einem hölzernen Lattenzaun hochsteigen, um Eichenblätter zu ergattern. „Es ist einfach schön zu sehen, wie Schüler der fünften und sechsten Jahrgangsstufe sich hier entwickeln“, erzählt Linda Stach begeistert. Das sei etwas ganz anders, als im Klassenzimmer zu lernen.
„Hier können die Kinder was selber machen“, ergänzt Stefan Rook, der bei Theos Wiese angestellt ist als Gärtner und Tierpfleger. „Genau das ist das Motto von Theos Wiese, Natur im wahrsten Sinne des Wortes begreiflich zu machen“, wirft Mareke Wiese ein. „Hier in der Natur stellen wir fest, wie Kinder plötzlich ihre Stärken erkennen“ so Stefan Rook weiter, und erzählt als Beispiel, was er morgens bei einer Schülerin beobachtet hat, die sonst als eher schüchtern und zurückhaltend gilt. „Ich durfte miterleben, wie sie ganz entspannt eine Spinne auf dem Ärmel ihres Anoraks krabbeln ließ, worüber ihre Mitschüler bewunderungsvoll gestaunt haben. Immer wieder ergeben sich solche überraschenden Augenblicke, bei denen scheinbar festgefahrene Beziehungsmuster aufbrechen können, wie es kaum im Klassenraum möglich ist“.
Neben der „Wiesengruppe“ umfasst der Profilzweig Theos Wiese der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule Preetz die Gruppen „Medien“, „Bau“ sowie „Produktion“. „Wir sehen ganz deutlich, dass die Entwicklung persönlicher Werte durch das Konzept von Theos Wiese tatsächlich funktioniert“ fasst Mareke Wiese zusammen. „Daher sind wir sehr froh, dass wir mit tatkräftigen Händen und finanziell unterstützt werden“. Im Moment engagieren sich gruppenübergreifend neben Rook als Gärtner, drei Mitarbeiter auf Honorarbasis, eine Minijobberin, zwei Bundesfreiwillige und sechs ehrenamtliche Helfer. Die Geldzuschüsse leisteten während der vergangenen acht Jahre die Umweltlotterie Bingo, aktuell die Umweltlotterie Postcode. Vom nächsten Jahr an ist die AktivRegion Schwentine-Holsteinische Schweiz mit von der Partie.

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