

Eutin. „Das Brötchen ist zu weich! Die Backzeit war nicht
vernünftig“, urteilt Bäckermeister Manfred Klausberger nach einem Daumendruck in
die aufgeschnittene Brötchenhälfte. Dann seufzt er: „Früher gab es nur drei
Brotsorten: Weißbrot, Mischbrot und Schwarzbrot. Außerdem zwei bis drei
Brötchensorten. Das war alles. Heute gibt es weit über tausend Sorten!“ Manfred
Klausberger weiß, wovon er spricht, denn er ist seit 60 Jahren im Beruf und auch
jetzt noch dabei, wenn es - wie am Donnerstag und Freitag auf dem LGS-Gelände -
um die Qualität des täglichen Brots und der täglichen Brötchen geht. Er
assistierte ehrenamtlich gemeinsam mit Christa Bollow dem professionellen
Brotprüfer Michael Isensee, der im Auftrag der Bäckerinnung in einem Zelt in der
Stadtbucht zwei Tage lang seinem Job mit einem scharfen Sägemesser und genau so
scharfem Prüfblick, Tastsinn und Geschmackssinn nachging. Das macht Isensee
schon seit 25 Jahren und an die hundertmal im Jahr. Dieses Mal waren es sieben
noch selbst backende Betriebe unserer Region, die sich der Qualitätskontrolle
freiwillig stellten: die Bäckereien Börke (Fehmarn), Thaysen (Neukirchen),
Landbäckerei Puck (Grube), Sesselberg und Scheel (Neustadt), Gerdts (Laboe) und
Klausberger (Eutin).
Warum nur sieben Betriebe an der von der Innung angebotenen Prüfung
teilnahmen? Hans-Peter Klausberger erklärt sich dies mit der sinkenden Zahl der
noch selbst produzierenden Bäcker. „Andere trauen sich vielleicht nicht, oder
sie sind von ihren Backwaren total überzeugt“, so Klausberger. Dabei habe die
Prüfung lediglich eine Rat gebende Funktion, die folgendermaßen abläuft: Mit
einem „Guthaben“ von 100 Punkten treten die Bäcker an, und wenn irgendetwas
verbesserungsbedürftig ist, gibt es Punktabzug.
„Wenn von fünf zur Begutachtung eingereichten Brötchen zwei oder drei auf
Anhieb mit Hohlräumen auffallen, muss man das Problem mit dem Kollegen
ansprechen“, erläutert Isensee. Die meisten Produkte seien ja in Ordnung, doch
wenn es Beanstandungen gebe, dann handele es sich meist um typische wie: Zu viel
oder zu wenig Salz, nicht ausgebackene Produkte, zu viel Hefe (was man am
teigigen Geschmack merke), feste und trockene Krume (was auf Wassermangel
hinweise) oder extreme Lockerheit.
Das Ergebnis der diesjährigen Prüfung hört sich jedenfalls gut an: Von
insgesamt 62 Brotproben erhielten 40 die Note „sehr gut“, 15 die Note „gut“,
während es bei sieben Proben nicht ganz zur Prämierung reichte. Von den 38
Brötchenproben wurden 30 als „sehr gut“ beurteilt, 6 als „gut“ und 2 als
teilweise verbesserungsbedürftig. Wirklich gravierende Ausfälle gab es nicht.
Besonders begeistert von den Brot- und Brötchenkrümeln zeigte sich eine
Entenfamilie. Die Entenmutter und ihre halbstarken Küken durften ab und zu davon
naschen, denn die leckeren Backprodukte waren nach prüfendem Betasten,
Betrachten, Beriechen und Probieren selbstverständlich für den menschlichen
Gebrauch „verloren“. (wh)