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Dokumentation eines Jahrtausendereignisses - Ausstellungseröffnung „Die Stumflut 1872“ in Kellenhusen

Kellenhusen. „Wir treffen uns hier heute eigentlich zu einem sehr traurigen Anlass“, begrüßte Touristikleiter Raymond Kisbye die Anwesenden am vergangenen Samstag bei der Eröffnung der Ausstellung „Die Sturmflut 1872“ im Biomaris-Raum an der Strandpromenade 15.

 

Am 12. und 13. November 1872 traf die schwerste Sturmflut aller Zeiten die südwestlichen Küsten der Ostsee zwischen Dänemark und Usedom. Bei eisigen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt mit andauerndem Schnee-, Schneeregen und Hagelschauern starben in dem Orkan mindestens 271 Menschen, Hunderte Schiffe sanken, Tausende Häuser wurden zerstört und mehr als 10.000 Nutz- und Haustiere ertranken. Die umfangreiche Präsentation dieses Ereignisses wurde in einer Sonderausstellung vom Verein der Regionalgeschichte der Gemeinde Scharbeutz e.V. erarbeitet und der historische Teil fand nun seinen Weg in das Ostseebad nach Kellenhusen, wo er auf 31 Schautafeln ausgestellt wird.

 

Neben Bürgermeisterin Nicole Kohlert und anderen Bürgermeistern aus den Nachbarorten des Ostseeferienlandes waren auch zahlreiche Interessierte gekommen, um sich die Darstellung der damaligen Ereignisse in Form von historischen Zeichnungen, Illustrationen, Fotos sowie Tagebucheinträgen, Dokumenten und Augenzeugenberichten anzuschauen.

 

Sven-Michael Veit hat die gesamte Ausstellung gemeinsam mit zwei weiteren Ehrenamtlern zusammengestellt und fand in seiner Eröffnungsrede eindringliche Worte: „Die Ostsee ist kein friedlicher kleiner Binnenteich. Das belegen die Aufzeichnungen aus den letzten 1.000 Jahren. Wir können erkennen, dass die Lage sich zunehmend verschärft. Die Sturmfluten werden häufiger und höher“. Die Wetterlage, die damals zu der verheerenden Flut, mit vielen Toten und großen Verlusten geführt hatte, sei durch eine nicht sehr ungewöhnliche Wetterlage entstanden, die jederzeit wieder auftreten könne. „Ich befürchte, dass die Sturmflut von 1872 wohl leider eher ein Jahrhundertereignis gewesen ist“, so Veit.

 

Die vollständige Ausstellung mit den zusätzlichen Themen „Küstenschutz“ und „Klimawandel“ ist im Museum für Regionalgeschichte der Gemeinde Scharbeutz in Pönitz zu sehen. In Kellenhusen werden Duplikate des dritten Teils, „Die Katastrophe“, gezeigt.

 

„KEL 1872“: Damals wurde auch ein Dampfer auf sein Route von Asien nach Lübeck, der Gin geladen hatte, Opfer der Fluten und sank vor Kellenhusen. Wie Raymond Kisbye erklärte, habe es keine Überlebenden gegeben, jedoch sei die Ladung gerettet worden. Aus diesem Grund wurde, quasi für die „Ruhe nach dem Sturm“, in Kellenhusen der Baltic Dry Gin „KEL 1872“ produziert. Er ist ab sofort bei der Tourist-Information und im örtlichen Handel erhältlich.

 

Öffnungszeiten: Die Ausstellung wird noch den gesamten Winter, täglich von 10 bis 17 Uhr zu sehen sein. (gm)


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