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Marco Gruemmer

Das Leben von Rehkitzen retten - Hof Krummbek mit Drohnentechnik gegen den Mähtod

Krummbek. Vorsicht ist bekanntermaßen die Mutter der Porzellankiste. Und in diesem Fall sogar lebensrettend.
 
Man mag sich dieses Szenario kaum vorstellen: Ein kurzes, schmerzhaftes Fiepen, ein Rumpeln und das zerbrechliche Wesen haucht zwischen den gewaltigen Messern der Mähmaschine sein Leben aus - die feinen Knochen zertrümmert, der Körper aufgeschlitzt. Der vermeintliche Schutz des hohen Grases, in dem sich das Rehkitz instinktiv vor der drohenden Gefahr weg ducken wollte, ist ihm zum tödlichen Verhängnis geworden. Noch Tage lang wird die Mutter des Jungen an die Stelle kommen, wo sie es abgelegt hat, und nach ihm suchen.
 
Doch die eigentliche Tragik: viele dieser Unfälle, von denen jährlich tausende auf deutschen Wiesen passieren, lassen sich weitgehend vermeiden, wenn beispielsweise Landwirte, Jäger und Hilfskräfte gemeinsam ein paar Vorkehrungen treffen.
 
Beispielhaft geht der Landwirtschaftsbetrieb Hof Krummbek mit dieser Problematik um. Martin de la Motte und Sohn Johann, die mit ihren Mitarbeitern neben Milchviehwirtschaft, Acker- und Futterbau sowie Biogasanlage rund 150 Hektar Wiesen und 100 Hektar Ackergras bewirtschaften, haben ein hochmodernes System entwickelt, das vor allem auf den technischen Fähigkeiten einer Drohne basiert. „Damit können wir eine fast einhundertprozentige Sicherheit für die Rehkitze garantieren“, erklärt Johann de la Motte bei einem Ortstermin mit dem reporter.
 
Die Zeit, in die Gefährdung für die Jungtiere am höchsten ist, liegt von Mai bis Mitte Juni. Die Kitze, zwei im Schnitt, werden von den Ricken im hohen Gras abgelegt und alleine gelassen, kommen nur alle drei bis vier Stunden zur Fütterung.
 
 
Noch vor einigen Jahren waren es andere Methoden, mit denen man versucht hatte, die Kitze zu retten. Pfähle, piepende Feuermelder oder Handywarngeräte - sinnvoll, aber mit Lücken in der Erkennung. Mit dem Einsatz der Drohne ist die Findungsrate enorm gestiegen. Allein in der aktuellen Mähsaison konnten bislang über 60 Rehkitze vor dem sicheren Tod bewahrt werden.
 
Für Johann de la Motte beginnt der Tag sehr früh am Morgen. Gegen 4 Uhr ist er mit seinen Helfern auf der Wiese. Im feuchten, kniehohen Gras stehend, fliegt er das Gelände mit der Drohne mit bis zu 40 km/h Quadratmeter um Quadratmeter ab. Wird ein Rehkitz entdeckt, kommen die Helfer ins Spiel. Mit dem Hinweis auf die genaue Position rücken sie aus, sichten das Tier und fangen es mit der Vermeidung von Körperkontakt ein. Die Kitze werden anschließend in einen mit gut einem Drittel mit Gras gefüllten, verschlossenen Karton gesteckt und am Wiesenrand abgelegt. Nach dem Mähvorgang werden die Tiere an selber Stelle wieder freigelassen und mit der Mutter vereint. Am Nachmittag erfolgt noch jeweils eine Kontrolle durch den hiesigen Jäger.
 
„Das Ganze ist eine freiwillige Leistung“, betont Johann de la Motte. Zwar gebe es die gesetzliche Vorgabe etwas zu tun, der Umfang obliege jedoch einem freien Handlungsspielraum. Er selbst sehe sich in der Verantwortung, Flora und Fauna nach bestem Wissen und Gewissen zu schützen. Mit der Rettung von Rehkitzen ist für dieses Vorhaben schon eine Menge getan. (mg)


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