Alexander Baltz

„Man muss schon etwas verrückt sein“ - Warum der Schweizer René Oberhänsli den Fischtrawler „Dresden“ wieder flottmacht

Neustadt. Er ist gelernter Rheinschiffer, hat auf dem Bau, als DJ, Elektroniker, Bilddesigner und Modefotograf gearbeitet: René Oberhänsli (67) aus der Schweiz möchte nun als Rentner seinen Traum nicht nur an der Ostsee, sondern direkt auf der Ostsee leben. Im Juni hat er den alten Fischtrawler „Dresden“ gekauft, der bei Klüvers Brauhaus vor Anker liegt. Den Kutter macht er nun wieder flott, um damit hinaus aufs Meer zu fahren. Natürlich nicht allein, sondern mit Gästen, die zum Selbstkostenpreis Spaß an Touren in der Lübecker Bucht und am Angeln sowie am Hochseeangeln haben.
 
 
Seine Liebe zum Wasser hat der Züricher bereits als Jugendlicher entdeckt; Wasserski und Windsurfen waren seine Hobbys. Um auch größere Schiffe fahren zu können, machte René Oberhänsli den Sportbootführerschein See und Binnen und das Bodensee-Schifferpatent. Von der Schweiz zog er rüber nach Baden-Württemberg; nun soll Schleswig-Holstein die neue Heimat werden, wo er seinen Lebensabend verbringen will. „Ich bin auf der ganzen Welt zuhause, am liebsten überall da, wo man auch Freunde findet. Hier in Neustadt bin ich herzlich aufgenommen worden“, freut sich René Oberhänsli. Und das ist ja bekanntlich schon die halbe Miete für einen Neuanfang. Wenn es jetzt auch noch mit seinem Hobby klappt, dürfte einem erfüllten Lebensabend an der Küste mit der „Dresden“ nichts mehr im Wege stehen.
 
 
Über Facebook habe er von dem Hochsee-Fischkutter erfahren, der sein Dasein seit Ewigkeiten an der Kaimauer fristete. Die „Dresden“ ist 1949 in der DDR gebaut worden und war bis 1991 als Fischtrawler vor dem Darß in Vorpommern im Einsatz. 575 Schiffe dieser Bauart soll es einst gegeben haben, von denen 300 als Reparationen in die Sowjetunion geliefert werden mussten. Lediglich drei Trawler soll es heute noch geben. Einer von ihnen ist die „Dresden“, die seit 1991 in Neustadt im Hafen vor Anker liegt. „Soweit ich weiß, ist der Kutter zuletzt 2012 auf See gewesen, seitdem war er ununterbrochen im Hafen“, erklärt René Oberhänsli. Der Dieselmotor des 17 Meter langen und fünf Meter breiten Schiffes leistet 200 PS und knattert noch immer kraftvoll wie damals. Gut, es geht in der Kabine rustikal zu und auch die Instrumente und Knöpfe wirken wie aus einer anderen Zeit. Aber gerade das macht den Charme der „Dresden“ aus, denn hier ist noch alles original. Um die Sicherheit muss sich an Bord trotzdem niemand Sorgen machen, versichert Oberhänsli. Denn Echolot, Fishfinder, Radar und GPS sind selbstverständlich neueren Datums und voll funktionstüchtig.
 
 
Aktuell befindet sich die „Dresden“ noch in Travemünde in der Werft, wo noch etwas Kosmetik erfolgt. Neuer Anstrich, alte Beläge entfernen, alte Sicherungen tauschen - und dann soll es zeitnah schon losgehen mit den Touren in der Lübecker Bucht. Bis zu 12 Personen haben auf dem Kutter Platz, 10 Gäste und zwei Mann Besatzung. Ein neuer, fester Liegeplatz ist auch schon gefunden, und zwar direkt gegenüber vom „Krabbes“.
 
 
René Oberhänsli gibt zu: „Man muss schon etwas verrückt sein und das zu tun, was ich gerade mache.“ Aber gerade das ist ja oftmals das Erfolgsrezept, wenn man mutig etwas anpackt, um seine Träume zu leben. Bei René Oberhänsli scheint es jedenfalls zu funktionieren, denn noch im Oktober will er mit seiner „Dresden“ in See stechen. Davor soll noch mit 30 Litern Freibier mit den Neustädtern gefeiert werden. Kontakt zum Seebären aus dem Süden gibt es unter Tel. 0152/26100788 oder auf https://angelnmitderdresden.4lima.de. (ab)


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