Marco Gruemmer

Mord in Kellenhusen - Tatverdächtiger in Psychiatrie untergebracht

Kellenhusen. Am Mittwochmorgen ist es in Kellenhusen zu einem Tötungsdelikt gekommen. Gegen 1.50 Uhr wurde aus einer dezentralen, kommunalen Unterkunft in Kellenhusen lautes Geschrei wahrgenommen und der Polizei über Notruf mitgeteilt. Die eingesetzten Polizeibeamten konnten eine offensichtlich durch Fremdeinwirkung verstorbene Frau in einer Wohnung feststellen.
 
Ein jüngerer Mann befand sich zu dem Zeitpunkt auf dem Dach des Hauses und drohte zu springen. Das angeforderte SEK Schleswig-Holstein und Mitglieder der polizeilichen Verhandlungsgruppe SH konnten mit Hilfe einer Dolmetscherin den 30-jährigen syrischen Asylanten überreden, über eine Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Grömitz das Dach zu verlassen.
 
Der tatverdächtige Mann wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht und vorläufig festgenommen. Anschließend nahmen die Lübecker Staatsanwaltschaft, die Mordkommission und Spurensicherung Lübeck ihre Arbeit auf.
 
Das Amtsgericht Lübeck hat mittlerweile auf Antrag der Staatsanwaltschaft die einstweilige Unterbringung des Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet. Der 30-jährige syrische Asylbewerber ist dringend verdächtig, in der von ihm und seinen Eltern bewohnten Flüchtlingsunterkunft in Kellenhusen eine weibliche Person getötet zu haben. Nach der Einlassung des Beschuldigten handelt es sich bei dem Opfer um seine Mutter. Dem Opfer wurde eine Vielzahl von Messerstichen versetzt, aus denen es verblutet ist. Der Beschuldigte wird aufgrund seiner schweren psychiatrischen Erkrankung bis zur Hauptverhandlung in der geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses untergebracht.
 
Bestürzung im Ort
 
Bestürzt und mit tiefer Betroffenheit haben die Menschen in Kellenhusen auf die Ereignisse in der Unterkunft des Ostseebades reagiert.
 
„Offenbar zeigt das Geschehen, welche verheerenden Auswirkungen Kriegserlebnisse, Flucht und Vertreibung auf die menschliche Seele haben können. Wir sind sehr traurig über den Tod der 57-jährigen Alkaahal F..“, heißt es in einer Stellungnahme von Bürgermeister Carsten Nebel und allen Gemeindevertretern.
 
Das Opfer war im Herbst vergangenen Jahres mit ihrer Familie nach Deutschland geflüchtet und lebte seitdem in Kellenhusen. Seit einigen Tagen arbeitete Frau F. im Kindergarten der Gemeinde Kellenhusen als ehrenamtliche Helferin. Auch dort wurde ihr Tod mit tiefer Betroffenheit und Trauer aufgenommen.
 
Der von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Wohnraum bietet drei Flüchtlingsfamilien Schutz und Unterkunft. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer kümmern sich um die Flüchtlinge, immer in Abstimmung und beraten durch Behörden und professionelle Kräfte.
 
Die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft wurden noch in der Tatnacht im Gemeindezentrum der evangelischen Kirche untergebracht und betreut. „Dabei möchten wir uns ausdrücklich bei Pastor Burkhard Kirsch bedanken, der als Notfallseelsorger allen Beteiligten mit Rat und Hilfe zur Verfügung stand und steht“, so Carsten Nebel.
 
Inzwischen sind die Flüchtlinge auf eigenen Wunsch und in Abstimmung mit allen Beteiligten in die Unterkunft zurückgekehrt.
 
„Die Menschen in Kellenhusen werden auch weiterhin offenen Herzens in ihrer Gemeinde Flüchtlinge aufnehmen, um ihnen Schutz und wo immer möglich Integration zu bieten“, erklärt der Bürgermeister abschließend. (red/mg)


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