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Reporter Eutin

„Sie bringen Musik zu den Menschen”

Eutin (hr). Alle zwei Jahre vergibt die Stiftung zur Förderung der Kultur und der Erwachsenenbildung seit 1991 den mit 2500 Euro dotierten Kulturpreis des Kreises Ostholstein. Wie in den vergangenen Jahren auch entschloss sich das Kuratorium der Stiftung, den Preis aufzuteilen und zu gleichen Teilen an die frühere Organistin und Flötenensembleleiterin Marianne Loocks aus Schönwalde und den Bosauer Kirchenmusiker Sergej Tcherepanov zu vergeben.
Ausgerechnet im 50. Jubiläumsjahr des Kreises hätten fast alle Veranstaltungen abgesagt werden müssen, sagt Kreispräsident Harald Werner bei der Begrüßung der Gäste. „Umso mehr freue ich mich, dass Sie alle hier sind und wir zumindest diese Veranstaltung in kleinerem Rahmen durchführen können.“
Neben den Bürgermeistern der Heimatgemeinden von Marianne Loocks und Sergej Tcherepanov waren auch einige ehemalige Preisträger ins Ostholsteinmuseum gekommen, wo die Preisverleihung in feierlicher Atmosphäre inmitten der aktuellen Ausstellung von Norddeutschen Realisten stattfinden. „Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an das Ostholsteinmuseum, dass wir diese Veranstaltung hier in diesem schönen Ambiente durchführen können“, sagt Werner.
Dass der Kulturpreis auch in diesem Jahr unter so schwierigen Bedingungen vergeben werden konnte, möchte Werner auch als Botschaft an alle Künstler verstanden wissen: „Viele Künstler wurden von der Coronakrise besonders hart getroffen, aber wir möchten signalisieren: Wie stehen an eurer Seite, wir haben euch nicht vergessen.“ Kultur sei immer auch Bildung und er hofft, dass der Kulturpreis nicht nur als Lohn, sondern auch als Anreiz gesehen wird, in dem wichtigen kulturellen Engagement nicht nachzulassen.
Daran denkt Preisträgerin Marianne Loocks noch lange nicht:
„Es ist bewundernswert, mit welcher Unermüdlichkeit, Beharrlichkeit und ansteckender Begeisterung sie trotz ihrer inzwischen stolzen 81 Jahre auch heute noch Musik zu den Menschen bringt“, sagt Landrat Reinhard Sager in seiner Laudatio.
Als Kirchenmusiker in Schönwalde gründete Loocks 1994 das „Flötenensemble Schönwalde“, in dem sie Frauen, die damals noch über keinerlei musikalische Vorkenntnisse verfügten, im Flötenspiel unterrichtete. Bis heute leitet sie das Flötenensemble ehrenamtlich, 2012 kam die ebenfalls ehrenamtliche Leitung des Singkreises Ostholstein hinzu. „Frau Loocks hat im Laufe ihers musikalischen Wirkens viele Kinder und Erwachsene an die Musik herangeführt, nicht nur im Rahmen von aktivem Musizieren, sondern auch an das bewusste Hören und Genießen“, begründet Sager die Entscheidung des Kuratoriums.
Ebenfalls für sein musikalisches Engagement wird
Sergej
Tcherepanov geehrt. Neben der Leitung des Frauen-Vokalensembles der Kirchengemeinde organisiert der Bosauer Kirchenmusiker seit 2003 die Sommerkonzertreihe in der St.-Petri-Kirche Bosau und übernimmt dafür auch die künstlerische Leitung. „Die Konzerte haben inzwischen einen deutlich überregionalen Bekanntheitsgrad und sorgen auch touristisch für Aufmerksamkeit“, sagt Sager über die seit Jahrzehnten bestehende Sommerkonzertreihe, die sich inzwischen von Pfingsten bis zum Erntedanktag erstreckt, und in der jedes Jahr auch internationale Künstler auftreten. Als besonderen Programmpunkt initiierte Tcherepanov die Sommerakademie für junge Musiker, die damit oft erstmals mit historischer Kirchenmusik und der „norddeutschen Orgelkultur“ in Kontakt kommen.
Das Überregionale in Tcherepanovs Engagement, dass Sager in seiner Laudatio lobte, endet nicht bei der Sommerkonzertreihe: „In all seinem Tun und Können um die Musik, die musikalische Weiterbildung junger Menschen und dem kulturellen Wirken in und für die Region, spielen Qualität und Internationalität eine ganz besondere Rolle.“
Tcherepanov selbst konzertiert nicht nur selbst mit dem weltberühmten Klezmer-Klarinettisten Giora Feidmann auch international (und im November auch in Bosau!), sondern wirkte bereits an Opernproduktionen bekannter Theater, sowie an den Salzburger Festspielen mit.
Am Ende der Preisverleihung gab Tcherepanov eine Kostprobe seines Könnens am Flügel, während Loocks wegen der Pandemie auf ein Flötenspiel verzichtete.


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