Petra Remshardt

Moment mal

Die Notrufnummer Gottes
Wir wohnen in der Nähe des Klinikums und hören oft die Notfallsirene der Krankenwagen. Jemand hat die 110 (Polizeiruf) bzw. die 112 (Rettungsdienst und Notarzt) angerufen, weil zum Beispiel akute Lebensgefahr besteht. Manchmal - nicht immer - schicke ich - wenn ich die Sirene höre - ein stilles Gebet gen Himmel und bete darum, dass Gott in dieser schwierigen Situation den Menschen im Krankenwagen und dem behandelnden Pflege- und Ärzteteam beistehen möge.
Wussten Sie übrigens, dass Gott auch so eine Notrufnummer hat, dass man Gott anrufen kann? Sie heißt 5015, gemeint ist: Psalm 50,15! Da heißt es wörtlich: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.“
Man kann mit Gott telefonieren, zum Nulltarif, kostenlos. Christen nennen das Beten! „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.“ Wir Menschen sind eigenartige Wesen. In der Not besinnen wir uns auf Gott. Not lehrt ja auch bekanntlich beten! Wie es das Sprichwort sagt. Aber sobald die Not vorüber ist, gehen wir zur Tagesordnung über.
Es gibt ja sehr unterschiedliche Erfahrungen mit dem Gebet. Manche haben vielleicht ernsthaft und viel gebetet und es ist nichts geschehen. Sie haben keine Antwort bekommen. Und da bleiben Fragen offen: Will er nicht oder kann er nicht? Warum hört Gott nicht auf meine Gebete? Bete ich falsch? Wie kann ich denn beten, damit Gott meine Gebete erhört? Nun, ich weiß da auch keine schnelle Antwort, warum das so ist und Gott manche unserer Gebete nicht erhört. Gott ist ja kein „Wünsche-Erfüller-Gott!“ Er funktioniert nicht wie ein Kaugummiautomat. Oben werfe ich meinen Wunsch, mein Gebet rein, und unten ziehe ich dann das entsprechende gewünschte Ergebnis heraus. So funktioniert das mit dem Beten nicht.
Und ich glaube auch, dass es gut ist, dass Gott nicht alle unsere Gebete erhört! Er hat die Übersicht. Er sieht das Ganze. Er weiß, was gut und weniger gut für uns ist. Es mag sicher auch daran liegen, dass unsere Motive beim Beten nicht immer „astrein“ sind; vielleicht sind sie zu selbstbezogen. Aber manchmal stimmt auch alles mit unserem Gebet, die Motive sind sauber, usw. Und Gott antwortet trotzdem nicht. Und da wendet man sich vielleicht auch enttäuscht von Gott ab und gibt auf!
Aber wir sollten nicht zu schnell aufgeben! Der Psalmist, der diesen Psalm gedichtet hat, Asaf hieß er, hat offensichtlich mehr gute als schlechte Erfahrungen mit dem Gebet gemacht, denn er ermutigt uns ausdrücklich dazu, die himmlische Telefonnummer 5015 zu wählen und Gott in der Not anzurufen! Eine kleine Geschichte dazu. Während ein Techniker vom Störungsdienst das Telefon repariert, unterhalten sich im Arbeitszimmer des Pfarrers drei Geistliche über die richtige Gebetshaltung. Der eine meint, im Knien ließe es sich am besten beten, das wäre die einzige richtige Haltung vor Gott. Der andere erklärt, dass er am besten im Stehen betet und dazu die Hände flehend zu Gott erhebt. So würde die Sehnsucht und Bedürftigkeit am deutlichsten ausgedrückt. Der dritte ist anderer Meinung. Für ihn ist die richtige Gebetshaltung, auf dem Boden ausgestreckt vor Gott zu liegen, so wie es in der Bibel steht, dass Menschen „im Gebet vor Gott liegen.“ Da mischt sich der Fernmeldetechniker ein und sagt: „Also ich habe am besten gebetet, als ich einmal mit dem Kopf nach unten an einem Telefonmast hing!“
Es gibt viele verschiedene Gebetshaltungen. Aber eine ist die beste, wenn wir mit ganzem Ernst, aus tiefstem Herzen, in reinster Absicht und höchster Not Gott anrufen. „Wer läuft am schnellsten zu Gott?“ - Der Lahme! Wie eilt, wie springt, wie stürzt er in Gottes unendlich geöffnete Arme!“ hat der deutsche Schauspieler und Regisseur Ernst Ginsberg mal gesagt.
Ich möchte Ihnen Mut machen, immer wieder im Gebet den Kontakt zu Gott zu suchen. Vielleicht wird daraus ja eine echte und tiefe Glaubensbeziehung.
Werner Röhle (Pastor der Freien evangelische Gemeinde)


Weitere Nachrichten aus Neustadt in Holstein

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen