Petra Remshardt

200 Jahre Grömitzer Wal

Grömitz. Einer der berühmtesten Grömitzer ist in seinem Heimatort kaum bekannt. Wie das Haus der Natur - Cismar mitteilt, ist der 21. Februar 2019 der 200. Todestag des „Grömitzer Wals“. Vor 200 Jahren strandete ein Seiwal in Grömitz. Dieser ist so bedeutsam, weil nach dem Grömitzer Exemplar die Art „Seiwal“ (Balaenoptera borealis) beschrieben wurde. Der Fund war also das Typus-Exemplar dieser bis knapp 20 Meter langen Wal-Art, der Name Grömitz ist damit als Typus-Fundort untrennbar mit dem wissenschaftlichen Namen des Seiwals verbunden. Seiwale wurden bisher nur dreimal in der Ostsee gefunden. Das 1819 angespülte Exemplar erregte damals großes öffentliches Interesse. Schon ein paar Tage vorher war das Tier im flachen Wasser zu beobachten gewesen. Der verendete Wal wurde am 21. Februar an Land gezogen und nach damaligen Berichten „die Bauchhöhle des ausgeweideten Tieres mit Kräutern ausgestopft“. Spekulanten vor Ort kauften den Kadaver und ließen ihn mit einem Ballastboot nach Lübeck transportieren. Der Seiwal hatte eine Länge von 15 Metern und muss auch ausgeweidet noch mehr als 10 Tonnen gewogen haben. Wie das mehrfache Verladen des Tieres von Grömitz nach Lübeck und dann über den Stecknitzkanal mit Umladen in Lauenburg nach Hamburg und später nach Berlin bewältigt wurde, ist heute kaum noch vorstellbar. Ab dem 31. März 1819 wurde der sicherlich schon stinkende Wal in der Hamburger Speicherstadt ausgestellt. Schon vorher hatten zahlreiche Zeitungen deutschlandweit (und später sogar international) über die Strandung berichtet. Das Berliner Naturkundemuseum erwarb den Wal, er kam dort per Schiff Anfang Mai an. Professor Rudolphi, der damalige Direktor des Naturkundemuseums in Berlin, sezierte das Tier und beschrieb und zeichnete seine Anatomie. Die eigentliche Artbeschreibung wurde aber erst 1828 von dem französischen Biologen Lesson veröffentlicht. Das Skelett wurde im Berliner Naturkundemuseum ausgestellt. Nachdem große Bereiche des Museums im 2. Weltkrieg durch Bombentreffer zerstört wurden, galt der Grömitzer Wal als verloren. Dr. Bernd Sahlmann, inzwischen verstorbener Wissenschaftler aus dem Haus der Natur - Cismar fragte in Berlin gezielt nach, daraufhin wurde 2013 auf dem Dachboden des Berliner Museums eine große Kiste entdeckt, die Teile des Skeletts eines Seiwals enthielt. Damit sind vermutlich doch noch Teile des Grömitzer Wals erhalten. Anatomische Details des Tieres wurden vor 200 Jahren mehrfach abgebildet. Eine bekannte Darstellung des Grömitzer Wals stammt von Brandt und Ratzeburg in ihrem ersten Band zur „Medizinischen Zoologie ...“ 1829. (red)


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