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Das bizentrale Trinkwassersystem

Eutin (sh). Was wäre, wenn Folgendes möglich wäre: Man möchte warm duschen, drückt kurz auf einen Knopf im Badezimmer, wartet mehrere Sekunden – und schon läuft direkt heißes Wasser aus dem Duschkopf. Ohne vorher kaltes Wasser unnötig durchlaufen zu lassen. Und – fast noch wichtiger – ohne dass die Wasserleitungen ständig warmes Wasser führen müssten. Denn das verbraucht zum einen unnötig Energie. Und zum anderen fühlen sich in warmen Wasserleitungen Legionellen wohl. Diese Bakterien vermehren sich bei rund 40°C besonders stark und können bei uns schwere Infektionen auslösen.
Was wäre also, wenn das möglich wäre? Dann könnte man gleichzeitig Wasser und Energie sparen und hätte zudem die Sicherheit, dass sich kaum gefährliche Bakterien in den Wasserleitungen ausbreiten.
Das klingt wie eine geniale Idee – und das ist es auch. Klaus-Dieter Will aus Sagau steckt dahinter. Der Erfinder ist Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister sowie Gas- und Wasserinstallateurmeister bei Cobobes, Heizung, Klima, Sanitär, in Eutin. Schon seit 1987 ist er der Firma treu. Und nun hat Klaus-Dieter Will das bizentrale Trinkwassersystem entwickelt. „Ich bin dankbar, dass mich die Firma dabei unterstützt hat.“
In seiner Freizeit beschäftigt sich Klaus-Dieter Will, der auch dem Club der Erfinder in Kiel angehört, mit der Verbesserung von technischen Anlagen. Zum Beispiel hat der Tüftler bereits das „Ausdehnungsgefäß mit Prüfeinrichtung“ erfunden: Durch eine kleine, aber feine Veränderung kann das Innere im Gefäß, das in der Heizungsanlage eine entscheidende Rolle spielt, per Laser abgemessen und damit leichter sowie zeit- und kostensparend überprüft werden.
Klaus-Dieter Will hat dafür das Patent angemeldet – genauso wie für das neue bizentrale Trinkwassersystem. Letzten Donnerstag präsentierte der Erfinder persönlich das System in den Räumen von Cobobes in der Lübecker Landstraße. Neben der Presse waren unter anderem auch Peter Reichert von Geberit und Christian Filter von Buderus, beides Experten der Herstellerfirmen, vor Ort.
Wie funktioniert das System im Detail? Bevor warmes Wasser aus dem Wasserhahn fließt, muss bei den herkömmlichen Trinkwasseranlagen erst eine bestimmte Menge Kaltwasser entnommen werden, das nicht weiter genutzt werden kann.
Beim bizentralen Trinkwassersystem wird durch die Konstruktion eines um gut 25 Liter größeren Spülkastens dieses ablaufende Wasser gespeichert – und bei Bedarf beim Spülen des WCs genutzt. Es geht kein Wasser verloren.
Durch diesen Aufbau wird die Wasserleitung häufig durchgespült, sodass einer Verkeimung der Rohre entgegengewirkt wird. Gesundheitsschädliche Bakterien wie Legionellen haben kaum eine Chance.
In Kombination mit einer sogenannten Frischwasserstation, die das Wasser erst bei Bedarf aufheizt – durch die Betätigung eines Knopfes vor der Wasserentnahme –, trägt das System zur Energie-Einsparung bei und reduziert sowohl die Heizkosten als auch die Belastung der Umwelt.
Kurz gesagt: Das bizentrale Trinkwassersystem macht die Warmwasserversorgung hygienischer und effizienter.
Nach der Präsentation lässt Klaus-Dieter Will keine Frage unbeantwortet. Das System ist bis ins Detail ausgeklügelt.
Christian Filter von Buderus lobt den Erfindergeist: „Das ist was ganz Besonderes. Man braucht die Möglichkeit zum Forschen, das Knowhow und die Unterstützung der Firma. So was begrüßen wir in der Industrie.“
Das System eignet sich für Neubauten und Sanierungen. Interessenten müssen sich allerdings noch gedulden. Es bedarf erst noch entsprechender Herstellerfirmen, die das System in ihrem Programm aufnehmen.


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