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Reporter Eutin

Malenter Ferienkinder auf Zeitreise

Bild: E. Dörrhöfer

Malente (ed). Klar kann man in den Ferien nach Spanien reisen oder nach Dänemark oder sogar weiter weg, aber so weit wie die Kinder der von den OGS der Malenter Grundschulen organisierte Ferienbetreuung hat es ganz sicher niemand geschafft, denn die haben gleich eine echte Zeitreise gemacht. Zwei Wochen lang haben sie quasi im Mittelalter verbracht – „bis auf heute“, erzählt Amelie, „heute haben wir getrommelt, das war auch cool.“
Immer eine Hälfte der Sommerferien sorgt das Team der vom Kinderschutzbund Ostholstein getragenen Offenen Ganztagsschulen der Malenter Grundschulen dafür, dass die Malenter Kinder rundum tolle Ferien haben – mit einem coolen Motto und einem bunten Programm mit Ausflügen, Spielen, Basteln und ganz viel Spaß passend zum Thema. Liebevoll, kreativ und mit keiner Sekunde Langeweile machen die BetreuerInnen jeden Ferientag zum Erlebnis. Schon ein halbes Jahr vorher wird das Thema ausbaldowert, damit noch genug Zeit ist, das Programm auf die Beine zu stellen. Und die Kinder sind schwer begeistert, denn ganze tausend Jahre sind sie rückwärts in der Zeit gereist, denn „das Mittelalter war vor tausend Jahren“, erklärt Neele. Und wie das da so war, das konnten sie an einem echt mittelalterlichen Ort erleben, an der Turmhügelburg in Lütjenburg – „die Häuser waren aus Holz, nicht aus Stein“, erklärt Amelie und Eva ergänzt: „Manchmal auch nur aus Lehm.“ Neele erzählt, dass die Leute damals mit ihren Tieren unter einem Dach geschlafen haben. „Die Kühe, Pferde und Schafe waren mit im Haus.“ Dafür aber war der Backofen mitten im Dorf und riesengroß – so groß, dass alle 21 Kinder reinpassten, die mit auf dem Ausflug waren, berichtet Bendick. „Es gab aber auch noch einen kleineren“, weiß Vlad. In diesen Backöfen wurde nur einmal im Monat Brot für alle gebacken – „deswegen musste das letzte Brot in Wasser eingeweicht werden“, erzählen die Kinder, nur die reichen Leute konnten ihr Brot in Fleischbrühe tunken. Aber über Brot, egal wie hart es war, freute sich jeder, denn „sonst gab es nur Hirsebrei ohne alles, nur mit Wasser.“ Richtig begeistert sind die Kinder von der Vorstellung, dass hier echte Krieger gelebt haben, die ihre Feinde mit Pfeil und Bogen oder der Armbrust beschossen – wer Freund oder Fein war, erkannte man von hoch oben auf dem Burgturm nur an den Flaggen, sagt Lou. Und besonders erstaunt sind sie von mittelalterlichen Strafmaßnahmen wie dem Pranger. „Die kamen dann mit dem Kopf und den Händen da rein und man durfte sie mit faulen Eiern und so beschmeißen.“ Wie das so war, konnte auch gleich ausprobiert werden: „Wir durften den Kopf mal in den Pranger stecken.“ Mal gut, dass die Strafe für Diebe nicht auf dem Programm stand, denn wer stahl, bekam die Nase oder das Ohr geschlitzt – daher übrigens stammt das Wort Schlitzohr.
Beim Ausflug ins Kreismuseum in Plön dann durften die Zeitreisenden selber in die Mittelalterkluft schlüpfen – Slawenkleider und die „Klamotten“ von Rittern konnten hier anprobiert werden. „Wir hatten aber die Kleider von Leuten an, die nicht reich waren“, sagt Yara, „ganz einfache Kleider.“ „Und wir durften einen Ritterhelm aufsetzen und eine Rüstung anziehen“, strahlt Piet, „und ein Holzschwert schwingen. Und Frau Dummer hatte ein Kettenhemd an.“ „Das war auch ganz schön schwer. Wir hatten eine wirklich tolle Führung“, erzählt Gabi Dummer aus dem Team der Ferienbetreuung, „und gelernt, wie die Menschen damals gelebt haben, sogar wie sie Stoffe gefärbt, wo sie geschlafen („auf einem Bett aus Stroh, staunt Leo) und was sie angezogen haben.“ Und eine ganze Menge über die Gepflogenheiten und Seltsamkeiten des Mittelalters – „nur die Freien hatten einen Bart“, sagt Are. „Die anderen durften keinen haben, damit man sie erkennt.“
Weil es im Mittalter noch Feinde gab, die gefährlich werden konnten, hatte die Bogenabteilung des Malenter Schützenvereins die Großen der Zeitreisenden eingeladen, sich mal mit Pfeil und Bogen auseinanderzusetzen. „Wir duften richtig Bogenschießen“, ruft Fiete, „das war cool.“ Die Kleineren bastelten sich derweil Pfeil und Bogen selbst und übten, damit auf potentielle Nahrungsmittel zu schießen – leider kein Wildschwein weit und breit.
Am vorletzten Tag dann standen echte Ritterspiele in der Sporthalle auf dem Programm – einen Ritterorden bekam, wer erfolgreich Türme erkletterte, sich über Burggräben schwang und Tunnel durchkroch.
Zwischendurch wurden Murmelsäckchen gebastelt und Holzmesser geschnitzt, echte kleine Katapulte und ein riesengroße Webrahmen gebaut, eben alles, was man so im Mittelalter brauchte. Und nach dem Mittagessen gab es jeden Tag ein Stück der Abenteuer von Ritter Trenk zum entspannen und weil Geschichten immer gut sind. Zwischen zehn und 23 Kindern tummelten sich in den vergangenen beiden Wochen in der Ferienbetreuung – „richtig tolle Kinder“, strahlt Gabi Dummer, „das macht großen Spaß.“ Das finden die Kinder auch – nach ihren zwei vorletzten Sommerferienwochen gefragt, gibt es nur eine Antwort: Cool!


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