Seitenlogo
Reporter Eutin

Der neue Kalender zum alten Preis

Eutin (cb). Auch wenn die Druckkosten im Vergleich zum Vorjahr um etwa 45 Prozent gestiegen sind, bleibt der Preis mit zwölf Euro für den Kalender „Eutin in alten Ansichten“ für 2024 auf dem Niveau der vergangenen sechs Jahre. „Es soll niemand anfangen, am Kalender sparen zu müssen. Dafür verzichten wir auf unseren Anteil am Verkaufserlös“, erklärten Regine und Karlheinz Jepp unisono. Beide haben zum dritten Mal mit ihrem Büro für Eutiner Stadtgeschichte den Kalender aufgelegt. „Seit 1995 gibt es ihn in der jetzigen Form mit historischen Fotos und er wurde für 2021 letztmalig von der Bürgergemeinschaft Eutin herausgegeben“, berichtete Regine Jepp und bedankte sich bei Elke Kock und Aloysius Kroll für die redaktionelle Unterstützung.
Die dreißigste Jubiläumsausgabe ergänzt das Kompendium der Eutiner Stadtgeschichte erneut mit spannenden Anekdoten und bemerkenswerten Fotografien. Für alle Menschen, die sich für Eutins Historie interessieren, ist dieser Kalender quasi ein Muss. Davon kann auch Jakob Sperrle, der seit 2021 der Stadtarchivar Eutins ist, ein Lied singen. „Die Geschichten und alten Fotos in den letzten 29 Ausgaben haben mir in meiner Arbeit schon sehr geholfen“, berichtete er während der Kalendervorstellung. Eutins neuer Bürgermeister Sven Radestock hat gute Erinnerungen an die ersten Ausgaben des Kalenders. „1996 und 97 durfte ich an der Erstellung redaktionell mitwirken. Das hat mir großen Spaß gemacht und ich freue mich, dass sich Regine und Karlheinz Jepp so sehr für den Fortbestand des Kalenders engagieren.“
Wieder haben die beiden Autoren für den 2024er Kalender alte Zeitungen gewälzt, Erinnerungsalben studiert und sich mit Menschen unterhalten, die etwas zu den Themen aus der Vergangenheit beisteuern konnten. So entstanden auf dreizehn Rückseiten des Kalenders die kurzweilig erzählten Geschichten über die Eutiner Geschäftsleute im Wandel der Zeiten.
Es war der gelernte Goldschmied Robert Schade, der in der Lübecker Straße sein Geschäft eröffnete und somit eine lange Goldschmiedetradition in Eutin fortsetzte. Darüber hinaus engagierte er sich neben anderen ehrenamtlichen Aktivitäten in der Stadtpolitik und machte sich für die Gründung einer Feuerwehr stark.
Auch die Apotheker der Stadt haben eine lange Geschichte. Sie gehörten zur feinen Eutiner Gesellschaft und verkauften nicht nur Pillen, Tinkturen und Salben, sondern handeln auch mit Tabak, Gewürzen, Konfitüren und Benzin.
Die Kaufleute Hegge und Huster hatten ihr gutgehendes Geschäft im Hause Markt 2. Als gläubiger Katholik war es für Luis Hegge ein Dorn im Auge, dass es in Eutin zu der Zeit keine katholische Kirche gab. Kurzer Hand richtete er in seinem Laden eine Betstube ein. In diesem Raum befindet sich heutzutage das Trauzimmer des Rathauses.
Über die drei Eutiner Meiereien erzählt der Kalender, dass sie im Zusammenschluss so erfolgreich waren, sodass sie im ausgehenden 19. Jahrhundert sogar Handel mit London trieben.
Auch heute ist die Firma Cobobes ein bekanntes Unternehmen in der Stadt. Dieser Firmenname ist keine Abkürzung für irgendwas, sondern stammt von dem erfolgreichen Brunnenbohrer Otto Cobobes, der 1895 seinen Kupferschmiedebetrieb eröffnete.
Motorräder und Automobile wurden ab den 1920er Jahren von Julius Steinhöfel in der Plöner Straße 11 repariert.
Wer gerne Eis isst, kennt sicher auch die Fissauer Firma Stöckel. Es ist bis heute eine Erfolgsgeschichte, von der im Kalender ebenso berichtet wird, wie vom Aufstieg und Fall der Tütenfabrik, die von Carl Friederichsen gegründet wurde und der Geschichte der alteingesessenen Kaufmannsfamilie Falckenhagen.
Die Autoren geben Einblicke in die Arbeitswelt der vier Ziegeleien und der Eutiner Schlachtereien. Und sie erzählen, dass die Friseure des 19. Jahrhunderts sich nicht nur mit dem Haarschnitt befassten, sondern der Kundschaft nebenbei auch Zähne zogen.
Dr. Werner Pistor war Optiker und Hörgeräteakustiker von internationaler Bedeutung. Mit einer Würdigung seiner Arbeit findet der Kalender seinen Abschluss.
Mit ihren Texten haben Regine und Karlheinz Jepp einige Szenen der Eutiner Geschichte wieder aufleben lassen. „Die Arbeit der beiden ist so wichtig, um die Geschichte der Stadt lebendig zu halten“, stellte Kreispräsident Harald Werner fest. Bürgervorsteher Dieter Holst ergänzte, dass die älteren Eutinerinnen und Eutiner Blatt für Blatt sehr viel Bekanntes wiedererkennen können.


Weitere Nachrichten aus Eutin am Mittwoch

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen