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Musikzug feiert 50-jähriges Bestehen

Süsel (ed). Ein Laternenumzug, ein Gemeinde-, Kinder-, gar Feuerwehrfeste ohne Begleitung durch einen Spielmannszug? Geht gar nicht. Das fand vor ziemlich genau 50 Jahren auch Hermann Scheel. 1973 war es und Hermann Scheel Gemeindewehrführer in Süsel, als er beschloss, einen Musikzug zu gründen. „Er hat gesagt: Wir wollen Musik machen, wer macht mit? Und dann haben sie mit keiner Ahnung von nix, aber mit 40 Leuten losgelegt“, schmunzelt Rita Struck, die Frau, die seit 23 Jahren an der Spitze des Musikzuges der Gemeindewehren der Gemeinde Süsel steht. Dass der Musikzug seit dem 11. Januar 1973, seiner Geburtsstunde bis heute besteht, sogar Corona überlebt hat, das ist auch ihr Verdienst. Dafür und für ihr Engagement im Förderverein der Süseler Wehr, in dem sie seit seiner Gründung 2004 ist, bekam sie bei der Jubiläumsversammlung zum 50jährigen Bestehen die höchste Auszeichnung, die ein Zivilist bei der Feuerwehr bekommen kann, die Deutsche Feuerwehrehrenmedaille von Matthias Krell, dem Kreismusikwart ders Kreisfeuerwehrverbandes Ostholstein, verliehen. „Das war eine große Überraschung“, strahlt Rita Struck, denn die Ehrung für 40 Jahre im Spielmannszug, die hatte sie kommen sehen. „Aber die Ehrenmedaille nicht. Das hat mich sehr gefreut.“ Außer ihr wurden Manfred Nahorn für 20 Jahre im Musikzug wie auch Volker Dose, Rudolf Lunau und Willy Stedemund als Gründungsmitglieder des Musikzuges geehrt. Sie erinnern sich noch gut an die Anfänge, daran dass kaum einer Noten spielen konnte, die wenigsten ein Instrument, aber alle mit viel Begeisterung bei der Sache waren. Die 40 Herren konnten locker die klassischen Instrumente eines Musikzugs – Flöten, Trommeln, Lyra, Pauken und Becken, allen voran der Tambour-Stab – besetzen, denn zuerst waren es natürlich nur Männer, die spielten, lauter Feuerwehrkameraden. Und weil eben nicht jeder Noten konnte, hat der damalige Musikmeister Harry Hillmann die Stücke, die gespielt werden sollten, kurzerhand in Zahlen umgeschrieben, nach denen die Flöten und Lyren bis heute spielen.
Zehn Jahre lang war der Musikzug nur mit Feuerwehrmännern besetzt, dann reihten sich zehn Jahre später mit der Gründung der Mädchen-Gruppe Gömnitz die ersten Frauen nicht nur bei der Feuerwehr sondern auch beim Musikzug ein – und an dessen Spitze, denn als im Oktober 1999 der langjährige Vorsitzende Ernst-Jürgen „Jogi“ Köppen plötzlich verstarb, brauchte der Musikzug einen neuen Leiter. Die fand sich flugs in der Leiterin der Mädchen-Gruppe, in Rita Struck – und zwar für die kommenden 23 Jahre, mindestens. „Früher habe ich auch noch Flöte gespielt“, sagt sie und lacht: „Aber jetzt tanzen alle nur noch nach meiner Pfeife.“ Sie ist Herz und Management des Musikzuges, wer ihren Job mal übernimmt, tritt in große Fußstapfen – und dass es im kommenden Jahr so weit sein könnte, hat sie ausgerechnet bei der Jubiläumsversammlung am 11. Januar verkündet. Und einen kleinen Abriss über die Geschichte des Musikzugs gegeben: Viele, viele Auftritt seien in den letzten 50 Jahren absolviert worden, in der Gemeinde Süsel und einmal quer durch den Kreis Ostholstein und darüber hinaus – so habe man fast in jedem Jahr des Bestehens in Röbel, Groß Meinsdorf, Harmsdorf, Ottendorf und Bujendorf spielen dürfen. Aber auch im Ausland stand der Musikzug schon auf der ganz großen Bühne – 1981 in Dänemark und dann 1987 bei der Steubenparade in New York und Philadelphia. „Wir spielten beim Karneval in Frankfurt genauso wie bei den Feuerwehren in Eltville am Rhein oder in Zierzow in Mecklenburg-Vorpommern“, erzählt Rita Struck, „und wir hatten einen Kurzauftritt beim NDR anlässlich der Dorfgeschichte Röbel und bei der Landesgartenschau in Eutin.“ Aber auch wenn es weniger offiziell zugeht, ist der Musikzug dabei, steht Spalier bei Hochzeiten, verabschiedet feierlich Bürgermeister, Gemeindewehrführer und andere Würdenträger und ist auch für Überraschungsauftritte beim Polterabend oder runden Geburtstagen zu haben. Und gespielt wird immer, sagt Rita Struck: „Wir spielen, egal ob viele Zuschauer an den Straßen stehen oder nur die Kühe und Pferde auf der Weide.“ Da macht auch das Wetter keinen Strich mehr durch die Rechnung, längst hat die Gemeinde die MusikerInnen mit Wind- und Wetterjacken ausgestattet, alles andere wird tapfer ausgehalten. Während es aber früher zwischen 40 und 50 Auftritte werden konnten, sind es heute maximal 15 – immerhin nach den Nachwuchssorgen 2014 und Corona. Beides hat den Musikzug „Stammkunden“ gekostet, „aber ich war so froh, als alle wieder da waren, als wir wieder üben durften.“
Etwa 20 MusikerInnen zwischen 10 und 66 Jahren sind es heute, die in etwas kleinerer Besetzung auftreten und Umzüge und Feste musikalisch begleiten. „Wir sind eine kleine, aber eine feine Truppe. Und unser Repertoire ist breit, sagt Rita Struck, gespielt wird klassische Marschmusik wie Locke Preußen, Gruß an Kiel, Alte Kameraden oder der Bauernmarsch. „Über die 30 Lieder können wir spielen und halten eine ganze Weile durch“, lacht sie. Schließlich darf man nicht vergessen, dass es nicht nur das Instrument ist, das gespielt werden muss, man braucht auch immer noch Puste zum Marschieren. Die Jüngsten sind Alissa und Mika, beide zehn Jahre jung und noch ganz frisch dabei, aber Spaß haben sie – und wie: „Wir finden es toll, dass wir hier ein Instrument lernen und selber Musik machen können“, sind die zwei sich einig. „Und außerdem sind die anderen alle voll nett und lustig.“ Verstärkung kann der Musikzug immer brauchen – wer zwischen 10 und 65 Jahre jung ist und Lust hat, in netter Gesellschaft Musik zu machen, ist herzlich willkommen, mal bei den Übungsabenden dienstags um 19 Uhr im Feuerwehrhaus in Röbel vorbeizuschauen.


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