

Süsel. Die Dorfschaft Süsel hat die Chance auf schnelles
Internet und sichere Telefonie höchster Qualität, dafür aber müssen sich
60 Prozent aller Haushalte bis zum 15. Juli dafür entschieden haben.
Dann bauen die Stadtwerke Eutin die Glasfaserleitung, den zukunftsweisenden Weg
in Sachen Telekommunikation. Wird er nicht gewählt, bedeutet das für viele
Gewerbetreibende, dass sie Süsel verlassen müssen.
„Denn was den meisten Leuten nicht klar ist, die sagen, ihnen reiche das, was
wir haben“, sagt Dorfvorsteher Alfred Neumann, „das, was wir haben, das bleibt
nicht.“ Denn die Telekom wird über kurz oder lang alles auf Voice over IP
umstellen, aber nur die Bereiche mit der Vorwahl 04521 ausbauen. „Hier ist die
Infrastruktur dafür gar nicht vorhanden“, weiß Alfred Neumann. „Und es ist auch
nicht bekannt, ob dahingehend irgendetwas passiert. Stattdessen wird bis Ende
2017 im Zuge der Umstellung ISDN und Analog abgestellt. „Es geht uns gar nicht
ums schnelle Surfen, ums Musik- oder Filme-Streamen“, sagt Swantje Meininghaus,
die stellvertretende Bürgermeisterin, „es geht uns um die Grundversorgung mit
Telefonie und Internet.“ Dabei geht es zum Beispiel auch um die Notfallmelder
der Senioren, dann kann es sein, dass mangels Netz der Notruf einfach nicht
abgesetzt werden kann. „Wir landen dann Internet- und Telefonie-mäßig auf dem
Mond.“
Die Stadtwerke Eutin bieten an, das Dorf Süsel über die Zukunftstechnologie
TTH (Fiber to the Home oder Glasfaser bis ins Haus) an das Internet anzubinden,
ohne Volumenbegrenzung. Aber nur, wenn sich 60 Prozent aller Haushalte bis zum
15. Juli dafür entscheiden - und für diese Haushalte fallen dann sogar die
Kosten für den Hausanschluss weg, die rund 800 Euro betragen würden. „Ein
einzigartiges und sehr befristetes Angebot“, sagt Swantje Meininghaus. „Und das,
nachdem wir in den letzten Jahren infrastrukturmäßig nur Rückschläge
entgegennehmen mussten: Wir haben keine Bank mehr, keinen Lebensmittelladen,
keine Gemeinschaftsschule mehr. Und jetzt haben wir die Chance, einen großen
Schritt nach vorn zu machen.“
Deshalb haben sich Dorfvorstand und viele Süseler zusammengeschlossen und
eine engagierte Initiative gegründet, die nicht nur Plakate aufstellt und Flyer
verteilt, sondern auch von Haus zu Haus geht und die Süseler über die Tatsachen
und Möglichkeiten aufklärt, die Glasfaser bietet. „Wir wollen das Dorf nach
vorne bringen“, erklärt Klaus Meyners, einer der Ehrenamtlichen. „Denn es wird
nur ausgebaut, wenn die Süseler sich dafür entscheiden. Sonst passiert einfach
gar nichts. Und das wäre vor allem für die eine Katastrophe, die das Internet
für die Arbeit brauchen.“ Und Axel Mielke, Inhaber der Süseler Tischlerei
Mielke, ergänzt: „Süsel ist so ein schöner Ort, wir sind gerne hier. Aber
mittelfristig wäre Süsel dann als Unternehmensstandort nicht mehr tragbar und
wir müssten uns nach einem anderen umsehen.“ Und so ginge es auch vielen anderen
Süseler Unternehmern - „für viele bedeutet das hier das Aus“, so Swantje
Meininghaus, „und dann geht es auch um Arbeitsplätze und um unser Dorf.“ Ums
Dorf geht es dem Dorfvorstand und den engagierten Süselern vor allem - denn für
Unternehmer, aber auch für junge Familien mit Kindern wäre ein Wohnort ohne
vernünftige Telekommunikations-Lösung kaum attraktiv. „Dabei würden wir gern
weitere Unternehmen und Bürger anziehen, denn Süsel liegt wunderbar, aber
technisch sind wir weit ab von der Welt.“
Auch die Befürchtung, unsolidarisch mit der ZVO zu handeln, die über kurz
oder lang die umliegenden Dörfer mit den Vorwahlen 04524 und 04529 mit Breitband
versorgen wird, sei unbegründet, erklärt Alfred Neumann, denn die ZVO werde das
Breitband nicht bis zum Hauptort Süsel verlegen. Die Gemeinde sei der
Breitbandsparte beigetreten und zahle gern dafür, aber das Dorf Süsel habe jetzt
die Chance auf Glasfaser, ohne dass weitere Steuergelder fließen müssten - und
auch das Leerrohr fürs Glasfaser haben die Stadtwerke bei der Straßensanierung
bereits verlegt, sodass sich die Bauarbeiten dafür in Grenzen halten. Zudem
bieten die Stadtwerker Eutin ein komplettes Paket an, das Telefonie, Internet
und Fernsehen bietet, das aber auch in all seinen Einzelteilen gebucht werden
kann. Und für Stadtwerke-Kunden gibt es Rabatt - ganz abgesehen, dass der, der
abschließt, erst zahlt, wenn sein alter Vertrag ausgelaufen ist.
Über all das und alle weiteren Fragen wird am 4. und 11. Juli jeweils
von 15 bis 18 Uhr im Rathaus informiert. Um die technologischen Themen bis hin
zur Vernetzung des Hauses informiert ein Techniker gern am 4. Juli von 18 bis 20
Uhr ebenfalls im Rathaus. Fragen werden auch gern unter 04524/8289
beantwortet. (ed)