Petra Remshardt

„Moment mal“

Was hat Süßkram mit Gott zu tun?
Letztens saß ich mit einem Kollegen zusammen und wir haben über Süßigkeiten gesprochen. Wir, beide in den 80ern geboren, schwelgten in Erinnerungen. „Weißt du noch? Die Lollis mit Kaugummi drin, oder die Perlen in kleinen Flaschen“. „Ja, und die Fruchtgummischuhe für 5 Pfennig und Leckmuscheln, die man nie ohne Sauerei essen konnte“. Die schöne Erinnerung daran, mit 50 Pfennig oder einer Mark zum Kaufmann zu gehen und sich eine bunte Tüte zusammenzustellen. Wie lang habe ich manchmal vor dem Regal gestanden und überlegt. Und dann bin ich zufrieden mit meiner Tüte nach Hause gegangen.
In unserem Gesichtsausdruck war das wohlige Gefühl erkennbar, das wir hatten bei diesen Gedanken. Schön, an eine unbeschwerte Zeit in der Kindheit zu denken. Das tat gut! In diesem Moment war alles, was das Erwachsenenleben schwermacht, weit weg. Wir haben nicht an Steuererklärungen und Corona gedacht. Nur an schöne Erinnerungen.
Was hat das mit einer Andacht zu tun oder gar mit Gott, fragt sich vielleicht ein Leser? Nicht so viel – zumindest nicht im klassischen Sinn, denke ich. Ich wollte diese Gedanken trotzdem gern teilen. Als Einladung an alle, die es lesen, sich an schöne Dinge zu erinnern, die unseren Bauch kribbeln lassen oder uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Entbehrungszeiten gibt es genug in unserem Leben.
Im Kirchenjahr stehen wir gerade auch mitten in einer Entbehrungs- und Leidenszeit. Aber mit dem Blick auf das, was kommt. Auf Dunkelheit folgt Licht und auf das Kreuz folgt der weggerollte Stein am offenen Grab. Warum sich nicht, auch diese Zeit versüßen mit schönen Erinnerungen und dem hoffnungsvollen Blick, dass es wieder besser wird.
Ich glaube, Gott mag Optimisten und ich wette, Gott würde weiße Schaumgummimäuse auch mögen.
In Erinnerungen schwelgend grüßt
Ihre Pastorin Sarah Lotzkat


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