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Reporter Timmendorf

Bau der neuen Seebrücke in Timmendorfer Strand schreitet mit großen Schritten voran

Timmendorfer Strand. Der Bau der neuen Seebrücke in Timmendorfer Strand schreitet mit großen Schritten voran: Seit Mitte Februar werden die einzelnen bis zu 18 Tonnen schweren Stahlsegmente aufgelegt. Zuvor wurden insgesamt 39 Pfähle gesetzt und in den Boden gerammt, davon acht Pfähle im Widerlager auf dem Seebrückenvorplatz und 31 Pfähle am Strand und im Wasser. Zur ersten Bauphase, der Gründung der Seebrücke („Los 1“ der Bauarbeiten), gehören nicht nur die bereits abgeschlossenen Rammarbeiten, neben den 39 Pfählen die zehn Anlegedalben und 13 Schutzdalben am Kopf der Brücke, sondern auch die derzeitigen Restarbeiten des Korrosionsschutzes und das Aufschweißen der Deckel auf die offenen Pfähle. Das geschieht unter weißen Zelt-Arbeitsplattformen, die vom Land aus wie weiße Glocken aussehen. „Das Aufschweißen dauert seine Zeit,“ erklärt Antonius Gerdes, Geschäftsführer der SSM-Stahlbau GmbH aus Westoverledingen (bei Leer) beim Pressetermin auf der Großbaustelle am Strand. „Der Stahl muss auf 110 Grad vorgewärmt werden, und pro Pfahl werden etwa 30 Kilo Schweißdraht benötigt.“

 



Wöchentlich ein neues Stahlsegment für die neue Brücke

 

 

Mehr von den Arbeiten ist direkt am Strand zu sehen. Mitte Februar wurde das erste Brückensegment aus Stahl aufgelegt und anschließend folgte die Bewehrung und Betonage des Widerlagers. „Das ist eine sehr wichtige Konstruktion der Brücke mit einem Gesamtgewicht von 28 Tonnen und muss viel aushalten,“ so Gerdes. „Es muss die gesamte Spannung der Brücke, die durchs Ausdehnen und Zusammenziehen des Stahls entstehen, aufnehmen.“ Allein das Widerlager liegt auf acht Pfählen, die in den Untergrund des Seebrückenvorplatzes gerammt worden. Diese Gesamtkonstruktion bildet den Übergang vom Land auf die zukünftige, 430 Meter lange Seebrücke, die im Herbst 2023 fertiggestellt sein soll. „Nach einigen, kurzen Verzögerungen wegen Frost Ende 2022 und der Walschonzeit, liegen wir gut im Zeitplan,“ berichtet Gesine Muus, Werkleiterin des Kurbetriebes der Gemeinde Timmendorfer Strand.

Jetzt befindet man sich bereits im „Los 2“ der Bauarbeiten (Stahlbau) und es werden die einzelnen 23 Stahlsegmente Stück für Stück auf die Pfähle gesetzt. Die Segmente werden im Stahlwerk in Leer gefertigt, in den Hafen nach Neustadt in Holstein transportiert und von dort per Schiff zur Baustelle nach Timmendorfer Strand geschifft. Nach dem Aufsetzen eines Stahlsegmentes mit Hilfe eines großen Krans werden vor Ort die Tragarme an das Segment geschweißt. Diese Arbeiten dauern in der Regel gut eine Woche. Somit wächst die neue Seebrücke fast wöchentlich um jeweils ein Segment. „Verzögerungen kann es allerdings geben, wenn wir zu viel Ost-Wind haben,“ berichtet Bauleiter Sebastian Stoll, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Dr. Lehners Wittorf, im Gespräch mit dem „reporter“.

Auf die 23 Stahlsegmente werden im „Los 3“ der Bauarbeiten simultan die Bohlen aus Bongossi-Holz montiert und die Elektroarbeiten ausgeführt. Das 11,3 Millionen Euro teure Bauwerk, das bei Fertigstellung aus der Luft wie eine Schlinge eines Schiffstaus aussehen wird, erhält einen illuminierten Rundgang mit aufwändiger Beleuchtung. Wenn das Holz auf der Brücke befestigt wurde, können auch die Elektroarbeiten beginnen. Aber nicht nur die Illuminierung der neuen Seebrücke ist eine Besonderheit.

 



Weltweit einzigartiges Bauwerk

 

 



„Es handelt sich hier um ein integrales Bauwerk, das heißt es ist ein fugenloses Bauwerk,“ berichtet SSM-GmbH-Geschäftsführer Antonius Gerdes stolz. „So wie die Stahlkonstruktion hier steht, gibt es sie nicht zweimal auf der Welt.“ Das Tragwerk wird vollgeschweißt, fugenlos und aus hochlegiertem Baustahl hergestellt. „Es ist dadurch von der Bauweise und vom Tragwerk 20-fach anspruchsvoller als übliche Seebrücken wie zum Beispiel die, die in Scharbeutz oder Haffkrug entstehen. Meistens werden Betonfertigteile verbaut, hier in Timmendorfer Strand aber nicht.“

Anders als in der Nachbargemeinde Scharbeutz gibt es Timmendorfer Strand auch keine derart schwindelerregenden Kostenexplosionen für die neue Seebrücke. Lagen die veranschlagten Kosten im Sommer 2020 zwar noch bei rund 7,5 Millionen Euro netto, sind es jetzt 11,3 Millionen Euro – davon 7,9 Millionen Euro Fördermittel.

Eine drastische Steigerung der Gesamtkosten wie in der Gemeinde Scharbeutz, wo sich die Kosten für den Bau der beiden Seebrücken in Scharbeutz und Haffkrug fast verdoppelt haben, blieb in der Gemeinde Timmendorfer Strand aus. „Wir haben schnell reagiert und den Stahl für die Brückenkonstruktion bereits im Frühjahr 2022, kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, gekauft, also vorsorglich, weil ein drastischer Preisanstieg zu erwarten war,“ so Kurbetrieb-Werkleiterin Gesine Muus.

Zum weiteren Zeitplan: Bis April sollen die Deckelschweißarbeiten (Abschluss Los 1) fertiggestellt sein und bis August der Stahlbau. Wenn weiterhin alles nach Zeitplan läuft, kann im Herbst die Einweihung der neuen, einzigartigen Seebrücke vor dem Maritim Seehotel gefeiert werden. (rk)


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