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Reporter Eutin

Viele Fragen rund um die geflügelten Baumeister

Carsten Pusch hat ein altes Nest aufbewahrt, das Wespen in einen Vogelnistkasten kunstvoll eingebaut haben. Foto: Schneider

Carsten Pusch hat ein altes Nest aufbewahrt, das Wespen in einen Vogelnistkasten kunstvoll eingebaut haben. Foto: Schneider

Plön (los). Anrufe und Informationsbedarf gibt es in jedem Jahr: Sobald die „Wespenzeit“ beginnt, klingelt in der NABU Natur-, Umwelt- und Abfallberatungsstelle in der Lange Straße 43 in Plön das Telefon. „In diesem Jahr hat das aber ungewöhnlich früh begonnen“, haben Sonja Fischer, die hier ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) leistet und der Leiter der Beratungsstelle Carsten Pusch festgestellt. Seit Wochen würden hier täglich rund 15 Anrufe wegen der gelbgestreiften Insekten angenommen (die Lütjenburger Kollegen verzeichneten sogar knapp 30). Nicht allein aus Plön, sondern dem gesamten Kreisgebiet und sogar darüber hinaus.
 
Schon seit Mai würden die geflügelten Baumeister häufig Fragen aufwerfen. Und nicht selten wegen eines schlecht gewählten „Bauplatzes“ in Menschennähe. „Eigentlich ist die Zeit der Anrufe sonst immer später gewesen“, blickt Carsten Pusch auf das Phänomen „Wespensommer“ in den vergangenen Jahren zurück. Denn im August beginne die Zeit, in der sich die Staaten auflösten und die Insekten „auf Süßes“ wie zum Beispiel Fallobst zu fliegen begännen. Doch in diesem Jahr habe die anhaltend warme, sonnige Witterung gewisse Auswirkungen. Allerdings weniger auf die Wespen sondern vielmehr ihre „Entdecker“. Gerade im Vergleich zum verregneten Sommer 2017 fällt auf: „Die Leute nutzen ihre Terrasse viel mehr“, erläutert Pusch. Womit sich der oberflächliche Eindruck „besonders vieler Wespen“ relativiere. Zumal umgekehrt auch die Wespen bei dem anhaltenden „Bombenwetter“ ständig „on Tour“ seien. Hauptsächlich, um unter den günstigen Bedingungen ihren „Job“ zu machen. Gerade in dieser Situation täglicher „Begegnungen“ würden die im Garten umher fliegenden Tiere allgemein viel mehr wahrgenommen.
 

Zur „Vollbeschäftigung“ der emsigen Wespen zählt etwa die Versorgung der Brut mit Wasser, das sie zum Beispiel an Vogeltränken aufnehmen und zum Bau befördern. Dank der für sie optimalen Witterung verzeichneten die aufbauenden Staaten auch kaum Verluste. Andere Insekten und Spinnentiere - oder gegebenenfalls auch Grillfleisch auf dem Terrassentisch, von dem sie kleine Stückchen abschneiden – erbeuten sie erfolgreich als Futter für ihre Larven. Diese versorgten ihrerseits die erwachsenen Tiere mit einer Art zuckrigem „Abfallprodukt“ als Nahrung. Erst während und nach der Auflösung des Volkes im fortgeschrittenen Sommer seien die einzelnen Tiere „Verbands los“ und eigenständig auf Futtersuche unterwegs.
 
Wo reife Pflaumen oder Äpfel zu Boden gefallen sind und Obstkuchen und Zuckerguss locken, sind meist auch die Wespen im Spätsommer nicht weit. Und wenn sich die Staaten kurz vor der Auflösung befinden, sind die fliegenden Untermieter ohnehin schon fast am Ende ihres Insektenlebens angelangt. Deshalb wird ein Wespennest auch nicht wieder besiedelt. Hinsichtlich einer möglichen Gefährdung, auf die sich die Anrufe meist beziehen, könne vielfach Entwarnung gegeben werden. Insbesondere der „große Bruder“ der Wespen, die Hornisse gelte als äußerst stechunlustig, so Pusch. Hin und wieder müsse ein Wespennest aber „auch mal“ entfernt und umgesiedelt werden, etwa um Allergiker und Kleinkinder zu schützen. Aufschlussreiche Informationen helfen, das Nebeneinander von „Groß und Klein“ zu fördern. Die Tiere übernehmen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt und gelten als wichtige „Mitstreiter“ im Garten. „Es gibt immer wieder Leute, die hier erst ängstlich anrufen und später mit großer Begeisterung auf das Naturerlebnis in ihrem Garten eingehen“, erzählt Carsten Pusch.


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