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Reporter Eutin

7832 Kilometer für ein Herzensanliegen

Bad Malente-Gremsmühlen (aj). 16 Tage, zehn Länder, 7832 Kilometer, ein 23 Jahre alter Opel Frontera und am Ende eine Spendesumme von 4950 Euro - das ist die Bilanz einer etwas anderen Sommerreise, die die Eutiner Frank und Iris Linse für einen guten Zweck antraten:
Eine junge Mutter von vier Kindern, schwanger mit Zwillingen, die nach dem Unfalltod ihres Mannes plötzlich allein für ihre Familie verantwortlich ist, ohne Rücklagen in ihrer Trauer den Alltag stemmen muss – als Dr. Frank Linse und seine Frau Iris von diesem Schicksal lesen, steht für beide fest: „Da müssen wir helfen!“ Es ist ein besonderes Projekt, mit dem sie Spenden für die junge Frau aus Bimöhlen sammeln: Im Juni gingen sie auf die Rallye Baltic Sea Circle (wir berichteten).
 
Bei dieser Charitiy-Rundfahrt sind Teams für einen von ihnen gewählten guten Zweck unterwegs in Autos, die mindestens 20 Jahre alt sein müssen und nicht mehr als 2500 Euro in der Anschaffung gekostet haben dürfen. Die Linses machten sich mit drei weiteren Zweier-Teams unter dem Mannschaftsnamen „Travelkekse“ auf den Weg und können das Wort Erfahrung seither noch bewusster buchstabieren. Sie haben auf ihrer Reise Sommer und Winter erlebt, Grenzen überschritten, spannende Landschaften und öde Gegenden durchquert, die weißen Nächte von St. Petersburg gesehen und auf den Lofoten Mittsommer gefeiert. Immer dabei: Bruno. Beim Aufbruch ist der rote Opel Frontera, Baujahr 1996, noch namenlos, ein Oldtimer, das Auto, das sie durch ihr Abenteuer bringen soll: „Und dann ist er uns ans Herz gewachsen und hat einen Namen bekommen“, erzählen die Linses.
 
Wenn sie von einem Land ins andere wechselten, schmückten sie den Geländeoldie mit den Fähnchen beider Länder. Auf dem Dach des Fahrzeugs legten sie sich abends im Zelt zur Ruhe: „Eine Woche lang haben wir nur gecampt“, berichtet Iris Linse. Dabei sind die Erinnerungen keineswegs nur romantisch: Die Einreise nach Russland ist eine wahre Grenzerfahrung, dazu kommen die ewige Müdigkeit und das ewige Fahren. Aber es gibt auch viele schöne Erlebnisse - Fotos von herzlichen Reisebekanntschaften, von Bruno vor beeindruckender Naturkulisse erzählen davon in der Malenter Praxis des Mediziners. Denn die Patientinnen und Patienten waren ein wichtiger Teil dieser Reise, sie haben gespendet und Anteil genommen und sie waren froh, als „ihr“ Doc und seine Frau wohlbehalten zurück waren. Zwei Wochen nach der Rückkehr haben Iris und Frank Linse in Bimöhlen die Freundinnen der jungen Familie getroffen und ihre Spende überreicht.
 
Mit Sicherheit war das der schönste Moment dieser besonderen Rundfahrt: „Diesen Zusammenhalt zu erleben und zu spüren, wie dieses Netzwerk funktioniert, das hat uns sehr berührt“, sagt Iris Linse. Die Ostsee-Umrundung wird eine einmalige Aktion bleiben, was nicht heißt, dass die Linses oldtimermüde wären: „Es gibt eine Tour durch England bis nach Edinborough“, meinen sie und da klingt dann schon wieder die Reiselust durch. Am liebsten würden sie mit Bruno fahren. Und den Schutzengel, den ihnen die Mutter des verunglückten Familienvaters bei ihrer Abfahrt in Hamburg geschenkt hat, den werden sie sicher auch wieder mitnehmen.


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