Ireen Nussbaum

„Verlorene Heimat“ -Ausstellung privater Fotos von Flüchtlingen

Wulf Hansen hilft Astrid Sörensen-Petersen und Dr. Julia Katharina Koch (v.li.) bei der Auswahl der richtigen Bilder für die richtige Wand im Haus der Diakonie. Jenseits der anonymen Bilder und Nachrichtenflut aus den Krisenländern zeigt die Ausstellung private Fotos von Flüchtlingen, die seit einem Jahr in Preetz Sicherheit und Ruhe finden.

Wulf Hansen hilft Astrid Sörensen-Petersen und Dr. Julia Katharina Koch (v.li.) bei der Auswahl der richtigen Bilder für die richtige Wand im Haus der Diakonie. Jenseits der anonymen Bilder und Nachrichtenflut aus den Krisenländern zeigt die Ausstellung private Fotos von Flüchtlingen, die seit einem Jahr in Preetz Sicherheit und Ruhe finden.

Preetz. Bilder zerstörter Gebäude, idyllische Landschaften von Stränden und Olivenhainen oder Schnappschüsse historischer Ruinen oder knabbernder Ziegen – die privaten Handyfotos von in Preetz lebenden Flüchtlingen sind Thema einer Ausstellung im Haus der Diakonie. Unter dem Titel „Verlorene Heimat“ stehen 20 Bilder aus Eritrea, Syrien und Irak im Mittelpunkt, aufgenommen mit eigenen Handys – vermutlich nicht mit dem Bewusstsein, die Heimat bald verlassen zu müssen. Häufig sind die Kriegsschäden erst auf den zweiten Blick zu erkennen – es ist der Blick der Handykamera auf Momente der Erinnerung – ungefiltert und authentisch. Organisiert wird diese besondere Ausstellung vom Arbeitskreis Alltagsleben/Kultur der Flüchtlingshilfe Preetz. „Die Idee entstand im Gespräch mit den Asylbewerbern in den Sprachkursen“, erzählt Initiatorin Dr. Julia Katharina Koch. „Sie zeigten uns Fotos ihrer Heimatorte, ihrer Familie und Freunde. Doch zahlreiche Flüchtlinge haben überhaupt keine Erinnerungsfotos, weil sie in ihrer Heimat keine Mobiltelefone besessen haben, weil sie überstürzt aufgebrochen sind oder weil sie auf der Flucht alles verloren haben.“ Stellvertretend für diese Lebensgeschichten hängen auch drei schwarze Bilder zwischen den Fotos. Was ist Heimat? Für die Neu-Preetzer aus Eritrea, Irak und Syrien sind es in erster Linie die Menschen, aber auch der Ort, ihr Haus, der Familienbesitz, die eigene Firma oder der Olivenhain im Schnee. „Häufig wurden die Fotos unter Gefahren geschossen“, berichtet Julia Koch, „denn in diesen Ländern ist es generell verboten, militärische Einrichtungen und öffentliche Bauten zu fotografieren. Geringfügige Verstöße können zu großen Schwierigkeiten mit der Polizei führen.“ So zeigt ein Foto aus Latakia idyllische Fischerboote am Strand, daneben – nicht im Bild – befindet sich Syriens größte Hafenanlage mit Kriegsschiffen. „Das berührt“, so Julia Koch. Da bei allen Fotografen das Asylbewerbungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist, werden zu ihrem Schutz die Bilder in der Fotoausstellung anonym gezeigt. Unter jedem Bild steht eine kurze Erklärung. „Auch ohne viele Worte schwingt in den Bildern die Sehnsucht nach der verlassenen Heimat, der Stolz auf Familienbesitz und die Trauer des Verlustes mit.“
 
Die Fotoausstellung „Verlorene Heimat“ der Flüchtlingshilfe Preetz ist noch bis 8. Dezember im Haus der Diakonie, Am Alten Amtsgericht 5 in Preetz zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags 9 bis 18 Uhr. (sh)


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