Seitenlogo
Reporter Eutin

Christoph Müller klagt gegen die Eutiner Bürgermeisterwahl

Für die Initiativgruppe “Eutiner Rose” hat Christoph Müller bereits Gleichgesinnte gefunden.

Für die Initiativgruppe “Eutiner Rose” hat Christoph Müller bereits Gleichgesinnte gefunden.

Bild: A. Jabs

Eutin (aj). Gleich drei Nachrichten hatte Christoph Müller in der letzten Woche bei einem Pressegespräch zu verkünden. Das größte öffentliche Interesse dürfte dabei seinem Vorgehen gegen die Eutiner Bürgermeisterwahl zukommen. Vor vier Wochen habe er Klage beim Verwaltungsgericht in Schleswig eingereicht. Die Stadt Eutin hatte für den Liveticker am Wahlabend am 23. Oktober 2022 in der Woche vor dem Wahltag einen Probelauf gestartet, der versehentlich öffentlich sichtbar war. Was damals für reichlich Aufregung und Verwirrung sorgte, hat für Christoph Müller das Zeug zu einer Verletzung des Wahlrechtes. Dass Christoph Müller selbst als Kandidat an dieser Wahl beteiligt war, spielt für ihn nach eigenem Bekunden keine Rolle: „Ich klage als Bürger der Stadt Eutin“, betont Müller. Seinen Einspruch habe er seinerzeit unverzüglich beim Wahlleiter der Stadt Eutin vorgelegt, nachdem er dort abgewiesen worden war, wandte er sich an die Kommunalaufsicht: „Auch von dort kam eine Ablehnung, im selben Wortlaut wie diejenige der Stadt“, berichtet er. Deshalb nun der Schritt vor das Verwaltungsgericht. „Das Wahlrecht ist so hoch einzuschätzen“, meint der Gastwirt. Die Verantwortung sieht er bei der Stadt Eutin: „Die Seite ist von der Stadt betrieben worden“, so Müller. Ob die öffentlich sichtbare Präsentation der Testergebnisse die Wahlentscheidungen beeinflusst hat, ist für Müller nicht von Belang: „Ich sehe es so: Es muss keine Auswirkungen haben, es genügt, dass es hätte sein können“, diese Meinung vertritt er. Er sei auf die vermeintlichen Wahlergebnisse von Bürger*innen angesprochen worden.

