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Simon Krüger

Stürme, Insektenbefall, Dürre: Baumschäden effektiv vorbeugen

In Zeiten der Klimaerwärmung wird die Aufgabe der Wälder immer wichtiger. Gesunde Wälder spielen eine große Rolle als natürliche CO2-Senke und schützen vor Hochwasser und anderen Naturkatastrophen. Waldbesitzer tragen damit eine besondere Verantwortung. Und in Deutschland befindet sich rund die Hälfte des Waldes in privatem Besitz. Private Waldbesitzer hatten gerade in den letzten Jahren mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Denn der Baumbestand in den Wäldern war einer Menge Probleme ausgesetzt. Was können Waldbesitzer tun, um den Bäumen zu helfen und damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Umwelt und Klima zu leisten?
 
Wie funktionieren Bäume?
Um zu wissen, wie man Bäume und damit Wälder schützen und vor Schäden bewahren kann, muss zunächst klar sein, wie ein Baum funktioniert. Mögliche Faktoren für Schäden werden so leicht erkennbar. Ob ein Baum gesund ist und bleibt, hängt auch und vor allem mit dem Wurzelwachstum zusammen. Das Wurzelsystem des Baumes hält ihn nicht nur fest im Boden verankert, so dass der Baum allen Wetterlagen trotzen kann, es ist auch für die Versorgung des Baumes mit Nährstoffen und Wasser zuständig.
 
Für ein gesundes Wachstum benötigen Baumwurzeln:

  • ausreichend Sauerstoff
  • genügend Platz
  • nicht zu viel und nicht zu wenig Wasser
  • einen günstigen Boden-pH-Wert

Für die Zellteilung brauchen Wurzeln Sauerstoff, Wasser und natürlich Platz. Ein Boden, der feinere Poren zur Wasser- und Nährstoffversorgung bietet und zudem reichlich Grobporen für die Sauerstoffversorgung hat, bietet die besten Voraussetzungen für ein gutes Wurzelwachstum. Vor allem in der Anwuchsphase des Baumes ist die Wurzelbelüftung und somit eine gute Sauerstoffversorgung sehr wichtig.
 
Wichtig: Das Wurzelvolumen muss für eine ideale Versorgung des Baumes mit dem Volumen der Baumkrone möglichst übereinstimmen.
 
Bodenprobleme als großes Problem
Herrscht im Boden Sauerstoffmangel, werden die Wurzeln beschädigt, besteht ein Mangel oder ein Überschuss an Wasser oder ist der Boden mit toxischen Substanzen versetzt, kann dies Wurzelschäden zur Folge haben. Diese lassen den Baum für Krankheiten anfälliger werden und seine Lebensdauer verkürzt sich. Darüber hinaus ist die Standfestigkeit eines Baumes mit schadhaften Wurzeln beeinträchtigt.
 
Der Erhalt des Waldes fängt daher mit gesunden Baumwurzeln und einem gesunden Boden an. Was den Waldboden zerstört, sollte vermieden werden. Nicht zuletzt deswegen haben Abfälle im Wald nichts zu suchen und nur ausgezeichnete Wege sollten mit Kraftfahrzeugen oder Mountainbikes befahren werden. Denn schwere Belastungen zerstören den Boden. Die pressen ihn zusammen und Luftkämmerchen und Poren gehen verloren. Bereits eine Fahrt mit einem schweren Fahrzeug genügt, um Waldboden dauerhaft zu zerstören.
 
Zur Verbesserung des Waldbodens kann auch eine gezielte Düngung beitragen.
 
Wann Insekten zum Problem werden
Tier und Pflanzenwelt sind eng miteinander verbunden und voneinander abhängig. So sind auch Insekten ein wichtiger Bestandteil eines jeden Waldes. Und die meisten sind ausgesprochen nützlich für das ökologische Gleichgewicht. Sie ermöglichen durch das Bestäuben von Blüten Fruchtwachstum und die Verbreitung zahlreicher Pflanzen. Sie fressen verstorbene Waldtiere und andere Insekten und sind somit die Totengräber des Waldes. Doch gibt es auch Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen, die auf das Wachstum und die Gesundheit der Bäume negative Auswirkungen haben. Diese nennt man Wald- bzw. Forstschädlinge. Die Schadinsekten bilden eine besonders große Gruppe der Waldschädlinge.
 
Schadinsekten ernähren sich von Pflanzenteilen. Vor allem mit geschwächten Bäumen haben sie ein leichtes Spiel und wenn sie in rauen Mengen auftreten, können sie sogar einen ganzen Wald zum Sterben bringen.
 
Besonders schwere Schäden verursachen:

  • Rindenfresser wie der Borkenkäfer
  • Wurzelfresser
  • Nadel- und Blattfresser.

 
1. Rindenfresser: Der Borkenkäfer und seine traurige Berühmtheit
Ein sehr bekannter und verbreiteter Rindenfresser ist der Borkenkäfer. Er gehört zu den gefährlichsten Waldschädlingen. Es gibt verschiedene Arten des Borkenkäfers, die jeweils verschiedene Baumarten befallen. Ein gesunder Baum kann sich durch eine vermehrte Produktion von Baumharz gegen Rindenfresser wie den Borkenkäfer zur Wehr setzen. Ein geschwächter Baum hat jedoch keine ausreichende Schutzfunktion. Als sekundäre Schädlinge finden Borkenkäfer hier gute Entwicklungsbedingungen. Der Käfer legt seine Eier unter der Rinde ab und die geschlüpften Larven zerfressen wichtige Schichten des Baums unter der Rinde. Wenn es dadurch soweit kommt, dass der Saftfluss in die Baumkrone gestört ist, stirbt der Baum.
 
