

Pelzerhaken. Wer auf einer Kulturveranstaltung über
Quartärforschung referiert, begibt sich damit möglicherweise auf sehr dünnes
Eis. Der ist entweder waghalsig oder imstande, komplexe Zusammenhänge der
Geowissenschaften kurzweilig und leicht verständlich darzustellen. Letzteres,
nämlich einen virtuosen Balanceakt zwischen anspruchsvoller Unterhaltung und
erfrischendem Fachvortrag hat am letzten Sonntag der Geograph Dr. Jürgen Ehlers
zum Thema Eiszeitalter bei der Neustädter Kulturmatinee präsentiert.
Gemeinsam mit den 50 Besuchern begab sich der Wissenschaftler auf die Suche
nach den Spuren der Eiszeit. Zum Vorschein kamen vielfältige Ablagerungen, die
das heutige Landschaftsbild geprägt haben sowie von den Eiszeiten geformte
Geländeoberflächen, die verraten, mit welcher Kraft und Dynamik die Gletscher
vor 2,6 Millionen und später Teile Nordeuropas überrollten. Die virtuelle Reise
wurde begleitet von vielen Fotos aus dem Fundus des Referenten und führte das
Publikum vom Elbe-Urstromtal über Kanada und Sibirien bis zurück an die Ostsee.
Hier sei Pelzerhaken als ein besonders schönes Beispiel für eine Ausgleichsküste
zu nennen, erklärte Jürgen Ehlers, der mit seiner Einführung in die
Eiszeitforschung nicht nur den anwesenden engagierten Hobbygeologen einen
interessanten Vormittag gestaltete. Auch Geschichtsbanausen kamen auf ihre
Kosten und konnten lernen, warum die drei Vereisungen Norddeutschlands wahrlich
kein Schnee von gestern sind.
Jürgen Ehlers ist ein ausgewiesener Experte in der Geologie des
Eiszeitalters. Zu diesem Thema ist sein Buch „Eiszeitalter“ im „Spektrum
Akademischer Verlag“ erschienen. Darüber hinaus ist er ein bekannter Krimiautor.
(he)