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Reporter Eutin

Jojo, der Kinohund

Eutin (aj). So treu wie Lassie, so gewitzt wie Snoopy, so cool wie Kommissar Rex und nicht zu vergessen: Ein Herzensbrecher wie Strolch aus dem Disney-Klassiker „Susi und Strolch“ – der Vergleich mit tierischen Film- und Fernsehstars liegt nahe in einem Text über Jojo. Denn Jojo, der Cavalier King Charles Spaniel, ist ein Kino-Hund. Genauer gesagt: Er ist der Eutiner Kino-Hund. Tag für Tag begleitet er seine Menschen, Gisela und Freddy Müller an deren Wirkungsort in das Cine Royal in der Königstraßenpassage. Für gewöhnlich liegt er im Vorführraum und schläft, hier ist sein Lieblingsplatz: „Aber wenn jemand kommt, den er kennt, dann springt er auf“, erzählt Fred Müller mit einer Mischung von Stolz und leichtem Staunen. Denn, dass der elfjährige Rüde so genau weiß, was im Foyer los ist, ist keineswegs selbstverständlich. Jojo kann nämlich altersbedingt nicht mehr hören.
Ein Handicap, das ihn kaum einschränkt, denn alles Wichtige in seinem Hundeleben hat Jojo auf dem Schirm. Er weiß, wer von der Stammbesucherschaft Leckerli für ihn dabei hat – „Es gibt ein paar Damen, die bringen ihm immer etwas mit“, verrät Gisela Müller -, er kennt alle Schleichwege in seinem Kino und kommt meistens dorthin, wo er sein will und er hat einen siebten Sinn für verschüttetes Popcorn. Er ist halt ein Genießer, was nicht heißt, dass er besonders wählerisch ist: „Fröhlich und verfressen“, so beschreiben ihn Herrchen und Frauchen und aus ihrem Mund klingt das ausgesprochen liebevoll. Jojo verfolgt das Gespräch mit großen Augen, den aufmerksamen Blick, der sagt: „Ihr redet doch über mich“, kennt jeder, der mit Hunden zu tun hat. Und irgendwann streckt er sich aus, so entspannt, wie man nur dort sein kann, wo man zu Hause ist.
Und das Kino ist Jojos zweites Zuhause. Von jeher: Als ihn die Müllers zu sich holten, betrieben sie das Kino in Eckernförde: „Er war nicht nur der Größte, sondern auch der Einzige mit der schönen schwarz-braunen Färbung in seinem Wurf“, erinnern sich die Müllers. Und schon als Welpe war der knuffige Spaniel mit dabei, wenn die Vorführmaschine angeworfen wurde. Und wenn seine Menschen heute zu Hause nach der Jacke greifen, ist er da und bellt, weil er unbedingt mit ins Kino will. Manchmal liegt er auf Freddy Müllers Schoß, wenn der an der Kinokasse sitzt.
Seine unbedingte Zuneigung ist eine Freude – und auch ein Trost. Gerade in diesen Wochen, die schwer waren für die Kino-Betreiber, in denen es um die Existenz ging, und die immer noch nachwirken, tut Jojos Gegenwart tut: „Er ist ein Sonnenschein“, sagt Gisela Müller. Wer Tiere liebt, weiß genau, wovon sie spricht. Noch finden zu häufig nur wenige Menschen den Weg in die Vorstellungen, obwohl lohnende Filme gespielt werden und auch die Filmstarts sich wieder mehren. Die Müllers spielen auch, wenn nur ein oder zwei ZuschauerInnen kommen.
An diesem Nachmittag ist es eine Frau mit ihren zwei Enkeln. Die extrafreundliche Begrüßung übernimmt Jojo und das kommt gut an: „Oh, süß, der Hund“, rufen die Jungen, es wird vorsichtig gestreichelt und dann erst werden die Eintrittskarten gelöst. Das lässt sich Jojo gern gefallen. Aber er spürt auch, wenn er nicht gefragt ist. Dann bleibt er einfach auf seinem Platz liegen. Im Vorführraum, dort, wo das Herz seines Kinos schlägt.


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