Kristina Kolbe

Ein Schnaps mit Wunderkräften

Neustadt. Er mache sanftmütig, sei hirnbildend und faltenrückbildend - Heinz Rades von den Neustädter Fischern war zu Lebzeiten wohl einer seiner größten Fans und Unterstützer und damit schon damals ein echter Influencer, bereits lange bevor die sozialen Medien dieses Phänomen gesellschaftsfähig gemacht haben.
 
Die Rede ist von dem Kräuterlikör Schit Lot Em (übersetzt: „bleib locker“), der nunmehr in dritter Generation in Neustadt produziert, abgefüllt und verkauft wird.
 
Schnapsmeister Friedrich-Karl Kasten hat dem reporter einen exklusiven Einblick in die Produktionsstätte gegeben und die Gelegenheit genutzt ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern.
 
„Mein Großvater hat den Kräuterlikör Mitte der 20er Jahre in Stettin entwickelt“, erzählt Kasten. Von dort aus fand das Rezept durch die Flucht des Großvaters schließlich nach Neustadt, wo er seitdem zubereitet wird.
 
Zunächst werde Sirup gekocht, dann die Kräutermischung und der reine Alkohol zusammengefügt. Dann muss der Schnaps drei Wochen lang in 200 Liter Tonfässern reifen, bevor er in die Abfüllung geht. „Ich habe jede Flasche ungefähr neun Mal in der Hand, bevor sie beim Kunden ankommt“, berichtet Kasten, denn in der Schit Lot Em Produktion ist jeder einzelne Schritt noch reine Handarbeit.
 
Nach der Reifezeit wird das Getränk erneut gefiltert, dann in Flaschen abgefüllt, fest verschlossen und schließlich etikettiert. Dafür gibt es in der Schit Lot Em Wirkungsstätte aber keine aufwendigen Maschinen oder Fließbänder. Das bedeutet natürlich auch, dass Friedrich-Karl Kasten höchstpersönlich jeden einzelnen Tropfen seines leckeren Likörs zurückverfolgen kann. Deshalb ist auch auf jeder Flasche handschriftlich die Nummer des Fasses vermerkt. Verkauft werden circa 3.500 Flaschen pro Jahr. In Neustadt bekommt man ihn zum Beispiel im Marienhof Bauernmarkt, bei famila, bei Nahkauf Schlüter und in einigen Geschäften in der Innenstadt. Auch einige Restaurants, wie beispielsweise die Strandliebe, das Pier 19 oder das Restaurant Gut Beusloe führen den Schnaps auf ihrer Getränkekarte.
 
Für 12,95 Euro ist eine 0,7-Liter-Flasche bei Friedrich-Karl Kasten persönlich natürlich ebenfalls erhältlich und auch der Online-Versand läuft gut, so werden Flaschen auch an viele nach der Flucht eingewanderten Pommern deutschlandweit verschickt.
 
Expansionspläne gibt es allerdings keine. Zu groß ist die Konkurrenz in der Kräuterlikör-Szene. Zu hoch das Risiko. „Ich sehe es als Traditionswahrung“, erklärt Kasten, der das Schnapsgeschäft irgendwann an Tochter Andrea Kasten übertragen wird, die schon jetzt fleißig mitmischt. So hat sie das Etikett der Flaschen einem Update unzterzogen und neu designen lassen. Außerdem hat sie durch die Erfindung des „Golden Punsh“, bei dem Schit Lot Em auf Eis mit Tonic-Water im Verhältnis zwei zu drei aufgegossen wird, möglicherweise ein neues Trendgetränk entwickelt. Auch beim Sirupkochen unterstützt sie ihren Vater schon jetzt tatkräftig. Die Zukunft des Schit Lot Em ist also gesichert. (ko)


Weitere Nachrichten aus Neustadt in Holstein

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen