

Süsel. Mit einem kurzweiligen und hintersinnigen Vergnügen startet die Niederdeutsche Bühne Süsel in die neue Spielzeit. Am 12. Oktober feiert „Thea maakt nich mit“ Premiere in der Theaterscheune.
Es gibt noch „Lüüd, de en Sinn hebbt für das Ole un Schöne“, lautet eine Weisheit aus dem aktuellen Stück der Niederdeutschen Bühne. In einer kleinen Gemeinde an der Ostseeküste allerdings soll anstelle des Olen un Schönen die Zukunft Einzug halten -– in Form einer modernen Feriensiedlung samt Wellness und Unterhaltung. So jedenfalls will es Bürgermeister Martin Bollmann, der damit nicht zuletzt Eindruck bei Sommergast Carola Ganowski schinden möchte. Die Städterin nämlich malt ihm die Veränderungen in den schönsten Farben aus: Wachküssen möchte sie das Dorf. Gewartet hat darauf freilich niemand, aber weil der Bürgermeister auch Besitzer der örtlichen Fleischfabrik ist und damit der größte Arbeitgeber am Ort, mag ihm niemand Paroli bieten. Niemand – bis auf Thea Witt. Wie die unaufgeregt und klug ihren eigenen Plan verfolgt, sich nicht einwickeln lässt und am Ende das Beste für ihr Zuhause herausholt, bringt Darstellerin Ursel Wolgast mit einem Maximum an Ausdruckskraft auf die Bühne. Seit mehr als 50 Jahren hat sie sich dem niederdeutschen Theater verschrieben, wurde vom Niederdeutschen Bühnenbund für ihr Engagement geehrt und ist Ehrenmitglied des Theatervereins. In mehr als 40 Stücken hat sie Regie geführt, selbst im Rampenlicht stand sie das letzte Mal vor zwölf Jahren. Damals war es nur eine kleine Rolle, jetzt aber war es Zeit zu zeigen, was sie kann: „Ich wollte einmal eine richtig schöne Rolle spielen. Dafür ist jetzt der richtige Zeitpunkt“, erklärt sie. Und Thea Witt ist genau die richtige Figur. Anne Vehres, dem Süseler Theater auch nach dem Ausscheiden aus dem Vereinsvorstand treu verbunden, hat das Stück für Ursel Wolgast gefunden.
Der Stoff stammt aus den 1970er Jahren, aber in der Süseler Bearbeitung kommt er topaktuell daher. „Darin, das Stück ins Hier und Jetzt zu holen, lag auch die Herausforderung“, sagt Carina Kohrt. Die Regisseurin inszeniert zum ersten Mal in Süsel. Die Theaterscheune ist ihr von früheren Gastspielen mit dem Plöner Theater „Zeitgeist“ bekannt. „Wir haben vieles verändert und modernisiert“, erzählt die Theaterpädagogin. So suchen die Gäste, die bei Thea Witt Quartier nehmen, Entschleunigung und Thea selbst hält sich mit Yoga in der Balance. Das ist auch nötig, denn um sie herum gerät vieles durcheinander: In der alten Mühle, die auf ihrem Land steht und der Ferienanlage weichen soll, lebt Momme Noogens, der um seine Bleibe fürchtet. Volker Paulsen spielt ihn mit einer fein austarierten Mischung aus Kauzigkeit und Mutterwitz. Theas Enkel, sympathisch natürlich dargestellt von Sven Körner, sorgt sich um seinen Studentenjob in der Fabrik des Bürgermeisters. Dass dessen Tochter Sandra seine Freundin ist, macht die Sache nicht weniger kompliziert. Alina Reese verleiht ihrer Sandra Entschlossenheit und agiert mit der Erfahrung, die sie bei der Jugendtheatergruppe, den Süseler „Kulturbanausen“, gesammelt hat. Ihren Vater spielt Uwe Bierans, der sein Bühnendebüt gibt und dabei eine richtig gute Figur macht. Und wenn Gisela Stooß-Klüß die Bühne betritt, mit großem Schmuck und großer Geste, glaubt man sich an die Promenade eines mondänen Seebades versetzt. Ihr Gegenpart ist Marisa Hasselmann (Angelique Barthel), die als selbstbewusste, moderne junge Frau mit Bodenhaftung punktet und ein Auge darauf hat, dass ihr Vater Jochen (herrlich widerspenstig: Detlef Storm) im Urlaub gesund lebt. Sie alle hat Thea Witt genau im Blick, während sie einen ganz eigenen Plan verfolgt – in dem, so viel sei verraten, kein Platz ist für ein neumodisches Ferienparadies.
Termine und Karten
Premiere ist am Samstag, dem 12. Oktober um 19.30 Uhr. Weitere Aufführungstermine im Oktober sind der 13., 20. und 27. jeweils um 18 Uhr sowie der 18., 19. und 26. Oktober jeweils um 19.30 Uhr. Auch für die Silvesteraufführung sind noch Tickets zu haben, genau wie für die Termine im Januar. Karten gibt es online unter www.theater-süsel.de oder unter Tel. 04524/1379 dienstags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr. Die Theaterkasse im Foyer der Kulturscheune ist Donnerstag von 17 bis 18 Uhr geöffnet. (red)