Keine neuen Krippenplätze zum neuen Kindergartenjahr
Fissau (ed). In Eutin gibt es zu wenig Kindergarten- und Krippenplätze – und nicht nur ein paar zu wenig. In ganz Eutin warten Eltern darauf, ihre Kinder in Kindergarten und Krippe unterbringen zu können, damit sie selbst wieder geregelten Arbeitszeiten nachgehen, Kurse und Fortbildungen wahrnehmen können. Und eine Besserung ist zum Start des neuen Kindergartenjahres nicht in Sicht. Obwohl es eine Möglichkeit gegeben hätte, zumindest eine neue Krippen- und eine neue Elementargruppe zu eröffnen, im Montessori-Kinderhaus in Fissau. In der Ausschuss-Sitzung vom 7. Mai wurde zwar beschlossen, dass im Sonnenhaus der katholischen KiTa Spatzennest eine weitere Krippengruppe gegründet werden darf und dass der Kinderschutzbund in Pulverbeck einen Kindergarten bauen darf, aber die Entscheidung über die schnelle Lösung, die für die kommenden zwei Jahre zwei weitere Gruppen ermöglicht hätte, die wurde in die nächste Sitzung am 20. Juni vertagt. Es bestehe „weiterer Informationsbedarf“, so heißt es aus dem Ausschuss. „Ich war total fassungslos“, erzählt Ulrike Schümann, die Leiterin des Montessori Kinderhauses. „Die ganze Zeit habe ich die Eltern, die mich angerufen und nach den neuen Gruppen gefragt haben, auf die Sitzung im Mai vertröstet und ihnen gesagt: Das wird schon was.“ Und genau das hätten die Gespräche mit der Stadt auch vermuten lassen – „wir finden schon eine Lösung, wurde mir gesagt. Diese Lösung wären die Container gewesen.“ Container, die unterhalb des vom Kindergarten genutzten Geländes aufgebaut und angeschlossen worden wären. Die Container sind 155 Quadratmeter groß und werden speziell für den Einsatz in KiTas und Krippen gestaltet, sie sind Din normiert, Tüv geprüft und von der Heimaufsicht abgenickt. Über zwei Jahre, bei Bedarf mit einer Verlängerung, dürfen sie eingesetzt werden. In den Containern hätte die altersgemischte Gruppe des Kinderhauses und eine neue Krippengruppe Platz gefunden und dann hätte im Haus eine neue Elementargruppe gegründet werden können. Anmeldungen dafür gibt es zuhauf – 18 Familien haben allein damit gerechnet, ihre Kinder zum 1. August im Kinderhaus in den besten Händen zu wissen. Ihnen hat Ulrike Schümann nun einen Brief geschrieben, dass es zum neuen Kindergartenjahr erstmal nichts wird – davon sind allein zehn Familien aus Fissau oder aus direkter Nachbarschaft. Noch sieben weiteren Kindern hätten die Container einen Platz geboten. Dringend notwendigen Platz. „Und ich verstehe es einfach nicht. Es muss irgendwie angekommen, dass wir den Platz jetzt nicht brauchen“, wundert sich Ulrike Schümann, „aber die Gespräche vorher mit der Stadt sind ja ganz anders gelaufen.“ Ganz zu schweigen davon, dass die Stadt sehr genau um den Mangel an Krippen- und KiTa-Plätzen weiß. Und wohl auch der Ausschuss, denn nachdem die Entscheidung über das Kinderhaus und seine neue Krippengruppe getroffen worden war, war zu hören: „Gibt es jetzt keine neuen Krippenplätze zum 1. August?“ Nein, die gibt es nicht. Denn die neue Krippengruppe im Sonnenhaus des Spatzennestes ist frühestens zum 1. Oktober, die neue KiTa frühestens im Frühling kommenden Jahres bezugsfertig. Dabei ist die Liste mit Kindern, die auf KiTa- und vor allem Krippenplätze warten, lang – rund 60 Kinder stehen darauf und in Eutin wird nach wie vor neu gebaut, die Familien ziehen weiter hierher. „Ich habe regelmäßig Anrufe von neuzugezogenen Familien, deren Kinder noch gar nicht auf der Liste in Eutin stehen“, berichtet Daniela Bock, die Leiterin des Spatzennestes, „die aber einen Kindergartenplatz brauchen.“ Sie leite die Anfragen direkt an die Stadt weiter – und hier wird die Liste länger und länger.
