Marlies Henke

Gedenken an eine große Tragödie – Unterseeboot „Hai“ sank vor 50 Jahren

Die Ausbildungsboote der U-Boot-Lehrgruppe „U-Hai“ und „U-Hecht“ im Neustädter Hafen.

Die Ausbildungsboote der U-Boot-Lehrgruppe „U-Hai“ und „U-Hecht“ im Neustädter Hafen.

Neustadt. Am 12. September vor 50 Jahren verließ das Unterseeboot „Hai“ unter Kommandant Oberleutnant zur See Wiedersheim seinen Heimathafen Neustadt. Mit seinem Schwesterboot „U-Hecht“ und anderen Einheiten sollte es auf eine Ausbildungsfahrt Richtung Schottland gehen. Doch für die Besatzung wurde es die letzte Fahrt: Am 14. September 1966 gegen 19 Uhr sank „U-Hai“ im Sturm in der Nordsee, etwa 138 Seemeilen nordwestlich von Helgoland. 19 Männer kamen dabei ums Leben.
 
Schwerer Seegang hatte bereits am 12. September zu einem ersten Zwischenfall auf der Ostsee geführt: „U-Hecht“ havarierte, musste zurückkehren und „U-Hai“ setzte die Fahrt alleine fort. Zwei Tage später gegen 18 Uhr wurde das Boot von einer Welle überlaufen. Der Maschinenraum meldete Wassereinbruch und Kommandant Wiedersheim gab den Befehl zum Aussteigen. Doch erst am 15. September um 7.32 Uhr erfährt die Bundesmarine von dem Unglück, als ein englischer Trawler den Obermaat Peter-Otto Silbernagel aus der Ostsee rettete. Eine umfassende Suchaktion lief an, war jedoch erfolglos, Silbernagel blieb einziger Überlebender. Er fuhr weiter zur See und starb als Pensionär im Jahr 2013.
 
„Der Untergang von U-Hai hat ganz Neustadt in Schockstarre versetzt“, erinnerte sich Bürgervorsteher Sönke Sela im Gespräch mit dem reporter. Wie viele andere Neustädter kannte er einen der verunglückten Männer. „Diese U-Boot-Fahrer waren größtenteils ganz junge Menschen und hatten hier Familie, Freunde und Bekannte“, so Sela weiter. Bis ins Jahr 1990 erinnerte ein Gedenkstein in der Marinekaserne auf dem Wieksberg an das Unglück. Als die U-Boot-Lehrgruppe nach Eckernförde umzog, wurde der Stein jedoch mitgenommen. „Dieser Verlust hat die Marinekameradschaft Neustadt nicht ruhen lassen. Unter dem damaligen Vorsitz von Klaus Wensien konnte sie 2005 dank der Stadt, der Kirche und der Bevölkerung einen neuen Gedenkstein enthüllen“, berichte der heutige Vorsitzende der Marinekameradschaft Michael Weber. Auch zum 50. Jahrestag in der kommenden Woche soll hier der Tragödie gedacht werden:
 
Die Stadt Neustadt will zusammen mit der Deutschen Marine und der Marinekameradschaft Neustadt des 50. Jahrestages des Unterganges gedenken. Zu der Gedenkveranstaltung sind alle Bürger der herzlich eingeladen. Diese findet am Mittwoch, dem 14. September um 11 Uhr am Ehrenstein U-„Hai“ (unmittelbar neben dem Gebäude der Friedhofsverwaltung) statt.
 

Das Ausbildungsboot U-Hai
U-Hai hatte schon damals eine besondere Geschichte hinter sich: Das 250-Tonnen-U-Boot der Kriegsmarine war im März 1945 als „U-2365“ in Dienst gestellt worden und am 8. Mai 1945 im Kattegat gesunken. Der damalige Kommandant hatte das Boot fluten lassen, um es kurz vor Kriegsende nicht in Feindeshand fallen zu lassen. Nach mehr als elf Jahren ließ die damals noch junge Bundesmarine das Boot im Juni 1956 heben und instand setzen. Am 15. August 1957 wurde es dann als erstes U-Boot der Bundesmarine in Dienst gestellt. (he)


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