

Kellenhusen. Am Mittwochmorgen ist es in Kellenhusen zu einem Tötungsdelikt
gekommen. Gegen 1.50 Uhr wurde aus einer dezentralen, kommunalen Unterkunft in
Kellenhusen lautes Geschrei wahrgenommen und der Polizei über Notruf mitgeteilt.
Die eingesetzten Polizeibeamten konnten eine offensichtlich durch
Fremdeinwirkung verstorbene Frau in einer Wohnung feststellen.
Ein jüngerer Mann befand sich zu dem Zeitpunkt auf dem Dach des Hauses und
drohte zu springen. Das angeforderte SEK Schleswig-Holstein und Mitglieder der
polizeilichen Verhandlungsgruppe SH konnten mit Hilfe einer Dolmetscherin den
30-jährigen syrischen Asylanten überreden, über eine Drehleiter der Freiwilligen
Feuerwehr Grömitz das Dach zu verlassen.
Der tatverdächtige Mann wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht und
vorläufig festgenommen. Anschließend nahmen die Lübecker Staatsanwaltschaft, die
Mordkommission und Spurensicherung Lübeck ihre Arbeit auf.
Das Amtsgericht Lübeck hat mittlerweile auf Antrag der Staatsanwaltschaft die
einstweilige Unterbringung des Beschuldigten in einem psychiatrischen
Krankenhaus angeordnet. Der 30-jährige syrische Asylbewerber ist dringend
verdächtig, in der von ihm und seinen Eltern bewohnten Flüchtlingsunterkunft in
Kellenhusen eine weibliche Person getötet zu haben. Nach der Einlassung des
Beschuldigten handelt es sich bei dem Opfer um seine Mutter. Dem Opfer wurde
eine Vielzahl von Messerstichen versetzt, aus denen es verblutet ist. Der
Beschuldigte wird aufgrund seiner schweren psychiatrischen Erkrankung bis zur
Hauptverhandlung in der geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen
Krankenhauses untergebracht.
Bestürzung im Ort
Bestürzt und mit tiefer Betroffenheit haben die Menschen in Kellenhusen auf
die Ereignisse in der Unterkunft des Ostseebades reagiert.
„Offenbar zeigt das Geschehen, welche verheerenden Auswirkungen
Kriegserlebnisse, Flucht und Vertreibung auf die menschliche Seele haben können.
Wir sind sehr traurig über den Tod der 57-jährigen Alkaahal F..“, heißt es in
einer Stellungnahme von Bürgermeister Carsten Nebel und allen
Gemeindevertretern.
Das Opfer war im Herbst vergangenen Jahres mit ihrer Familie nach Deutschland
geflüchtet und lebte seitdem in Kellenhusen. Seit einigen Tagen arbeitete Frau
F. im Kindergarten der Gemeinde Kellenhusen als ehrenamtliche Helferin. Auch
dort wurde ihr Tod mit tiefer Betroffenheit und Trauer aufgenommen.
Der von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Wohnraum bietet drei
Flüchtlingsfamilien Schutz und Unterkunft. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer
kümmern sich um die Flüchtlinge, immer in Abstimmung und beraten durch Behörden
und professionelle Kräfte.
Die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft wurden noch in der Tatnacht im
Gemeindezentrum der evangelischen Kirche untergebracht und betreut. „Dabei
möchten wir uns ausdrücklich bei Pastor Burkhard Kirsch bedanken, der als
Notfallseelsorger allen Beteiligten mit Rat und Hilfe zur Verfügung stand und
steht“, so Carsten Nebel.
Inzwischen sind die Flüchtlinge auf eigenen Wunsch und in Abstimmung mit
allen Beteiligten in die Unterkunft zurückgekehrt.
„Die Menschen in Kellenhusen werden auch weiterhin offenen Herzens in ihrer
Gemeinde Flüchtlinge aufnehmen, um ihnen Schutz und wo immer möglich Integration
zu bieten“, erklärt der Bürgermeister abschließend. (red/mg)