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„Ausgrenzung schafft Gewalt“

Kreispräsident Peter Sönnichsen (2.v.l) nahm an der Kranzniederlegung zum Gedenken an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs in Plön teil.

Kreispräsident Peter Sönnichsen (2.v.l) nahm an der Kranzniederlegung zum Gedenken an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs in Plön teil.

Plön (kud). Es gibt Menschen, mit denen niemand etwas zu tun haben will. Aber warum ist das so und was bewirkt eine solche Ausgrenzung? Um diese Fragen und die Möglichkeit, durch Liebe und Versöhnung ein gesundes zwischenmenschliches Klima zu schaffen, ging es bei der diesjährigen Gedenkfeier zum Volkstrauertag in der Aula des Plöner Gymnasiums. Viele Worte brauchten der katholische Pastoralreferent Michael Veldboer und Pfarrhelfer Hermann Kopf nicht, um den rund 150 Gästen vor Augen zu führen, was Ausgrenzung mit den Menschen macht. Sie führt zu Mutlosigkeit; Traurigkeit, aber auch Hass, der in Gewalt mündet. Betroffen seien stets Menschen mit anderem Glaubens- oder kulturellem Hintergrund. Hier sei jeder gefordert, durch Liebe, Anerkennung, Wertschätzung und Toleranz ein positives Klima zu schaffen. Welchen Schaden systematische Ausgrenzung anrichten kann, mit diesem Thema haben sich in den vergangenen Wochen auch vier Jugendliche der Gemeinschaftsschule Plön beschäftigt. Sie recherchierten über das Leben dreier junger Soldaten jüdischen Glaubens, die alle im Ersten Weltkrieg starben. Gefolgt waren sie einem ausdrücklichen Appell des Kriegsministeriums, mit ihrem Einsatz an der Front ihre Zugehörigkeit zum deutschen Volk zu beweisen. Tausende folgten dem Aufruf, verloren ihr Leben auf dem Schlachtfeld. Der Dank: Im Dritten Reich wurden deutsche Juden „Volksfeind Nummer eins“. Die Betroffenheit ist Eileen Kalff, Julia Acimovic, Leon Sonnemann und Jonas Titze bei ihrem Vortrag deutlich anzumerken. Sie hatten die Recherchen freiwillig in ihrer Freizeit betrieben. Von der Freundschaft der deutschen Bundeswehr mit einer ganz speziellen amerikanischen Gruppe berichtete Fregattenkapitän. Es geht um die American Jewish Community, die sich weltweit für die Aussöhnung der Welt mit den Juden einsetzt. „Bei unserem Besuch in Amerika durften wir keine Uniform tragen und es gab Überlebende des Holocaust, die anfangs nicht einmal bereit waren, mit uns zu sprechen. Aber die Jüngeren haben sie dann doch überzeugt.“ Die Gestaltung des musikalische Rahmenprogramms hatte Shenoll Tokaj, Konzertmeister des Symphonischen Orchesters Plön, übernommen. Stimmungsvoll schmiegten sich Vivaldis „Winter“, Andante Festivo von Jean Sibelius und schließlich sogar Beethovens „Ode an die Freude“ in die nachdenkliche Veranstaltung ein. Versöhnung – mit diesem Wunsch gingen am Sonntag alle Teilnehmer hinüber zur Gedenkstätte, um dort bei der Niederlegung der Kränze nicht nur der Soldaten des Ersten Weltkrieges zu gedenken, sondern aller, die auch heute Ausgrenzung statt Versöhnung erfahren.


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