

Preetz. Bilder zerstörter Gebäude, idyllische Landschaften
von Stränden und Olivenhainen oder Schnappschüsse historischer Ruinen oder
knabbernder Ziegen – die privaten Handyfotos von in Preetz lebenden Flüchtlingen
sind Thema einer Ausstellung im Haus der Diakonie. Unter dem Titel „Verlorene
Heimat“ stehen 20 Bilder aus Eritrea, Syrien und Irak im Mittelpunkt,
aufgenommen mit eigenen Handys – vermutlich nicht mit dem Bewusstsein, die
Heimat bald verlassen zu müssen. Häufig sind die Kriegsschäden erst auf den
zweiten Blick zu erkennen – es ist der Blick der Handykamera auf Momente der
Erinnerung – ungefiltert und authentisch. Organisiert wird diese besondere
Ausstellung vom Arbeitskreis Alltagsleben/Kultur der Flüchtlingshilfe Preetz.
„Die Idee entstand im Gespräch mit den Asylbewerbern in den Sprachkursen“,
erzählt Initiatorin Dr. Julia Katharina Koch. „Sie zeigten uns Fotos ihrer
Heimatorte, ihrer Familie und Freunde. Doch zahlreiche Flüchtlinge haben
überhaupt keine Erinnerungsfotos, weil sie in ihrer Heimat keine Mobiltelefone
besessen haben, weil sie überstürzt aufgebrochen sind oder weil sie auf der
Flucht alles verloren haben.“ Stellvertretend für diese Lebensgeschichten hängen
auch drei schwarze Bilder zwischen den Fotos. Was ist Heimat? Für die
Neu-Preetzer aus Eritrea, Irak und Syrien sind es in erster Linie die Menschen,
aber auch der Ort, ihr Haus, der Familienbesitz, die eigene Firma oder der
Olivenhain im Schnee. „Häufig wurden die Fotos unter Gefahren geschossen“,
berichtet Julia Koch, „denn in diesen Ländern ist es generell verboten,
militärische Einrichtungen und öffentliche Bauten zu fotografieren. Geringfügige
Verstöße können zu großen Schwierigkeiten mit der Polizei führen.“ So zeigt ein
Foto aus Latakia idyllische Fischerboote am Strand, daneben – nicht im Bild –
befindet sich Syriens größte Hafenanlage mit Kriegsschiffen. „Das berührt“, so
Julia Koch. Da bei allen Fotografen das Asylbewerbungsverfahren noch nicht
abgeschlossen ist, werden zu ihrem Schutz die Bilder in der Fotoausstellung
anonym gezeigt. Unter jedem Bild steht eine kurze Erklärung. „Auch ohne viele
Worte schwingt in den Bildern die Sehnsucht nach der verlassenen Heimat, der
Stolz auf Familienbesitz und die Trauer des Verlustes mit.“
Die Fotoausstellung „Verlorene Heimat“ der Flüchtlingshilfe Preetz ist noch
bis 8. Dezember im Haus der Diakonie, Am Alten Amtsgericht 5 in Preetz zu sehen.
Öffnungszeiten: montags bis freitags 9 bis 18 Uhr. (sh)