Selbst wenn in der Sitzung am 20. Juni beschlossen würde, dass die Container am Montessori-Kinderhaus aufgestellt werden dürfen: „Den 1. August kann ich jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr halten, denn die Container sind sehr begehrt, weil überall in Schleswig-Holstein KiTa- und Krippenplätze fehlen und sie sehr gern gebucht werden“, erklärt Ulrike Schümann, „ich hatte sie bis zum 7. Mai reservieren können, jetzt sind sie weg.“ Und ob neue Container so schnell zur Verfügung stehen, ist fraglich. Natürlich würden die Container allein für zwei Jahre 217.000 Euro kosten, während für die neuen KiTas gerademal etwas mehr als 800.000 Euro veranschlagt werden, aber zumindest würden sie erstmal Platz und vielen Eltern Entlastung bieten. Und in Fissau könnten sie die Zeit überbrücken, die es braucht, um die Lieblingslösung aller Beteiligten umzusetzen: Auf dem Hofgelände, auf dem das Kinderhaus steht, eine ganz neue KiTa samt Hort zu bauen. Das Kinderhaus wird binnen kurz oder lang modernisiert werden müssen – und ohnehin platzt der kleine Kindergarten schon aus allen Nähten. Auf dem Hof stehen zwei alte Scheunen, und der Plan ist, aus einer der beiden Scheunen einen neuen Kindergarten zu machen, für den sie mit 600 Quadratmetern Grundfläche ausreichend Platz bieten würde. Allerdings ist der Umbau der Scheune zum Kindergarten nicht nur ein Herzens- sondern ein echtes Großprojekt, das niemand mal so eben nebenbei macht – weder der Hofeigentümer oder Ulrike Schümann noch ein Investor oder Bauherr. Die Geschichte mit den Scheunen sei bereits zu einer Art Running Gag geworden, sagt Ulrike Schümann, schon so oft sei man kurz vor der Unterschrift gewesen, „aber irgendwie fluppt es nicht.“ Entweder müsste der Vermieter die Scheune an einen Investor verkaufen, der dann für den Umbau sorgt, oder die Scheune selbst umbauen. Beides ist möglich, denn die Pläne stehen längst, es fehlt nur noch an dem letzten Schritt des Eigentümers. Der Hof gehört einem Herrn, der in Bayern lebt und ihn von seinen Eltern geerbt hat – „unser Vermieter ist ein großartiger Mann mit einem großen Herzen, der sehr an seinem Hof und an unserem Kindergarten hängt“, so Ulrike Schümann, „seit mehr als 20 Jahre hat er immer ein sehr liebevolles Auge auf uns. Wir möchten auch sehr, sehr gern hierbleiben, alle fühlen sich unheimlich wohl hier. Aber es muss dringend etwas passieren, sonst muss ich mich nach einer anderen Lösung umsehen.“ Würde die Scheune zum Kindergarten umgebaut, wäre allen geholfen, langfristig – aber die Container wären eine dringend notwendige kurzfristige Lösung gewesen. Jetzt hängen 20 Familien und mehr „in der Luft“, weil sie nicht wissen, ob und wann es für ihre Kinder einen Kindergartenplatz gibt.

Ein Musical, das auch in Eutin fesselt
Zusammenhalt beim Benefiz-Turnier

Aus Liebe zum Segelsport
