

Neustadt/Eutin. Die Synode des Kirchenkreises Ostholstein, die coronabedingt online tagte, hat mit großer Mehrheit den Haushalt für das kommende Jahr beschlossen. Er hat ein Volumen von knapp 14,5 Millionen Euro, wovon fast 13,6 Millionen Euro als Einnahmen aus der Kirchensteuer erwartet werden und rund 700.000 Euro aus den Rücklagen entnommen werden müssen. Knapp 8,9 Millionen Euro stehen als Verteilmasse für die Kirchengemeinden und den Kirchenkreis zur Verfügung. „Aufgrund der aktuellen Kirchensteuereingänge und auch der Erwartungen des Landeskirchenamts für die Kirchensteuereinnahmen, haben wir für den Haushaltsplan 2022 die gleiche Verteilmasse wie für das Jahr 2021 vorgesehen“, erläuterte Verwaltungsleiter Dr. Matthias Hoffmann.
Für die weiteren Jahre würden zwar wieder leichte Steigerungen bei den Kirchensteuereinnahmen prognostiziert. Diese würden jedoch längst nicht ausreichen, um die zu erwartenden Tarifsteigerungen und anderen Kostensteigerungen aufzufangen. „Wir müssen alle weiter auf Habacht sein“, mahnte Hoffmann zu weiteren Sparanstrengungen.
„Ich kann den Sparzwang nachvollziehen“, sagte der Synodale Ernst Henning Rohland, Kirchengemeinderat aus Cleverbrück.
Er habe sogar als Landessynodaler auf Nordkirchenebene einen Sparhaushalt mitbeschlossen, doch letztlich wisse er nicht, wo beispielsweise bei ihm in der Gemeinde gespart werden könne, wenn doch 80 Prozent der Kosten dort Personalkosten seien. Propst Peter Barz zeigte Verständnis: „Ich kann den Frust sehr gut verstehen und auch nachvollziehen“, sagte er. Doch viel mehr noch beunruhige ihn selbst, dass die Zahl der Gemeindeglieder in Ostholstein erstmals unter die Zahl von 100.000 gefallen sei. „Wir müssen sehr, sehr viel tun, damit wir die Menschen vor Ort wieder erreichen“, so Barz.
Der Finanzausschuss des Kirchenkreises unter Vorsitz von Klaus Treimer empfahl die Zustimmung zum Haushalt, riet aber zur Ausgabendisziplin: „Wir planen eine Unterdeckung der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel – wie im Vorjahr, lediglich etwas niedriger.“ Am Ende wurde der Haushalt mit 48 Ja-Stimmen und einer Nein-Stimme verabschiedet.
Außerdem wurde eine Änderung am Pfarrstellenplan beschlossen, bei der es um die Zuordnung von bereits Beschäftigten im Bereich der Tourismusseelsorge und der touristischen Öffentlichkeitsarbeit geht.
Dass Corona seine Spuren in der Gesellschaft hinterlassen hat, davon wusste Nils Baudisch zu berichten, der seinen ersten Bericht als Geschäftsführer des neu geschaffenen Diakonischen Werks des Kirchenkreises gab. „Die Coronapandemie hat die Not größer werden lassen“, konstatierte er. Sowohl soziale Not wie auch die Vereinsamung von Menschen spielten dabei eine Rolle. Als eines der größten Probleme benannte Baudisch den Mangel an kostengünstigem Wohnraum in Ostholstein. Die Flüchtlings- und Migrationsproblematik werde ebenfalls ein großes Thema bleiben, sagte er
Viel Zuspruch erhielt Beate Brand, Leiterin des Kita-Werks des Kirchenkreises, für ihren Jahresbericht, der allerdings alles andere als positiv ausfiel, sondern deutlich machte, wie verheerend sich die Pandemie bei den Familien und in der Folge auch in den Kindertagesstätten bislang schon ausgewirkt habe. So hätten zum Beispiel viele der Mitarbeitenden krankheitsbedingt hohe Fehlzeiten gehabt, ohne dass der Betrieb der Kitas wegen Corona-Vorfällen ausgesetzt worden sei. Die Belastung der Mitarbeitenden sei enorm, so Brand.
Sie warnte, viele Mitarbeitende gingen in den kommenden Jahren in den Ruhestand, ohne dass entsprechend qualifiziertes Personal nachwachse. „Der Fachkräftemarkt, der ist leergefegt“, so die Leiterin des Kita-Werks.
Laut Brand werden etwas mehr als 1300 Kinder in den 28 Einrichtungen des Kita-Werks betreut, 271 davon bekämen ein kostenloses Mittagessen, weil die Eltern über zu geringe Einkommen verfügten. „Wir haben weiterhin in Ostholstein eine große Kinderarmut“, hielt Brand fest.
Ernüchtert zeigte sie sich über die neue Gesetzgebung des Landes zur Kindertagesbetreuung, die seit Anfang des Jahres gilt. Sowohl die Geschäftsstelle des Kita-Werks und die Einrichtungen hätten sich in den ersten Monaten „fast ausschließlich mit der Umsetzung von Verordnungen beschäftigt“, sagte sie. Brand betonte, sie hoffe, die inhaltliche Profilierung der evangelischen Kindertagesstätten als christliche Einrichtungen künftig wieder stärker in den Blick nehmen zu können.
Propst Dirk Süssenbach informierte zum Abschluss der Synode über das Vorhaben, zusammen mit dem Förderverein Hospiz Wagrien-Fehmarn e.V., der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Oldenburg in Holstein, der Diakonie Ostholstein gGmbH und dem Diakonischen Werk des Kirchenkreises konkrete Pläne für ein Hospiz in Oldenburg zu entwickeln. (red)