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Simon Krüger

Corona im Amateurfußball - wie reagieren die Vereine?

Der Ausbruch des Coronavirus war für viele Vereine in Deutschland ein harter Schlag. Nicht so sehr für die Klubs in der Bundesliga, die sich um Millionenbeträge streiten. Nein, es geht vielmehr um die Klubs in den zahlreichen Amateurligen von Nord bis Süd, die nicht selten in finanzielle Schieflage geraten. Wie reagieren sie auf die veränderten Bedingungen und was ist in den kommenden Wochen zu erwarten?
 
Einschränkungen auf allen Ebenen
Von der Kreisliga bis zum Sportmagazin, vom Bratwurststand bis zum Sicherheitsdienst - in der aktuellen Zeit gibt es dank der Spielpause in keiner Liga einen Gewinner. Das gilt auch in Ostholstein, wo zwar kein Bundesliga-Klub beheimatet ist, sondern vor allem kleinere Vereine aktiv sind. Alle sehen sich derzeit ihrer größten Einnahmequelle, den Zuschauern, beraubt. Im Interview mit Wettbasis erklärte Wettprofi Joachim Marnitz, wie sich Corona auf Sportwetten auswirken könnte. Er sprach bereits im Februar von umfangreichen Absagen und geht davon aus, dass Großveranstaltungen zu Saisonbeginn weiterhin unwahrscheinlich sind. Die Frage für die Amateurklubs in Ostholstein ist, wie viele Zuschauer für eine Großveranstaltung im Stadion sein müssen. Sollte die Rückkehr auf Kapazitäten unter 1.000 Menschen möglich sein, wäre dies eine gute Nachricht von Eutin bis Bad Schwartau.
 
Aktuell ruht der Spielbetrieb durch die Anordnungen des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes SHFV bis zum 3. Mai 2020 und könnte abhängig der politischen Entscheidungen weiter verlängert werden. Dennoch ist es das große Ziel des Verbandes, die Saison zu Ende zu spielen. Dafür will der SHFV den Vereinen eine Vorlauffrist von mindestens 14 Tagen eingestehen. Verbandspräsident Uwe Döring betont, dass aktuell nur eine kurzfristige Planung möglich sei. Man stehe allerdings „weiterhin im engen Austausch mit dem Deutschen Fußball-Bund, den fünf Regionalverbänden sowie den anderen 20 Landesverbänden, um eine möglichst einheitliche Vorgehensweise zu erreichen“.
 
Finanzielle Folgen bei Abbruch schwerwiegend
Die Deutsche Fußball Liga DFL hat ein umfangreiches Hygiene- und Organisationskonzept vorgelegt, um den Umgang mit dem Coronavirus klar zu definieren. Dass Ähnliches in der Verbands- oder Kreisliga umgesetzt werden könnte, ist nicht realistisch. Schon längst wurden Wettbewerbe unter den Profiligen in anderen Nationen komplett abgesagt, zum Beispiel in England. Je länger die Wartezeit andauert, desto wahrscheinlicher wird dieser Schritt auch in Deutschland, nachdem sich die einzelnen Landesverbände nun miteinander abstimmen. Doch während Profispieler guten Gewissens auf Teile ihres Gehalts verzichten können, gestaltet sich dies im Amateurfußball schwieriger. Ein Spieler aus Hessen, der die Anonymität vorzog, betonte in einem Interview mit mittelhessen, dass er gerade erst ein Haus gebaut habe und dementsprechend Schulden zurückzahlen müsse. Dies sei es nur mit einem anderen Nebenjob möglich, doch die Entscheidung liege letztlich beim Verein.
 
Schon vor dem Coronavirus ging es vielen Amateurvereinen finanziell nicht gut. Das Thema der vernachlässigten Basis beim Deutschen Fußball Bund durchzieht die Diskussionen der letzten Jahre. Deshalb können viele Verantwortliche jetzt auch nicht nachvollziehen, dass angesichts der Hilfegesuche Kritik auf sie einprasselt. Für viele Klubs ist Ende April die entscheidende Zeit, um die Weichen für die Zukunft stellen zu können. Da viele Unternehmen, die als Sponsoren der kleineren Vereine auftreten, selbst um das wirtschaftliche Überleben kämpfen, haben sie derzeit andere Interessen als den Fußball im eigenen Fokus. Allzu lange ist die Situation jedoch für alle Seiten nicht zu überstehen. Umso wichtiger wäre es, im Mai wieder zu spielen und die Saison zu beenden. Damit der lokale Klub auch 2020/21 noch live zu sehen ist.


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