Seitenlogo
Kristina Kolbe

Mit 92 Jahren wurde Gildebruder Eberhard von Buder König der Neustädter Schützengilde

Neustadt in Holstein. Das war ein spannendes Finale der Herren der Neustädter Schützengilde, die von 14 Uhr an mit drei Großkaliber Gewehren abwechselnd bis in den Abend hinein auf den Holzvogel schossen und ihn Stück für Stück zerlegten. Von den 94 Schützen gingen am Ende neun Männer in den Wettstreit um die Königswürde.

 

Das Königsschießen erwies sich als zähe Angelegenheit. Aus den Reihen hörte man immer wieder anerkennende Worte für die vier ehrenamtlichen Vogelbauer, denn der Vogel erwies sich in diesem Jahr als ganz schön standfest. An der Treffsicherheit lag es jedenfalls nicht, dass der Rumpf nicht fallen wollte. Mit beinahe jedem Schuss splitterten Teile von „Heinz dem Julischka-Mischer“ ab. Der Name ist übrigens in Anlehnung an das Hobby des amtierenden Königs Heinz Neumann entstanden, der bei seinen Brüdern dafür bekannt ist, Julischka selbst anzumischen.

 

Gegen Ende dachte beinahe jeder der neun Schützen mindestens einmal, dass es nun soweit sei. Immer wieder geriet „Heinz“ gefährlich ins Schwanken, blieb jedoch standhaft. Das Finale erwies sich somit als spannender Krimi, der aus den Reihen der Zuschauer emotional kommentiert wurde. Immer wieder Jubelrufe, Anfeuerungen und Entsetzen, wenn der Vogel doch nicht fiel. Schließlich gab es Erlösung.

 

Auch, wenn jeder einzelne gerne die Krone für sich beansprucht hätte, war die Freude bei allen gleichermaßen groß, als Eberhard von Buder um 21.02 Uhr den entscheidenen Treffer landete. Mit seinen 92 Jahren ist er der älteste König, den die Gilde je gekrönt hat. Es brauchte insgesamt 645 Schüsse, davon 269 in 30 Durchgängen im Königsschießen. „Ich war überzeugt, dass ich es schaffe“, erklärte der frischgebackene König, er habe einfach fest daran geglaubt, dass es klappt. Und diese Taktik ging schließlich auf.

 

Auf die Frage, wie der Abend für ihn nun weitergehe antwortete der Senior: „Wir wollen jetzt noch ein bisschen tanzen“.#

 

12 Stunden zuvor hatte noch niemand damit gerechnet, dass der Vogel um 21 Uhr immer noch brav an der Stange hängt. Der Tag begann für die Gildebrüder und -schwestern traditionsgemäß bereits in den frühen Morgenstunden mit einem Umzug durch die Stadt. Wie in jedem Jahr ging es mit zahlreichen Gästen aus Politik, Verwaltung und Vereinsleben über den Netztrockenpkatz der Fischer bis zum Gogenkrog, wo man schließlich zum Frühstück einkehrte.

 

Dort hielt Friedrich-Karl Kasten in diesem Jahr die Vaterländische Rede. Er stellte die Wichtigkeit der Demokratie mithilfe der Aspekte aus der Nationalhymne „Einigkeit und Recht und Freiheit“ heraus. „Demokratie heißt kämpfen um Einigkeit, kämpfen um Recht und kämpfen um Freiheit. Es geht um Schutz für Verfolgte, um Rechte von Minderheiten aber auch den Schutz des Staates vor Übergriffen jedweder Art und Weise“, zog er sein Fazit.

 

Doch bei der Gilde ging es nicht nur um Geselligkeit. Die Gilde bringe sich sehr in das gesellschaftliche Leben der Stadt ein und leiste an vielen Stellen unbürokratische und direkte Hilfe, erklärte 1. Ältermann Ralf Stolley im Gespräch mit dem reporter.

 

Das beleuchteten auch die Gastredner wie Kreispräsident Harald Werner oder Stadtrat Sebastian Schmidt, die sich einig darüber waren, dass dieser Tag für die Werte Gemeinschaft und Verbundenheit stehe. (ko)


Weitere Nachrichten aus Neustadt in Holstein

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen