reporter Neustadt

Hätten wir die Worte, brauchen wir die Waffen nicht

Der Künstler und Industriedesigner Bernhard Stellmacher neben seinem Werk.

Der Künstler und Industriedesigner Bernhard Stellmacher neben seinem Werk.

Ein Kommentar zur Lichteraktion von Helmut Kurth Dorfvorsteher Haffkrug, Arbeitskreis 27. Januar Eutin
 
"Es war ein emotional sehr bewegender Lichterabend, der 27. Januar auf dem Cap Arcona Friedhof in Haffkrug-Neukoppel. Vor einem Meer an Windlichtern kämpfte ein Trompeten- und Geigenduo gegen die geräuschgewaltigen Windböen und viele Worte der Redner wurden von dieser Geräuschkulisse verschlungen. Manches erschien wie ein Aufbäumen gegen einen stürmischen und dunklen Abend, dem man entgegenrufen wollte, ja wir bekennen uns, nicht teilnahmslos und wegschauend am Rand zu stehen, sondern unsere Stimme zu erheben, um uns hörbar gegen jede Form von Gewalt und menschenverachtendes Handeln zu wenden.
 
Doch nicht nur dies sollte die Botschaft an die Besucherinnen und Besucher an diesem dunklen Abend sein. Etwas seitlich war ein schwarzer, hoher Käfig aufgebaut, in dem sich sieben weiße Taubenfiguren befanden. Der Stacheldraht in ihren Krallen sollte das Symbol ihres Widerstandes gegen Freiheit und Gewalt ausdrücken. Ein an der inneren Käfigdecke angebrachter Spiegel reflektierte die Tauben. Womit der Effekt erzielt werden sollte: Ja wir fliegen, wir leben noch. Auf dem Käfigbogen war Russischbrot ausgelegt, um an den derzeitigen Konflikt mit Russland zu erinnern. Der Künstler und Industriedesigner Bernhard Stellmacher sprach neben seinem Werk sehr eindringliche Worte, die mit dem Zitat von Moliere endeten „Wir sind auch verantwortlich für das, was wir nicht tun“.
 
Damit sprach er den Kern alle Bemühungen des Arbeitskreises 27. Januar an, den Friedhof Haffkrug-Neukoppel, über den lange Jahre geschwiegen wurde, als Ort zu gestalten, der mahnt, erinnert, mobilisiert. Und hierzu zählt ebenso ein entschiedenes Eintreten für den Frieden. Wie gebrechlich dieser ist, zeigt die derzeitige Auseinandersetzung an der ukrainischen Grenze zu Russland, wo gegensätzliche Systeme und geografische Ambitionen aufeinanderprallen. Insofern hat die Arbeit von Bernhard Stellmacher einen hohen Appellcharakter: Nutzen wir diesen Friedhof als ständigen Ort, um nach Worten und Wegen zu suchen, entschieden für den Frieden zu arbeiten.
 
Somit konnte vor dieser stimmungsvollen Kulisse mit dem Ringen der weißen Tauben nach Frieden, nicht eindrucksvoller und eindringlicher an eine Abwendung der kriegerischen Auseinandersetzung appellieren werden und das Russischbrot im Taubenkäfig an die Schlüsselrolle Russlands erinnern." (red)


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