Kristina Kolbe

Digitale Informationstafel an Stele 12 vermittelt Wissen zu den Todesmärschen

Sven Veit von der Gedenkstätte Ahrensbök, Bürgermeister Mirko Spieckermann und ZVO Vertriebsleiter Alexander Winter (v. lks.) haben die digitale Erinnerungstafel enthüllt. (Foto: Stadt Neustadt)

Sven Veit von der Gedenkstätte Ahrensbök, Bürgermeister Mirko Spieckermann und ZVO Vertriebsleiter Alexander Winter (v. lks.) haben die digitale Erinnerungstafel enthüllt. (Foto: Stadt Neustadt)

Bild: Stadt Neustadt

Neustadt in Holstein. „Heute versammeln wir uns an dieser historischen Stelle, um einen weiteren Meilenstein in unserer gemeinsamen Erinnerungskultur zu setzen.“ Mit diesen Worten begrüßte Bürgermeister Mirko Spieckermann zur feierlichen Enthüllung der neuen Infotafel, die an der Stele Nummer 12 im Lienau-Park steht und diese nun um ein digitales Angebot ergänzt.

Insgesamt kennzeichnen zwölf Stelen auf dem Weg von Lübeck nach Ostholstein die Strecke des Todesmarsches, den tausende Insassen der Konzentrationslager unter unmenschlichen Bedingungen kurz vor Kriegsende gezwungen wurden zu gehen. Das Aufstellen der Stelen hatte die Gedenkstätte Ahrensbök im Jahr 1999 initiiert. Stele 12 markiert den letzten Abschnitt des Todesmarsches von Auschwitz an die Ostsee, wo die Häftlinge auf das Passagierschiff „Cap Arcona“ sowie die Frachter „Athen“ und „Thielbeck“ gebracht wurden – bevor diese am 3. Mai 1945 von der britischen Luftwaffe bombardiert wurden. Über 7.000 Menschen starben.

„Auch die Todesmärsche gehören zu einer Erinnerung, die wir nicht loslassen dürfen“, bekräftigte Spieckermann. Damit dieses Wissen auch für nachfolgende Generationen zugänglich bleibt, hat man sich für eine digitale Ergänzung entschieden. Auf der Tafel ist ein QR-Code abgebildet, der bald zu einer App führt, die viele weitere Informationen rund um die zwölf Stelen und den Todesmarsch bereithält.

Die Entscheidung für eine digitale Lösung sei Ausdruck des Verantwortungsgefühls, erklärte der Bürgermeister. Er sagte auch: „Digitalisierung heißt: Barrieren abbauen, Zugang erleichtern und vielschichtige Informationen in einer Tiefe vermitteln, die ein gedrucktes Schild allein kaum leisten könnte.“ Er hoffe, dass die digitalen Informationstafeln dazu beitragen, die Erinnerungen zu bewahren – und zwar als lebendiges, sich weiterentwickelndes Gedächtnis unserer Gemeinschaft.

Damit die Informationen künftig fließen können, hat die Gedenkstätte Ahrensbök unermüdliche Recherchearbeit geleistet und mit Archivpartnern sowie Zeitzeugen zusammengearbeitet. Auch lokale Historiker haben Informationen gesammelt, integriert und aufgearbeitet, und der Zweckverband Ostholstein stellte schließlich die nötigen finanziellen Mittel für die Tafeln zur Verfügung.

Während die Gruppe im Lienau-Park die Infotafel enthüllte, wurde für Mirko Spieckermann deutlich: „Die Stele liegt mitten im Alltag unserer Stadt – und wird doch zum Ort des Innehaltens. Wer hier vorbeifährt, mag im Trubel des täglichen Lebens stehen, aber die Stele und ihre digitale Ergänzung fordern uns auf: ‚Schau hin! Erinnere dich! Lerne aus der Vergangenheit! Keine Menschenseele darf je wieder als Zahl verkannt werden.‘“ (ko)


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