

Neustadt. Ein Blick in die Runde in der Mensa der
Grundschule am Steinkamp genügte Bürgermeisterin Dr. Tordis Batscheider, um
festzustellen, dass das Interesse an der Flüchtlingssituation längst nicht mehr
so groß ist wie noch vor einigen Monaten. „Die akute Phase ist vorbei, wir haben
Strukturen geschaffen und gehen jetzt Phase zwei an“, so die Verwaltungschefin,
die dabei an den Beginn von Integrationskursen (der reporter berichtete) oder
den Besuch von Kindergärten und Schulen dachte. Während sich die Stadt um
Wohnraum und Einrichtung kümmert, zeichnet sich für die weitere Betreuung und
Organisation der Kinderschutzbund verantwortlich. „Alleine hätte das die
Verwaltung nicht leisten können“, ergänzte Dr. Tordis Batscheider und bedankte
sich bei den Bürgern Neustadts für ein offenes und ehrliches Klima der
Gastfreundschaft. „Neustadt ist und bleibt eine Stadt der Vielfalt“, freute sich
Kinderschutzbund-Geschäftsführer Martin Liegmann.
Aktuell seien 266 Flüchtlinge in Neustadt, die in 65 angemieteten Wohnungen
quer durch die ganze Stadt verteilt leben. Nachdem die große Flüchtlingswelle
nun zunächst vorbei scheint, geht es jetzt vorrangig um Sprache, Bildung und die
Integration in den Arbeitsmarkt.
Matthias Thoms, Diplom-Sozialpädagoge beim Kinderschutzbund Ostholstein,
berichtete über die aktuelle Migrationsarbeit und erinnerte noch einmal daran,
dass man im Herbst 2015 von der Situation förmlich überrannt worden sei. Heute
liege der Fokus auf der Betreuung bei Flüchlingsankünften, Integration und der
Orientierung im Alltag. 97 ehrenamtliche Menschen, als Lotsen, Sprachlehrer oder
in anderen Funktionen, arbeiten zum Wohle der Flüchtlinge. „Zum Ausbau unserer
Projekte brauchen wir allerdings noch mehr Freiwillige“, erklärte Matthias
Thoms.
„Wir wünschen uns nichts mehr, als das Schutzsuchende in Arbeit oder
Ausbildung kommen“, sagte Markus Dusch, Leiter der Bundesagentur für Arbeit
Lübeck. Ab Frühjahr 2017, wenn die ersten Flüchtlinge aus den Integrationskursen
kommen, beginne eine neue Zeitrechnung. „Ich garantiere, dass jeder, der gewillt
ist zu arbeiten, auch eine Ausbildungsstelle bekommt“, sagte Markus Dusch. Er
betonte, dass es wesentlich sinnvoller und nachhaltiger sei, erst den
klassischen Weg einzuschlagen und eine Ausbildung zu beginnen, als nur auf das
schnelle Geld aus zu sein.
Menschen, deren Asylverfahren positiv ist und die eine sichere
Bleibewahrscheinlichkeit besitzen, erhalten ihre Leistungen vom Jobcenter
Ostholstein. Geschäftsführer Karsten Marzian betonte, dass bei der Integration
die Sprache über allem stehe und es anschließend um eine qualifizierte
Ausbildung und das Sichten beruflicher Vorqualifikation gehe.
„Arbeitsmarktpolitische Schnellangebote wie spezielle Coachings oder
Arbeitsmöglichkeiten in Sozialhäusern halten wir vor und fördern damit die
sukzessive Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt“, teilte Karsten Marzian mit.
(mg)