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„Allerlei ut dat ole Lent“

Für die Lenter Gill bei ihrem Monatstreffen in der Thomsen-Kate ist der plattdeutsche Gedichtband von Johannes Hagen eine Fundgrube origineller Begebenheiten aus dem alten Malente.

Für die Lenter Gill bei ihrem Monatstreffen in der Thomsen-Kate ist der plattdeutsche Gedichtband von Johannes Hagen eine Fundgrube origineller Begebenheiten aus dem alten Malente.

Bad Malente-Gremsmühlen (wh). Folgende Situation: Ihnen fällt beim Stöbern in einer alten Kiste auf dem Dachboden ein vergilbter Brief in die Hand. Ihre Neugier auf den Inhalt scheitert an der Schrift. Hieroglyphen? Nein, „Sütterlin“! Manche sagen: „Altdeutsch“. So hat (Ur)-Großmutter noch geschrieben. Lebt sie noch, kann sie Ihnen vorlesen, was Tante Julchen anno dunnemals aus Berlin zu berichten hatte. Oder Sie kennen jemanden wie Magda Evers aus Dunkelsdorf. Sie kann diese Schrift noch lesen. Und in moderne („lateinische“) Schreibschrift übertragen Doch das Entziffern einer solchen Sütterlin-Schrift fiel auch ihr vor kurzen nicht leicht. Sie hatte ganz schön mit dem „Teufel im Detail“ zu kämpfen. Sie brauchte zwei Monate, um hundertzwanzig in Sütterlin geschriebene Gedichte des Malenters Johannes Hagen (1848 – 1918) in die lateinische Schrift zu übertragen. Sie waren kürzlich aufgetaucht, doch keiner konnte sie lesen. „Es war ja nicht nur die persönliche, ‚ausgeschriebene‘ Schrift von Hagen, sondern auch noch das Plattdeutsche, das ich entziffern musste“, berichtet Magda Evers. Beinahe hätte sie die Flinte ins Korn geworfen. Doch der Faszination dieser Dokumenten aus der Malenter Vergangenheit konnte sie nicht widerstehen. Und darum blieb sie am Ball, tauchte in die poetische Welt von Hagen ein und hob so manchen Schatz ans Licht der Lesbarkeit. Johann (Johannes) Andreas Friedrich Hagen wuchs am Malenter Markt auf. Bis zu seinem 21. Lebensjahr lebte er in Malente, arbeitete danach als Hauslehrer in Riga, wanderte aus nach Amerika, praktizierte dort als Arzt, kehrte fast 50jährig nach Malente zurück, heiratete und widmete sich verstärkt der Dichtkunst, die sich aus Erinnerungen an seine Kindheit speiste. „Er hat nie seine Heimat vergessen, so sehr er auch in der Weltgeschichte rumgereist war“, ist von seiner Tochter (Frau Juhler) überliefert. Von Magda Evers gelangte der Sammelband mit dem Titel „Allerlei ut dat ole Lent“ sowie ihre Schrift-„Übersetzung“ in die Hände von Hans-Jürgen Erichsen, den Vorsitzenden des Malenter Heimat- und Verschönerungsvereins. Erichsen freut sich über „diesen Gewinn für Malente und seine Geschichte“. Jetzt gehe es darum, die Texte nach und nach zu digitalisieren und - so hoffe er - sie recht bald in Buchform veröffentlichen zu können. Denn, so Erichsen, „noch leben viele MalenterInnen, die sich an die von Hagen besungenen Szenen und Dorfbewohner erinnern können oder zumindest von ihren Eltern oder Großeltern davon gehört haben.“ Großes Interesse an den Gedichten hat auch die Lenter Gill. Bei ihrem letzten monatlichen Mitglieder-Schnack „Dit un dat op Platt“ bei Kaffee und Kuchen in der Thomsen-Kate hat deren Vorsitzender Gerd Schöning einige der Gedichte zum Besten gegeben. Sie stehen der plattdeutschen Amateurbühne, die zur Zeit wegen Problemen der Lagerhaltung ihres Bühneninventars keine Dreiakter aufführen kann, auch weiterhin für ihre Veranstaltungen zur Verfügung.


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