Gesche Muchow

Rehkitze retten mit der Drohne

Wangels. Ende Mai bis Anfang Juni werden im Rahmen der Heuernte die Wiesen von den Bauern gemäht. In dieser Zeit droht den frisch gesetzten Kitzen im Grünland große Gefahr. Die Ricken haben ihre Kitze (ein bis zwei) in das teils hüfthohe Gras gesetzt und kommen nur ab und zu, um diese zu säugen. Der natürliche Schutz der Kitze besteht darin, dass sie geruchsneutral sind und das Raubwild sie somit nicht wittern kann. Grundsätzlich müssen die Bauern vor dem Mähen den zuständigen Jäger informieren, sodass dieser Zeit hat, die fragliche Wiese nach Wildnachwuchs abzusuchen. Wurde früher der fragliche Bereich relativ aufwendig zu Fuß abgesucht und die gefundenen Kitze in Sicherheit gebracht, hilft heute modernste Drohnen-Technik bei der Suche. Denn trotz dieser Maßnahmen kam es immer wieder dazu, dass Rehkitze nicht gefunden und dann vom Mähwerk getötet wurden, so die Kreisjägerschaft Oldenburg.
 
Aus diesem Grund läuft in diesem Jahr von der Kreisjägerschaft im Hegering Wangels die Erprobung, unter Einsatz einer Drohne Kitze zu orten und so zu retten. Die bis zu circa 4,5 Kilogramm schwere Drohne, welche sonst nur gewerblich genutzt wird, verfügt über zwei Kamera-Systeme. Die vordere Kamera sitzt an einem Gimbal, welcher jede Schräglage ausgleicht und liefert gestochen scharfe Farbbilder in Echtzeit. Die hintere Kamera ist eine Wärmebildkamera, welche in Schwarz-Weiß aus der Vogelperspektive jede Wärmequelle unten in der Wiese darstellt. Sie ist so genau, dass sogar Junghasen in der Sasse, Gelege von Bodenbrütern (zum Beispiel Fasane, Rebhühner, Wildenten) als weißer Punkt auf dem Monitor erscheinen. Der Drohnenpilot fliegt in 40 bis 45 Meter Höhe, und wenn die Wärmebildkamera ein Lebewesen anzeigt, geht er auf 2 bis 3 Meter herunter und sieht sich im Flug auf dem Farbbildschirm an, um was für eine Wärmequelle es sich handelt. Die Akku-Leistung ermöglicht circa 25 Minuten Drohnenflug. In dieser Zeit kann bei gewissenhafter Suche eine Fläche von bis zu 10 Hektar abgesucht werden. Im Ergebnis ist ein 100-prozentiger Sucherfolg gegeben.
 
Die Problematik bestehe jedoch darin, dass das komplette System mit Drohne, Hochleistungs-Akkus und den teuren Kameras circa 15.000 Euro kostet und der Drohnenpilot nicht nur versichert sein, sondern auch über eine Pilotenlizenz des UAV-Dachverbands (unmaned-aircraft-vehicle) verfügen müsse, so die Kreisjägerschaft. (red)


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