Klage abgewiesen: Affäre um Bierausschank geht nun in die nächste Runde


Mit Reaktionen in der Stadt sah sich Christoph Müller auch in anderer Angelegenheit konfrontiert. Nach dem Schützenfest am zweiten Juliwochenende des letzten Jahres hatte einer der Schützen Anzeige gegen Christoph Müller erstattet. Der Vorwurf: Müller habe auf dem Fest nicht das Bier der vereinbarten Marke ausgeschenkt, sondern Gerstensaft aus einer günstigeren Produktion. Der Betrugsvorwurf stand im Raum. Christoph Müller, der der Eutiner Schützengilde selbst seit 2012 angehört, sieht sich zu Unrecht beschuldigt. Was ihn besonders trifft: „Zwischen Schützenbrüdern hätte ich das nicht erwartet.“ Von der Strafanzeige habe er aus der Presse erfahren. Im Gespräch schildert er seine Sicht der Dinge: Zum ersten Mal war Müller für das Schützenfest 2022 als Gastronom mit der Versorgung mit Speis und Trank beauftragt worden. Beim sogenannten kleinen Schützenfest habe er festgestellt, dass der Stecker des Kühlwagens nicht steckt. Folge: Das Fass der Premiummarke war warm, zu warm, um es anzubieten. Müller entschied, aus seinem Restaurant „Bootshaus“ ein gekühltes Fass zu holen. Das allerdings ist eine andere, günstigere Marke, die Hausmarke des Citti-Großmarktes. Das Fass wird angeschlossen, es gibt keine Beschwerden: „Ich habe nichts verschleiert, nichts verheimlicht“, so Müller. Der Frage, warum der Kühlwagen nicht angeschlossen war, geht er nicht nach: „Es war mein erstes Schützenfest, ich hatte den Kopf voll“, erklärt er. Zum eigentlichen Schützenfest am Sonntag fließt dann die Premiummarke aus dem Bierhahn. Als der Vorrat zur Neige geht, setzt Müller wieder auf seinen Vorrat aus dem „Bootshaus“. Die Alternative wäre gewesen? „Kein Bier“, sagt Müller schlicht, denn am späten Abend hätte er schwerlich Ersatz der Premium-Qualität bekommen. Bei der Auswertung des Schützenfestes auf der Achtmannversammlung eine Woche später gab es nur eine Kritik in Sachen Bier: von demjenigen Schützenbruder, der später Betrug beklagt und die Staatsanwaltschaft einschaltet. Als Konsequenz der Anzeige wird Müller vor den Ältestenrat der Schützengilde gerufen und gemäß Mehrheitsbeschluss ausgeschlossen. In der Folge, so Müller, sei der Umsatz in seinen Lokalen um 30 Prozent eingebrochen, sogar Stammkund*innen seien ferngeblieben. “Menschen haben mich beschimpft, meine Lebensgefährtin wurde auf der Straße auf die Sache angesprochen”, schimpft er. Und auch seine Bürgermeisterkandidatur sei beeinflusst worden: “Manche haben mir direkt gesagt, dass Sie mich aufgrund der Anzeige nicht wählen werden”, berichtet der 70jährige. Wie groß denn der Schaden sei, der der Schützengilde wegen der Änderung der Biersorte entstanden sei? Müller ist beim Nachrechnen auf eine Differenz von 50 Euro gekommen.


Die Staatsanwaltschaft wird sich nicht mit der Angelegenheit befassen, die Klage des Schützenbruders ist abgewiesen worden. Für Müller aber ist die Geschichte damit nicht beendet: “Ich beabsichtige, Schadensersatzklage wegen falscher Beschuldigung einzureichen”, meint er nachdrücklich. Auf die Frage, wann er persönlich einen Schlussstrich ziehen könnte, sagt er: “Wenn öffentlich klargestellt wird, dass es nicht so gelaufen ist.” Von der Bruderschaft erwarte er, dass man auf ihn zukäme. Einige ehemalige Schützenbrüder hätten ihm inoffiziell ihre Solidarität bekundet. Müller selbst sieht den Grund für die Bier-Affäre mit den weitreichenden Folgen in der Missgunst des Schützen, der ihn des Betruges bezichtigt hat: “Er wollte Offizier werden, aber ich habe im Januar 2022 die Offizierswahl gewonnen”, mutmaßt Christoph Müller.


Gründung der Initiativgruppe “Eutiner Rose” in Planung


Ausbremsen lassen will er sich aber auch von diesen unschönen Verwicklungen nicht. Bürgernähe war sein Schlagwort während des Bürgermeisterwahlkampfes. Nachdem er zweimal als Kandidat gescheitert ist, will Christoph Müller die Interessen der Eutiner Bürger nun im Rahmen einer Initiativgruppe vertreten. “Eutiner Rose” soll sie heißen und zwölf Aktive - Männer und Frauen aus verschiedenen Berufsgruppen - seien bereits gefunden, teilte Müller mit. Man wolle “den Daumen in die Wunde legen”, Verschwendung von Steuergeldern, Denkmalschutz, Probleme mit der Müllabfuhr im Seepark, die Situation am Bahnhof thematisieren. Dafür will man unter anderem die Gremien und Fraktionen aufsuchen und sich aktiv in Diskussionen einbringen. Ein konkretes Projekt hat Christoph Müller dabei schon im Blick: Für die Pläne, ein Parkhaus an zentraler Stelle in der Innenstadt zu bauen, habe er bereits einen Eutiner Investor gefunden. Man werde bald mehr von der IG hören, kündigt er an.


Weitere Nachrichten aus Eutin am Mittwoch

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen