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Marlies Henke

Sonderausstellung „Überlebensberichte von Josef Jakubowicz“ im zeiTTor eröffnet

Uwe Muchow vom Förderverein, Kirsten Friedrich und Danny Seidel (beide Koordinierungs- und Fachstelle „Demokratie leben!“), Museumsleiter Dr. Frank Wilschewski und Bürgermeister Mirko Spieckermann (v. lks.) bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Dienstag.

Uwe Muchow vom Förderverein, Kirsten Friedrich und Danny Seidel (beide Koordinierungs- und Fachstelle „Demokratie leben!“), Museumsleiter Dr. Frank Wilschewski und Bürgermeister Mirko Spieckermann (v. lks.) bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Dienstag.

Bild: Marlies Henke

Neustadt in Holstein. „Bis zum 14. Lebensjahr war er gut genährt. Er hatte eine warme Wohnung und ein eigenes Bett. Mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen im September 1939 änderte sich alles.“ Die Rede ist hier von Josef Jakubowicz, der 11 Zwangsarbeits- und Konzentrationslager überlebte. 34 seiner jüdischen Familienangehörigen wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Eine Ausstellung im zeiTTor beschäftigt sich mit dem Leben von Josef Jakubowicz.
 
Die Ausstellung „Überlebensberichte von Josef Jakubowicz“ thematisiert auf 16 Tafeln mit Fotos und Texten das Überleben in nationalsozialistischen Lagern und das Schicksal der Familie von Josef Jakubowicz. Daneben erfahren die Besucherinnen und Besucher etwas über den Kampf des 2013 verstorbenen Jakubowicz gegen Neonazis und Antisemitismus sowie über seinen Freund Shlomo Lewin, der 1980 von einem ehemaligen Mitglied der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ ermordet wurde.
 
Das Schicksal von Josef Jakubowicz zeige eindrucksvoll, wie es trotz der ungeheuerlichen Ereignisse und leidvollen Lebensumstände möglich gewesen sei, mithilfe von Courage, Kampfgeist und Kommunikationsfähigkeit zu überleben, sagte Bürgermeister Mirko Spieckermann im Rahmen der Ausstellungseröffnung am vergangenen Dienstag. Erst relativ spät hätte Jakubowicz über seine Erlebnisse berichtet, unter anderem in Schulen. „Es ist nach wie vor wichtig zu zeigen, wozu Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus führen können“, betonte Spieckermann.
 
Uwe Muchow, Vorsitzender vom Verein der Freunde und Förderer des Museums der Stadt Neustadt, sprach von Demut, mit der man automatisch durch die Ausstellung gehen würde und erkenne, was mit Menschen geschehen kann, die einer Diktatur unterlegen sind. „Die Erinnerung an die schlimme Zeit im Dritten Reich ist notwendig, damit die Menschen von heute verstehen, warum wir nicht in die Extreme abrutschen dürfen“, betonte Muchow.
 
Danny Seidel, Leiter der Koordinierungs- und Fachstelle „Demokratie leben!“, der die Wanderausstellung nach Neustadt holte, erinnerte an den Beginn der antisemitischen Pogrome der Nazis vor 83 Jahren. Mit Ausstellungen wie die über Jakubowicz oder über Anne Frank im August wolle man den wachsenden Antisemitismus entgegentreten und die Bürgerinnen und Bürger für diese Thematik sensibilisieren. Der Kern dessen, was es zu sagen gäbe, läge in dem Zitat des italienischen Schriftsteller Primo Levi: „Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen.“
 
Die Sonderausstellung des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung basiert auf Forschungsergebnisse der Nürnberger Sozialwissenschaftlerin Birgit Mair. Sie findet im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ statt und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Noch bis zum 28. November können die „Überlebensberichte von Josef Jakubowicz“ samstags und sonntags von 14 Uhr bis 16 Uhr besichtigt werden. Weitere Termine für Schulklassen sind möglich. (he)


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