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20 Jahre Lehrbetrieb bei der DGzRS – Abschied von Vormann und Ausbildungsleiter Horst Kagel

Neustadt. Am vergangenen Freitag gab es bei der Ausbildungsstation der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) Grund zum Feiern, denn die Einrichtung in Neustadt existiert nun bereits seit 20 Jahren. Gleichzeitig hieß es aber auch Abschied nehmen, da der langjährige Vormann und Ausbildungsleiter Horst Kagel sein Amt auf eigenen Wunsch in jüngere Hände legte. Seine Nachfolger heißen ab sofort Wolfgang Behnk, der das Amt des Vormanns der freiwilligen Ausbilder übernommen hat und Susanne Salm-Hain, die in Zukunft den Lehrbetrieb der Ausbildungsstation leiten wird.
 
In seiner Begrüßung der vielen geladenen Gästen erinnerte Horst Kagel an das gemeinsam Erlebte und den beachtlichen Weg, den man in den vergangenen 20 Jahren zurückgelegt habe. „Anfangs haben wir nur vier Lehrgänge im Jahr gemacht, jetzt sind es 20 bis 25“, erzählte Kagel dem reporter. Der 74-Jährige war selbst viele Jahre Soldat auf dem Wieksberg, zuletzt Kapitänleutnant. 1996 war er Freiwilliger auf dem Neustädter Seenotrettungsboot „Crempe“ und erst wenige Jahre im Ruhestand. Um den Seenotrettern zentrale Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen, ergriff er die Initiative und nutzte die Kontakte zu seinen ehemaligen Kollegen. „Unsere damals neue, technisch komplexe Rettungsweste erforderte die zentrale Schulung von Seenotrettern aller 54 DGzRS-Stationen“, erinnert sich Kagel. Er regte an, dies bei der Marine in Neustadt anzubieten – gut zu erreichen für die Kollegen zwischen der Emsmündung im Westen und dem Stettiner Haff im Osten.
 
Zwischen Weihnachten und Silvester 1995 fand dieser erste kleine Seenotretter-Lehrgang auf dem Wieksberg statt. Schnell entstand die Idee, eine Ausbildungswoche zu konzipieren, einschließlich Sicherheit und Seemannschaft, Brand- und Leckabwehr. Kagel und fünf weitere ehemalige Marinesoldaten boten sich als freiwillige Ausbilder an. Größte Veränderung und gleichzeitig Voraussetzung für Kontinuität war 2004 der Erwerb des Gebäudes der ehemaligen Standortverwaltung durch die DGzRS. Seither verfügt die Ausbildungsstation auf 900 Quadratmetern Nutzfläche über eigene Büros und Unterrichtsräume, vor allem aber über eigene Unterbringungsmöglichkeiten für Mensch und Material. „Kein Vergleich zu den anfänglichen Sechs-Mann-Stuben der Marine“, blickt Kagel mit einem Schmunzeln zurück.
 
Der stellvertretende Vorsitzende der DGzRS Michael Schroiff honorierte die mehr als beachtliche „zweite Lebensleistung“ Kagels, der nun auf eigenen Wunsch „von der Brücke“ gehe. Gleichzeitig bedankte er sich bei den Frauen der Ausbilder, die ebenfalls einen wesentlichen ehrenamtlichen Beitrag geleistet hätten. Waltraut Kagel, Wilma Büttner, Uschi Brandes und Annegret Lademann bereiteten in den vergangenen Jahren während der Lehrgangswochenenden täglich das Frühstück und organisierten das Mittagessen für die Teilnehmer. Zudem verabschiedeten die Anwesenden den Ausbilder und Kagels Stellvertreter Dieter Conradi, der seine Tätigkeit bei der DGzRS ebenfalls beenden wird.
 
DGzRS-Geschäftsführer Udo Helge Fox kam die Aufgabe zu, die neuen Köpfe der Ausbildungsstation zu begrüßen. Der neue Vormann Wolfgang Behnk bekannte in Richtung Horst Kagel: „Du hast ein großes Feld bestellt und wir treten in sehr große Fußstapfen“. Gleichwohl freue er sich auf die neue Aufgabe, so der erfahrene Stationsmanager. Wolfgang Behnk (64) ist seit 2011 freiwilliger Ausbilder auf der Ausbildungsstation Neustadt und freiwilliger Rettungsmann auf dem Seenotrettungskreuzer Hans Hackmack (Station Grömitz). Der gebürtige Schleswiger ist gelernter Kfz-Mechaniker und Maschinenbaumeister. Bei der Marine fuhr er als Unteroffizier, schiffstechnischer Offizier und leitender Ingenieur auf U-Booten, Schnellboten, Tendern und Fregatten. Susanne Salm-Hain (47) unterrichtet seit 2013 auf der Neustädter Ausbildungsstation Standard Marine Communication Phrases (SMCP) für den maritimen Sprechfunkverkehr sowie technische Navigation. Sie leitet den Lehrbetrieb der Station seit Anfang 2015. Ihren Dienst bei der DGzRS begann sie ebenfalls 2013 als Freiwillige auf dem Seenotrettungskreuzer Hermann Rudolf Meyer (Station Bremerhaven). Die gebürtige Schwarzwälderin studierte Architektur und Stadtplanung und kam durch die internationale professionelle Überführung von Segelyachten zur Seefahrt.
 
Über die Ausbildungsstation
Gegründet wurde die Ausbildungsstation der Seenotretter am 26. August 1996 unter dem Namen SAR-Schule der DGzRS, Außenstelle Neustadt. Zehn freiwillige Ausbilder sind ehrenamtlich tätig. Die meisten von ihnen sind nach wie vor ehemalige Marinesoldaten. Rund 4.500 Teilnehmer haben die Lehrgänge durchlaufen. Ganz überwiegend sind sie Seenotretter der DGzRS. Aber auch Externe wie Feuerwehrleute, die im Einsatz mit der DGzRS hinausfahren, oder Kollegen aus dem Ausland waren darunter. Gäste aus 14 verschiedenen Nationen sind registriert. Um die Seenotretter umfassend auf ihre gefahrvollen Aufgaben vorzubereiten, hat die Ausbildungsstation Neustadt i. H. zentrale Bedeutung neben der Simulatorausbildung in der SAR-Schule der DGzRS in Bremen und der ständigen Aus- und Fortbildung durch Stationsausbilder. Außerdem nutzt die DGzRS Ausbildungsmöglichkeiten Dritter, darunter Wasserschutzpolizei, Berufsfeuerwehren, Technisches Hilfswerk und private Einrichtungen. (gm/red)


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