Petra Remshardt

Summ, summ, summ … Schülerreporter sprechen mit Christian Rauhut

Neustadt. Wir Schülerreporter von der Jacob-Lienau-Schule haben Hobbyimker Christian Rauhut interviewt. Er hatte sogar einen Schaukasten mit einigen Bienen dabei und erzählte, dass er drei Bienenvölker hat. Zum Probieren hat er uns zwei Gläser Honig mitgebracht: einen Frühlingshonig mit hohem Rapsanteil und eine Sommertracht. Lecker!
 
Wie sind Sie zur Imkerei gekommen?
Ich hatte schon lange an dem Thema Bienen Interesse, weil es ein naturnahes Hobby ist. Ich habe viel über das Thema gelesen und einfach damit angefangen, als ich vor sieben Jahren aus Berlin nach Neustadt gezogen bin.
 
Warum macht Imkern Spaß?
Es macht mir Spaß, weil man viel draußen an der frischen Luft ist. Man sieht interessante Sachen, sieht, wie sich das Bienenvolk entwickelt, und lernt nebenbei viel über die Zusammenhänge in der Natur. Es macht Spaß den Honig zu ernten.
 
Ab welchem Alter kann man Imker werden?
Wenn man das als Hobby macht, kann man jederzeit einsteigen. Es gibt Kinder die sind vielleicht 10 oder 12 Jahre und haben schon ein eigenes Volk, noch in Begleitung mit den Eltern. Ich biete über das Kinder und Jugend Netzwerk oder den Ferienspaß Kurse für Kinder an. Wenn man die Schule beendet hat, kann man den Beruf des Imkers erlernen und eine Ausbildung als Tierwirt Fachrichtung Imkerei zum Beispiel in Celle/ Niedersachsen machen.
 
Wie wird man Imker und welches Material benötigt man für die Imkerei?
Für Hobbyimker empfiehlt es sich, einen Kurs zu belegen. In Bad Segeberg gibt es eine Imkerschule. Dort kann man in Anfängerkursen die wichtigsten Handgriffe lernen. Man braucht einiges an Material, vor allem die Behausung für die Bienen, einen Bienenstock. Dann braucht man verschiedene Arbeitsmaterialien wie Besen, Schutzkleidung, eine Honigschleuder … Und man braucht ein Bienenvolk. Das hat eine Königin, Arbeiterbienen und die männlichen Drohnen, insgesamt ungefähr 50.000 Bienen.
 
Wo stehen ihre Bienenvölker?
Zwei Völker stehen bei mir zuhause in Pelzerhaken im Garten. Ein Volk steht in einem Kleingarten vom BUND in Neustadt i.H., (Bund für Umwelt und Naturschutz). Dort finden auch die Kurse statt die ich anbiete.
 
Wie viel Zeit benötigen sie pro Woche für die Imkerei?
Im Winter, zwischen Oktober und März/April hat man so gut wie gar nichts zu tun. Im Winter fliegen die Bienen nicht und man lässt sie in Ruhe. Ab April bis September gibt es mehr zu tun, weil die Bienen in dieser Zeit fliegen. Im Mai und Juni ist die arbeitsintensivste Zeit, die Schwarmzeit. Ein Bienenvolk will sich in dieser Zeit stark vermehren, dann kann es zu eng werden in einem Volk. Wenn man nicht aufpasst, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Teil des Volkes wegschwärmt. Das bedeutet, dass ein Teil mit der alten Königin wegfliegt und der andere Teil im Bienenstock eine neue Königin heranzieht.
Beim Schleudern, das macht man zwei Mal im Jahr, hat man den ganzen Tag zu tun. Dafür kann man die Bienen zu anderen Zeiten auch mal zwei, drei Wochen in Ruhe lassen auch im Sommer. Im Schnitt ist es eine Stunde pro Woche pro Volk.
 
Wie verhindert man das Schwärmen?
Man kann einen Teil der Rähmchen mit den Bienen in eine neue Kiste stellen und bildet dort einen Ableger. Dann hat man eine neues Volk in der sich eine neue Königin bildet.
 
Wo kommt die neue Königin her?
Die Arbeiterbienen wählen Eier aus und behandeln diese mit speziellen Honigerzeugnissen, sodass sich aus einem dieser Eier eine Königin entwickelt.
 
Welche Aufgabe hat die Königin?
Die Königin legt die Eier, aus denen neue Bienen entstehen. Sie kann im Sommer bis zu 2.000 Eier pro Tag legen. Sie wird gehegt und gepflegt von den anderen Bienen und fliegt auch nicht aus. Das machen nur die Arbeiterinnen, die sammeln den Nektar und produzieren Honig.
 
Werden sie oft gestochen?
Im Jahr kriege ich so zehn bis fünfzehn Stiche ab.
 
