

Schönwalde. Seit einem Jahr ist der Pfarrhof Schönwalde ein Naturerlebnisraum nach dem Landesnaturschutzgesetz. Mit Hilfe der Stiftung Naturschutz wurde unter großem Aufwand die eiszeitliche Senke am Rande des Pfarrhofes renaturiert. In kürzester Zeit entstand in der Mitte Schönwaldes ein naturnahes Areal in dem zahlreiche Wasservögel – Gänse, Enten, aber auch viele Singvögel wie Ammern und Grasmücken eine Heimat gefunden haben. Über der Wasserfläche jagen Rauchschwalben und nisten seit Jahren wieder in der Pfarrscheune. Fledermäuse, Reptilien und Amphibien haben optimale Lebensbedingungen auf dem Pfarrhofgelände. Und in den vergangenen Tagen konnten abends erstmals noch ganz leise die Rufe der Rotbachunke gehört werden. Über 800 Jungtiere hatte die Stiftung Naturschutz ausgesetzt, um hier eine neue Population der bedrohten Tierart aufzubauen. So hat sich auf engem Raum eine große Artenvielfalt entwickelt, die stetig zuzunehmen scheint. In diesem Herbst ist noch eine Streuobstwiese in Planung; zahlreiche weitere Gehölze werden in diesem Frühjahr noch gepflanzt. Pastor Dr. Arnd Heling wünscht sich in den nächsten Jahren eine gründliche biologische Bestandsaufnahme von Flora und Fauna, um in Zukunft die Öffentlichkeit, aber auch alle Verantwortlichen besser auf die Besonderheiten und Potentiale des kleinen Geländes hinzuweisen und zu sensibilisieren.
Ein Störfaktor ist allerdings die unmittelbare Nachbarschaft zur Tankstelle. Es sind vor allem die „Kurzzeitbesucher“, die, von der Tankstelle herkommend, ihre Getränkedosen, Chipstüten, Flaschen, Zigarettenkippen immer wieder in das Gewässer werfen – dafür aber den von der Kirchengemeinde aufgestellten Mülleimer demolieren. „Ein Verhalten, das einfach fassungslos macht“, so Pastor Heling. Nach reiflicher Überlegung habe der Kirchengemeinderat darum beschlossen, den Trampelpfad hinter der Waschanlage der Tankstelle als Zugang zum Naturerlebnisraum zu schließen. „Die kurzfristige Sperrung ist alternativlos. Wir wollen die Menschen nicht ärgern, sondern das Abladen von Müll verhindern“, sagt Bürgermeister Hans-Alfred Plötner.
„Für manch einen, der mit seinem Hund hier entlang kommt, wird das zunächst ärgerlich sein und eine Umgewöhnung bedeuten. Wir hoffen aber, dass diese Maßnahme bei der weitaus größeren Zahl der Hundeführer und Spaziergänger schnell auf Akzeptanz stoßen wird. Das ganze Konzept kann nur funktionieren, wenn die Idee von möglichst allen Nutzern mitgetragen wird. Müll gehört in die Mülleimer, Hunde sind anzuleinen, insbesondere jetzt, in der Brutsaison, und Hundekot ist zu entfernen“, so Heling.
Der Naturerlebnisraum steht der Öffentlichkeit zur Erholung und Gemeinschaft zur Verfügung. Ehrenamtliche pflegen den Liturgischen Garten, Hochbeete sind entstanden, Gehege für Kaninchen, Meerschweinchen und demnächst Zwerghühner bereichern den Kindergarten und Krippenalltag, aber auch für die Gruppe Demenzkranker, die sich seit Jahren regelmäßig im Gemeindehaus trifft, ist in der warmen Jahreszeit das Naturerlebnis ein wichtiges Thema. Inzwischen sind auch Pilger-, Besucher- und Radwandergruppen aus ganz Schleswig-Holstein und auch Hamburg zu Gast.
Weitere Pläne entstehen laufend. „Dieser Ort kann noch in viel größerem Maße zu einem attraktiven Natur- und Kulturerlebnisort werden als bisher. Vieles, was in den vergangenen Jahren angeschoben wurde, wird sich im Laufe der Zeit entwickeln und eine eigene Dynamik entfalten. Wir wünschen uns Besucher, die eine solche Vision teilen, und die ein Interesse daran haben, dass dies ein friedlicher Ort des Austauschs, frei von Vandalismus, ist und bleibt“, freut sich Dieter Achtenberg als 1. Vorsitzender des Kirchengemeinderates auf die weiteren Vorhaben. (red/mg)