

Neustadt. Nachdem zuletzt eine Vertreterin der Gemeinde
Lolland bei der Europa-Union Neustadt vor rund 40 Gästen sprach, waren am Abend
sieben spanische Auszubildende der Beruflichen Schule Ostholstein zu Gast. Unter
der Überschrift „Miteinander sprechen und nicht übereinander sprechen“ wurden
die spanischen Mitbürger gebeten, von ihrem Heimatland zu berichten und ihre
Eindrücke von Deutschland darzulegen. Weil auch die Mitglieder der
Schülervertretung der Europaschule anwesend
waren, entstand neben dem Dialog europäischer Freunde auch ein Dialog der
Generationen, was den Abend und die wiederum circa 40 Anwesenden bereicherte.
Insbesondere stellten sich Alex Moposita, Jose Candel und David Sabariego den
neugierigen Fragen. Während die deutschen Anwesenden eher Urlaub, Wein und
Fußball mit Spanien assoziierten, verbanden die spanischen Mitbürger Deutschland
mit guter Autoindustrie, guten Arbeitsverhältnissen und zum Erstaunen einiger
Anwesenden auch mit guter und funktionierender Politik. In Spanien führe die
Krise unter anderem dazu, dass die Familien wieder näher zusammen rückten und
dass massive politische Umbrüche stattfänden. David Sabariego stellte heraus,
dass insbesondere die zentralstaatliche Organisation des Landes mit vier
offiziellen Landesprachen einen großen Unterschied zum föderalen Deutschland mit
seiner einen Amtssprache ausmache.
Stilles Erstaunen befing die Zuhörer, als sie erfuhren, dass die spanischen
Auszubildenden im Hotelgewerbe teilweise abgeschlossene Jurastudien und andere
hochwertige Ausbildungen vorzuweisen hatten. Ein spanischer Auszubildender war
in Spanien bereits als gelernter Bauzeichner, gelernter Vermessungstechniker und
diplomierter Bauingenieur als Selbstständiger tätig.
Der Vorsitzende der Europa-Union Neustadt, Mirko Schönfeldt, betonte, wie
wichtig die Verdeutlichung der europäischen Errungenschaften gerade in diesen
Tagen sei: „Europa kann im Jahre 2015 scheitern. Wenn sich die Berufung auf die
fundamentalen europäischen Errungenschaften im Hinblick auf Humanität,
Rechtsstaatlichkeit und Solidarität jetzt, wenn es wirklich darauf ankommt, als
bloßes Lippenbekenntnis für eigenen Nutzen herausstellen sollte, dann werden
schon unsere Kinder den Frieden und den Wohlstand nicht mehr erleben, den wir
mittlerweile als Selbstverständlichkeit erwarten“. Mit diesen mahnenden Worten
wandte sich Schönfeldt an alle Anwesenden mit der Aufforderung auch mit Familie,
Freunden und Bekannten über die existenzielle Notwendigkeit der europäischen
Einigkeit zu sprechen. „Wenn nicht jeder von uns aktiv seinen Teil dazu
beiträgt, dass wir unsere christlich-europäische Werte- und Kulturgemeinschaft
verteidigen, deren Ränder bereits in Flammen stehen, dann sind wir der
Verantwortung, die unserer Generation zufällt, nicht gerecht geworden“, so
Schönfeldt weiter.
Dieser Ansicht zustimmend, stellten die anwesenden Europäer fest, dass es
trotz unterschiedlicher Sprachbilder, mehr Gemeinsamkeiten, als Unterschiede
gibt. Die Schulleiterin Dr. Goos zeigte sich nachhaltig von ihren europäischen
Schülern beeindruckt. Die deutschen Teilnehmer waren am Ende erfreut, als wieder
einmal bestätigt wurde, dass wir
Deutschen gar nicht so kühl seien, wie man befürchtet hatte, wie Jose Candel
sagte und Alex Moposito ergänzte, dass es gut sei, dass Deutschland nicht nur
„Lederhosen und Oktoberfest“ wären. (red)