Mit Bagger und Handfeger im Oldenburger Bruch Archäologen im Auftrag der Deutschen Bahn unterwegs
Ostholstein. Bis zu drei Grabungstrupps sind seit letztem Juli in Ostholstein
unterwegs. Die rund zehn Mitarbeiter des Archäologischen Landesamts
Schleswig-Holstein suchen im Auftrag der Deutschen Bahn nach Siedlungszeugnissen
aus Holz, Keramik, Stein und Knochen aus der Vorzeit. Dafür werden 110
archäologische Stellen entlang der geplanten rund 80 Kilometer langen
Schienenanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung untersucht. Ziel dieser
archäologischen Voruntersuchungen zwischen Bad Schwartau und dem künftigen
Fehmarnbelt-Tunnel ist es, frühzeitig festzustellen, welche
denkmalschutzrechtlichen Maßnahmen bei den weiteren Planungen zu berücksichtigen
und gegebenenfalls vor Baubeginn durchzuführen sind.
„Wenn wir frühzeitig wissen, was im Boden für Schätze schlummern, dann können
wir gemeinsam mit den Archäologie-Experten notwendige Grabungsarbeiten in den
Gesamtterminplan eintakten“, sagt Projektleiter Bernd Homfeldt, DB Netz AG. „So
haben wir mehr Planungssicherheit im Projekt und die Archäologen die Chance
historische Siedlungsgeschichte zu erforschen.“
Jetzt steht für die Archäologen der besonders spannende Bereich „Oldenburger
Bruch“ auf dem Programm. Die archäologischen Untersuchungen müssen hier auch im
Einklang mit besonderen Naturschutzauflagen stattfinden. Zudem ist das Gebiet
aufgrund organischer Funde für die Experten von besonderem Interesse. Der
Oldenburger Bruch ist eine rund 22 Kilometer lange und zwei bis drei Kilometer
breite Schmelzwasserrinne, die im Zuge des ersten Eisvorstoßes des
Weichselglazials entstanden ist. Vor 8.500 Jahren wurde diese Rinne überflutet.
Dabei entstanden zwei separate Fjorde, die bei Oldenburg durch eine Landbarriere
voneinander getrennt wurden. An den Uferrändern und auf den entstandenen
inselartigen Erhöhungen ließen sich Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit
nieder. Ein reichhaltiges Nahrungsangebot im Wasser und zu Lande machte das
Leben so angenehm, dass sich die Menschen dauerhaft niederließen. Die dortigen
archäologischen Fundplätze sind die ältesten Nachweise für die Sesshaftwerdung
der Menschen zu Beginn der Jungsteinzeit in Schleswig-Holstein.
„Wir erhoffen uns Funde wie Stein-, Holz- und Geweihgeräte, Fischzäune und
Speisereste“, sagt Archäologin Annette Guldin vom Archäologischen Landesamt
Schleswig-Holstein. „Durch die künstliche Entwässerung des Gebiets wird seit den
1920er Jahren historische Siedlungsgeschichte erforscht. Auch jetzt, im Zuge der
aktuellen Untersuchungen, erwarten wir uns spannende Einblicke in das Leben
unserer Vorfahren in Ostholstein.“
Zwischenstand der Arbeiten...Seit Juli haben die Experten rund 80 der 110
Fundstellen untersucht. Dazu haben sie schmale, flache Baggerschürfen von zwei
Meter Breite und unterschiedlicher Länge angelegt. Wenn die Grabungsteams
archäologische Strukturen findet, werden diese vermessen, beschrieben und
fotografiert. Bisher gelten 20 Stellen als hauptuntersuchungswürdig. Das
bedeutet, dass vor Baubeginn großflächige Grabungen erforderlich sind. Bei den
Fundstellen handelt es sich größtenteils um Siedlungen der Eisenzeit (ca. 550 v.
bis 500 n.Chr.)
Eventuell liegen auch ältere Siedlungen aus der Jungsteinzeit (ca. 4000 bis
1800 v. Chr.) und der Bronzezeit (1800 bis 550 v. Chr.) vor. Zu den häufigsten
Funden gehörten Überreste von Pfosten, die Grundrisse ehemaliger Gebäude
anzeigen, „Abfallgruben“ und Feuerstellen. Wenn alle Voruntersuchungen
durchgeführt wurden, analysieren die Archäologen die Funde und erstellen einen
Bericht. Sie setzen zudem fest, welche Bereiche vor Baubeginn großflächiger
untersucht werden müssen. Gemeinsam mit den Planern der Deutschen Bahn werden
diese Hauptuntersuchungen in den Terminplan für die Schienenanbindung der Festen
Fehmarnbeltquerung eingetaktet. „Wir führen die Voruntersuchungen schon jetzt
durch, damit wir nachher keine Überraschungen beim Bau finden. So haben wir mehr
Planungssicherheit und die Archäologen können ein weiteres Kapitel der
Schleswig-Holsteinischen Siedlungsgeschichte erforschen“, sagt Projektleiter
Bernd Homfeldt. (red)

Leserbrief „Es gibt sie noch!“

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