

Neustadt. Mit einer schlichten aber doch feierlichen Zeremonie ist am vergangenen Freitag ein neues Grabfeld auf dem Friedhof der Kirchengemeinde an der Kirchhofsallee in Neustadt eröffnet worden. Hier können künftig Eltern ihr Kind bestatten, wenn diese bereits im Mutterleib oder auch später, einige Tage oder wenige Jahre nach der Geburt verstorben sind. Das Grabfeld in der Nähe der Friedhofskapelle, in dessen Mittelpunkt eine runde steinerne Stele aufragt, ist auch als Ort des Gedenkens für diejenigen Eltern gedacht, die nie eine Chance hatten, ihr verstorbenes Kind zu beerdigen. Denn „Sternenkinder“, wie sie genannt werden, die mit weniger als 500 Gramm tot zur Welt kamen, können erst seit wenigen Jahren regulär auf einem Friedhof bestattet werden.
„Wenn ein alter Mensch stirbt, stirbt ein Teil unserer Vergangenheit. Wenn wir ein Baby oder Kind verlieren, stirbt ein Teil unserer Zukunft. Wie gut, dass es für Eltern mit dieser schmerzlichen Erfahrung jetzt einen Ort der Trauer auf dem Neustädter Friedhof gibt, der sie mit anderen Eltern verbindet und zusammenführt, die Ähnliches erleiden mussten. So kann man sich gegenseitig begegnen, sich stärken und gegenseitig trösten, statt mit dem eigenen Schmerz alleine zu bleiben. Eltern in der Trauer zu begleiten, ist für alle Seelsorger und die Pastorinnen unserer Kirche eine wichtige, aber auch sehr herausfordernde Aufgabe. Ich danke allen, die sich dieser Aufgabe mit Aufmerksamkeit zuwenden und dieses besondere Gräberfeld mit ihrer Unterstützung möglich gemacht haben“, sagte Propst Dirk Süssenbach, der das Engagement der Kirchengemeinde für dieses sehr sensible Thema würdigte.
Neustadts Bürgermeister Mirko Spieckermann betonte: „Ich wünsche den Eltern und weiteren Angehörigen, dass dieser Ort dazu beiträgt, sich mit dem Verlust auseinanderzusetzen, um so die schmerzliche Erfahrung in ihr Leben aufnehmen zu können.“
Pastorin Sarah Lotzkat, selbst Mutter eines Kindes, hatte den Anstoß für das Projekt gegeben. Sie hatte vor einiger Zeit erstmals Eltern bei der Bestattung ihres Kindes begleitet und war sehr davon berührt. „Ein Kind zu bestatten, ist nie einfach. Wir wollen einen Ort schaffen, wo Eltern und auch Geschwister trauern können“, so die Pastorin. Da gerade Kinder anders trauern als Erwachsene, ist der Platz auf dem Friedhof auch mit Spielmöglichkeiten ausgestattet. Sarah Lotzkat: „Es soll sich ein bisschen abheben von allen anderen Orten auf dem Friedhof. Er ist freundlich und erinnert mit den Motiven und der maritimen Vegetation ans Meer und an den Strand.“
Die runde Stele ist oben abgeschrägt. Ein Anker verweist als Symbol auf die christliche Verankerung im Leben und auf die schier unendliche Weite der See. Hinzu kommen Wellen und einige goldene Fische sowie ein Vers aus Psalm 139: „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe ich am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich rühren und deine Rechte mich halten.“
Auch für Steinmetz Patrick Marsen aus Lensahn, der in seinem Betrieb unter anderem auch Grabmale anfertigt, war die Arbeit an der Stele etwas Besonderes, auch wenn er schon häufig ähnliche Aufträge hatte. Doch alltäglich werden sie nie, wenn es um Kinder geht: „Die Gespräche mit den Eltern gehen einem sehr nahe. Man kann es nicht nachempfinden, aber wer selbst Kinder hat, bekommt eine Ahnung, wie schmerzhaft sich das anfühlen muss.“ (red/mg)