

Preetz (tg). Zwei Tage Politik hautnah erleben, eigene Ideen und Verbesserungsvorschläge entwickeln und diese mit Kommunalpolitikern diskutieren. Im Rahmen des Projektes „Jugend entscheidet“ fand kürzlich im Jugendzentrum am Wasserturm eine Werkstatt für Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren statt. Gemeinsam mit Politikern, Vertreterinnen aus der Verwaltungen und Jugendarbeit wurden kommunalpolitische Themen entwickelt und eigene Anträge an die Stadtvertretung formuliert. „Es gab in Preetz schon Jugendparlamente in den Schulen, aber diese Idee hat sich leider nicht verstetigt“, erklärt Bürgermeister Björn Demmin.
Deshalb jetzt sein Anlauf mit der Jugendwerkstatt und dem Programm „Jugend entscheidet“. „Wir wollen als Stadt einfach schauen, für welche Themen sich Jugendliche interessieren und wie die Kommunalpolitik diese umsetzen kann“, so Demmin. Positiver Nebeneffekt dabei: die Schüler erfahren dadurch wie Demokratie funktioniert und welchen Weg eine Idee bis hin zur Verabschiedung in der Stadtvertretung nehmen muss. „Jugend entscheidet“ ist ein Projekt der Hertie-Stiftung. Preetz wurde unter 150 Bewerbungen als eine von 15 Kommunen deutschlandweit ausgewählt und als einzige in Schleswig-Holstein. „Wir wollen einfach erreichen, dass Jugendliche und Politiker sich vor allem begegnen, dann beide Seiten voneinander lernen und von einer langfristigen Zusammenarbeit profitieren“, betont Katharina Hübsch von der Hertie-Stiftung. Die Motivation unter den Jugendlichen war an beiden Tagen der Jugendwerkstatt hoch und alle hatten zahlreiche Ideen und Verbesserungswünsche mit im Gepäck. Helene ist über ihre Schule auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. „Ich möchte etwas in der Stadt Preetz verändern“, erklärt die 12jährige. Ihr Vater ist Kommunalpolitiker und über seine Erzählungen ist die Schülerin neugierig geworden und hat sich gleich bei der Jugendwerkstatt angemeldet. Mia hingegen hat über Facebook von der Veranstaltung erfahren. Ihr geht es vor allem um eine Verbesserung des ÖPNV.
„Die Busverbindung nach Schönberg ist schlecht und auch die Verbindungen innerhalb von Preetz, vor allem am Wochenende“, schildert die 17jährige, die in Schönberg zur Schule geht. „Ich möchte mich hier gerne einbringen, um nach Lösungen zu suchen“, erklärt die Schülerin, die zugleich auch Schülersprecherin an ihrer Schule ist. Das Thema Verkehr bewegt auch Elias, 14 Jahre. „Ich möchte vor alle sichere Radwege, gerade auf dem Schulweg und im Berufsverkehr!“, betont der Achtklässler. Sein Freund Jan, 16 Jahre, erklärt: „Mich interessiert vor allem Politik und ich möchte mich einbringen.“ Nach einem Crashkurs in Kommunalpolitik und einem Brainstorming am Montagnachmittag ging es für die Schüler am Dienstag darum, ihre Ideen zu diskutieren, nach Umsetzungsmöglichkeiten zu beurteilen, einzelne Vorschläge auszuwählen und als konkrete Anträge an die Kommunalpolitik zu formulieren. In einer fiktiven Sitzung der Stadtvertretung, unter der Leitung von Bürgermeister Demmin, wurden diese Anträge dann kontrovers diskutiert und anschließend wurde darüber abgestimmt. Folgende Anträge wurden verabschiedet: Erweiterung des Skateparks, Prüfung der Errichtung eines Dirtparks (Mountainbikestrecke), Erweiterung des Angebots an öffentlichen Fitness-/Sportgeräten im Wehrberg, Verbesserung der Beleuchtung an den Fahrradstraßen, Verbesserung des Angebots an Mädchenteams bei den Sportvereinen, Ausbau der Radwege und des ÖPNV. Diese Anträge werden jetzt in die jeweiligen Fachausschüsse gegeben und dann in einer Stadtvertretersitzung beschlossen. Björn Demmins Fazit: „Es hat allen Jugendlichen sehr viel Spaß gemacht; - sie haben gesehen, dass sie sich einbringen können und wahrgenommen werden. Jetzt heißt es für die Politik: hier weiter am Ball zu bleiben.“