Steigt eine Käferpopulation besonders stark an, können auch gesunde Bäume nicht mehr standhalten.
 
Hinweis: Geschwächt werden können Bäume vor allem durch ungünstige Witterungsbedingungen wie Hagel, Windbruch, Frost oder Trockenheit. Durch abgebrochene Äste, eingerissene Rinde und vertrocknete Blätter entstehen Schadstellen, die die Bäume anfällig für Waldschädlinge machen.
 
2. Wurzelfresser: die verborgene Gefahr
Ein Problem bei den Wurzelfressern ist, dass sie oft erst spät entdeckt werden, da sie naturgemäß unter der Erde ihr Unwesen treiben. Von Wurzelfressern wie Rüsselkäferlarven oder Engerlingen befallene Bäume wirken mit der Zeit schwächlich, Nadeln oder Laub verfärben sich oder fallen gar ab.
 
3. Blattfresser: Eichenprozessionsspanner und Co.
Aktuell macht sich unter den Blattfressern vor allem der Eichenprozessionsspinner einen Namen. Es wird vermutet, dass seine immer weitere Ausbreitung unter anderem dem Klimawandel geschuldet ist. Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter und die Brennhaare der Raupen sind für Tiere und Menschen gefährlich. Sie lösen allergische Reaktionen aus. Dies macht auch die Bekämpfung des Schädlings zu einer besonderen Herausforderung.
 
Welche Probleme Dürren und Stürme sonst noch mit sich bringen
In den letzten Jahren haben starke Stürme und Dürreperioden die Wälder in Deutschland nachhaltig geschädigt. Nach dem Waldbericht der Bundesregierung sind auf einer Fläche von geschätzt rund 280.000 Hektar so starke Waldschäden entstanden, dass mit einer Wiederbewaldung begonnen werden musste.
 
Eine mehrjährige Trockenperiode hat zudem dazu geführt, dass in vielen Gegenden selbst tiefere Bodenschichten ausgetrocknet sind. Der Grundwasserspiegel ist gesunken. Dadurch kam es zu einem vorzeitigen Laubabwurf.
 
Welche Maßnahmen beugen den Problemen vor?
Wenn Baumschäden verringert und vermindert werden sollen, gilt es, langfristig zu denken. Sofortmaßnahmen bei Schaden und Schädlingsbefall sind wichtig, doch muss vor allem der Wald als Ökosystem gestärkt und an die Veränderungen durch den Klimawandel angepasst werden.
 
Zu diesem Zweck können verschiedene Maßnahmen getroffen werden:

  • Trockenheitstolerante Bäume pflanzen: Sehr gut geeignet sind hier beispielsweise die Waldföhre, Traubeneiche, Spitzahorn, Feldahorn, Hagebuche und Winterlinde. Die bisher sehr verbreiteten Baumarten Buche und Fichte sind für trockene und sehr trockene Standorte nur bedingt geeignet.
  • Mischwälder statt Monokulturen etablieren: Ein Waldumbau in Richtung Mischwald bietet den Vorteil, dass der Wald mehr Struktur erhält. Dies wirkt sich positiv auf die Stabilität im Boden und im Kronenbereich aus. Weil viele Schadinsekten auf einzelne Baumarten spezialisiert sind, sind Mischwälder auch besser vor einem Schädlingsbefall geschützt. Auch Waldbrände verbreiten sich in Mischwäldern weniger leicht. Und die Vielfalt eines Mischwalds wirkt sich nicht zuletzt positiv auf die Versorgung der Bäume mit Wasser, Licht und Nährstoffen aus.
  • Vermehrte Waldhygiene, um beispielsweise potentielles Brutmaterial für Waldschädlinge zu beseitigen: Die Herausforderung bei dieser Maßnahme liegt darin, die Balance zwischen Schutz des Waldes und Ökologie zu halten. Auf der einen Seite ist verrottendes Holz eine wichtige Nährstoffquelle des Waldes, auf der anderen Seite begünstigt es jedoch auch die Vermehrung von Schadinsekten wie dem Borkenkäfer. Für eine realistische Einschätzung müssen Zustand und Schadensrisiko des Waldes regelmäßig und sehr genau beobachtet werden.
  • Die Wasserspeicherfähigkeit des Waldbodens verbessern: Mit einer höheren Durchwurzelung des Waldbodens wird die Wasserspeicherung intensiviert. So können die Bäume auch trockenere Perioden besser überstehen.

Einzelne Projekte zum Erhalt und zur Verbesserung der Wälder werden durch den Waldklimafonds der Bundesregierung finanziert.
 
Fazit: Dem Wald geht es nicht gut
Die Verantwortung für einen Wald zu tragen, bedeutet in Zeiten des Klimawandels eine besonders große Herausforderung und erfordert viel Arbeit und Geduld. Denn für einen langfristigen Erfolg geht es nicht darum, möglichst schnell Schadholz zu beseitigen und aufzuforsten. Es geht um die Schaffung einer vielfältigen Baumstruktur, die veränderten klimatischen Bedingungen auf Dauer standhält.


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