Seitenlogo
Reporter Eutin

Ein Ort der Preetzer Geschichte

Preetz (ed). Der Preetzer Friedhof ist ein außergewöhnlicher Ort – grün, friedlich, außer wenn die Bahn kommt (aber er dürfte einer der wenigen Friedhöfe mit Bahnübergang sein), bewachsen mit uralten Bäumen, die ebenso von der Geschichte des Friedhofes künden wie die Grabstätten, die weit zurückreichen. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. „Gerade zu dieser Jahreszeit ist es besonders schön hier“, sagt Anne-Kathrin Kalb, die seit guten 20 Jahren über den Preetzer Friedhof führt, jede Grabstelle, jede Geschichte dazu kennt.

 

Am kommenden Sonntag, dem 4. Juni wird sie wieder an der schönen Friedhofskapelle stehen und auf ihre Gäste warten – dann findet die nächste, die Himmelfahrts-Ersatz-Friedhofsführung statt, bei freiem Eintritt ist das eine Zeitreise durch die Preetzer Geschichte. Zusammen mit Friedhofsverwalter Detlef Beisner, der ebenfalls die eine oder andere Geschichte beisteuern kann, wird die geschichtlich bewanderte und mit Humor und Scharfsinn ausgestattete Preetzerin beweisen, dass ein Friedhof nie „nur“ Begräbnisstätte sondern immer auch ein großes Stück Geschichte ist.

 

„Ich bin sehr glücklich, dass es eine solche Friedhofsführung gibt“, so Detlef Beisner, „sie hat längst Tradition und sorgt dafür, dass die Geschichten, die Menschen weiterleben, aber auch, dass der Friedhof mit Leben erfüllt wird, das ist auch der Sinn eines Friedhofs.“ Denn immer schafft Anne-Kathrin Kalb es, Geschichte in faszinierende Geschichten zu verpacken, von schrägen Vögeln und bedeutenden Persönlichkeiten zu erzählen und sie mit der Gegenwart zu verbinden – das beste Beispiel ist ein Begräbnis, das erst im Februar hier stattfand. Mit prominente Gästen aus der Filmbranche.

 

„Man könnte fast sagen: Ein Preetzer kehrt heim“, sagt die Friedhofsführerin mit dem Händchen für so spannende wie informative Geschichten. „Beigesetzt wurde Prof. Dr. med Dr. hc Uwe Henrik Peters, seines Zeichens nicht nur bedeutender und weltweit hochangesehener Psychologe sondern auch Schriftsteller.“ In Preetz beigesetzt wurde der gebürtige Kieler, weil er in der Schusterstadt aufgewachsen ist – seine Tochter, Schauspielerin Carolin Peters, hat ihn im Familiengrab bestatten lassen. Von ihm wird Anne-Kathrin Kalb berichten und erstaunliche Verbindungen in die Vergangenheit aufdecken – ältere Preetzer erinnern sich vielleicht, wie ihre Eltern und Großeltern von „Dr. Max“ sprachen, aber auch über sein nicht minder spannendes schriftstellerisches Werk.

 

So hat er „Gefangen im Irrenhaus – Robert Schumann“ ein Werk über den Komponisten und seine Ehe mit Clara Wieck verfasst, das auch als Hörbuch herauskam. Auch ein Buch über den Psychiater Karsten Jaspersen hat er geschrieben – Jaspersen war ebenfalls gebürtiger Preetzer, sein Vater leitete die Heilanstalt auf dem Mühlenberg. Karsten Jaspersen war zwar Mitglied der NSDAP, aber einer der wenigen Ärzte, die gegen die NS Euthanasie angingen – er starb 1968 in Plön.

 


Von den Familien Jaspersen und Peters wird Anne-Kathrin Kalb berichten und was Letztere mit der Königlich Privilegierten Apotheke zu tun hat – ein Hinweis: Im Familiengarb sind auch Mitglieder der Familie Hoeppner zu finden. Wie immer wird sie auf ihrem Rundgang über den Preetzer Friedhof auch an den Gräbern anderer bedeutender PreetzerInnen stehenbleiben. Und hier wird auch, wer bereits mit ihr über den Friedhof gewandert ist, über neue Geschichten staunen können, denn Geschichte ist bekanntermaßen niemals auserzählt. „Außerdem wird natürlich der Zweite Weltkrieg eine Rolle spielen“, kündigt Anne.-Kathrin Kalb an, „schließlich ist der 8. Mai noch nicht lange vorbei.“

 

So habe Preetz, als 1945 die Besatzer kamen, gerade mal 75 Jahre das Stadtrecht gehabt – und der alte Friedhof war gerade erst 110 Jahre alt. In diesem Zusammenhang darf selbstverständlich keinesfalls „der Pabst“ fehlen, Johann Gotthilf hieß er und hatte eine Eckkoppel. Die, so bot er an, wolle er als Friedhof stiften, denn der Platz in der und um die Kirche herum war bei der wachsenden Bevölkerung der florierenden Handwerksstadt Preetz längst knapp geworden – unter der Bedingung, dass er selber als Allererster dort beigesetzt würde. Ob ihm dieser Wunsch erfüllt worden ist und wieso sein Grab trotz aller Widrigkeiten in der Mitte des Friedhofs von Linden umgeben ist, das verrät Anne-Kathrin Kalb am kommenden Sonntag – Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Friedhofskapelle.


Weitere Nachrichten aus Plön/Preetz

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen