

Sichtlich stolz führte Kantor Andreas Brunion den reporter am vergangenen Dienstag über die verschiedenen Etagen des Gerüstes, welches nun seit August die Orgel in der Stadtkirche umhüllt.
Neustadt. Seit dem 15. August sind zwei Restauratorinnen meist immer zwei Wochen am Stück täglich von 7 bis 19 Uhr im Einsatz, um alte Verzierungen (Mauresken) freizulegen, die unter mehreren Farbschichten verborgen lagen (der reporter berichtete). Mindestens zweimal ist das Holz der Orgel in den letzten Jahrhunderten übermalt worden, zuletzt 1989. Dass sich unter der Farbe über 400 Jahre alte Verzierungen befinden, wusste niemand.
„Was wir hier tun, ist in der Form gerade einmalig in Norddeutschland“, schwärmte Kirchenmusiker Andreas Brunion. Kein Wunder: Die Kirchen und damit auch die Orgelverkleidungen in den großen Städten sind im Zweiten Weltkrieg fast alle zerstört worden. So ist in Neustadt eine Reise in die konservierte Vergangenheit möglich. Farbschicht für Farbschicht ging es weiter zurück. Wahre Schätze wurden seit August entdeckt: Wappen und Engel, auch das Wappen von Neustadt, Verzierungen, aber auch viele unbekannte Elemente lagen seit Ewigkeiten unter der Farbe verborgen. Nun sind sie fast alle wieder zu bewundern.
„Diese Verzierungen sind entstanden, um aus der Entfernung betrachtet Schnitzereien zu imitieren. Teilweise wirken sie wie 3D“, so Andreas Brunion. Noch ist es schwer, den Anblick aus der Entfernung zu genießen, denn das Gerüst ist noch im Weg. Im Verlaufe der nächsten Woche soll dieses jedoch abgebaut werden, dann sind die Arbeiten fertig. Die Spendenpfeife in der Kirche bleibt aber noch stehen. Die Gesamtkosten der Farbfreilegung belaufen sich auf rund 75.000 Euro. 9.000 Euro fehlen allerdings noch. Kirchenvorstand und Bundestagsabgeordnete Bettina Hagedorn hatten sich für eine 50-prozentige Förderung vom Bund eingesetzt (35.000 Euro), der Rest muss aus Spendenmitteln aufgebracht werden. „Ich bin stolz, an diesem spannenden Prozess teilzuhaben. Und ich freue mich, dass bald alle Neustädter diese alte Handwerkskunst bewundern können“, sagte Andreas Brunion.
Bereits am Sonntag, dem 10. Dezember um 17 Uhr soll es beim Einweihungskonzert so weit sein. (ab)