Tun Bienenstiche weh und sind sie gefährlich?
Die tun schon ein bisschen weh im ersten Moment und schwellen auch an, aber das hält nicht lange an. Normalerweise tun die Bienen einem Nichts und stechen ganz selten, da sie nach einem Stich selber sterben. Gefährlich ist es nur, wenn man eine Allergie hat, was aber nur wenige Leute betrifft.
 
Wie wird Honig hergestellt?
Die Bienen sammeln Nektar von Pflanzen, bringen das zurück ins Volk und wandeln den Nektar in den Waben zu Honig um. Den Honig legen sie eigentlich als Wintervorrat an. Der Imker nimmt den Bienen den Honig, dafür kriegen die Bienen als Ersatz Zuckerwasser, damit sie ihren Wintervorrat haben.
 
Was ist der Unterschied zwischen industriell hergestelltem Honig und dem Honig vom Imker vor Ort?
Der Honig vom Imker vor Ort ist ohne jegliche Zusatzstoffe und ist direkt vom Bienenvolk. Bei industriell hergestelltem Honig kann es sein, dass er mit einer Zuckerlösung gestreckt wurde, aus verschiedenen Honigen zusammengemischt wurde oder dass der Honig erwärmt wurde, um ihn streichfähig zu machen. Wird Honig zu stark erwärmt, gehen die positiven Inhaltsstoffe verloren.
 
Warum sind Bienen wichtig?
Sie bestäuben die blühenden Pflanzen. Das ist wichtig für deren Fortpflanzung. Obstbäume zum Beispiel haben deutlich weniger Früchte, wenn sie nicht von Bienen bestäubt werden. Generell sind Wildbienen und andere Insekten wichtig, weil sie die Artenvielfalt darstellen und auch als Nahrungsquelle für Vögel und andere Tiere dienen. Zudem liefern uns die Honigbienen leckeren Honig.
 
Wo wohnen Wildbienen?
Wildbienen leben in Mauerritzen, im Totholz oder am Boden in Sandlöchern, überall dort, wo man sie lässt. Sie leben in viel kleineren Kolonien oder auch einzeln und haben nicht die Stärke wie ein Honigbienenvolk.
 
Was gefährdet Bienen?
Es ist leider so, dass der Mensch die Bienen soweit gezüchtet hat und durch Umwelteinflüsse dazu gebracht hat, dass die Honigbiene ohne den Menschen nicht mehr überleben kann. So gibt es zum Beispiel eine Milbe, gegen die sich die Honigbienen nicht mehr alleine wehren können. Durch diese Milbe können ganze Bienenvölker sterben, wenn die Imker diese nicht bekämpfen. Außerdem gefährdet die Bienen, dass in der Landwirtschaft und in privaten Gärten viel gespritzt wird, zum Beispiel Unkrautvernichtungsmittel. Zudem sind viele Freiflächen und Gärten sehr eintönig. In den Gärten blüht es nicht ausreichend, dort gibt es zu kurz gemähten Rasen oder sogar nur Steine. Dort finden die Honig- und Wildbienen nicht genug Nahrung.
 
Es wird viel von Bienen gesprochen, tun die Menschen genug für Bienen?
Man unterscheidet zwischen Honigbienen und Wildbienen. Weil es mittlerweile wieder mehr Imker gibt, geht es den Honigbienen vergleichsweise gut. Solange es Imker gibt, gibt es Honigbienen. Es gibt aber immer weniger Wildbienen. Für sie tun die Menschen nicht genug. Denn die Menschen verbauen viele Flächen, wo Bienen dann nicht mehr leben können, bauen Monokulturen an und spritzen weiterhin Unkrautvernichtungsmittel.
 
Was kann jede und jeder in Neustadt für Bienen tun?
Ganz wichtig ist, den Garten so zu gestalten, dass Bienen dort Nahrung finden. Wenn man den Rasen alle vier bis sechs Wochen mäht, sodass sich Klee und Löwenzahn entwickeln können, hilft das schon ein bisschen. Auch kleine Wasserstellen sind wichtig, damit die Bienen trinken können. Kleine Ecken mit altem Holz oder kleine Steinhaufen bieten den wilden Bienen Schutz und Brutmöglichkeiten.
 
Man kann heimische Blühpflanzen einsäen oder Obstbäume pflanzen. Wenn man Honig vom Imker kauft, fördert man die regionale Imkerei. Denn Menschen, die sich mit Imkerei beschäftigen, setzen sich in der Regel auch für Wildbienen und andere Insekten ein. Wenn man selbst aktiv werden möchte, kann man in Naturschutzverbunde wie z. B. den BUND eintreten. Dort engagieren sich Menschen für den Naturschutz generell und damit auch für die Bienen.
 
Wer keinen Garten hat, kann auch auf kleinsten Flächen einen Beitrag leisten. Selbst ein Balkon mit blühenden, bienenfreundlichen Pflanzen hilft. Bienen brauchen in erster Linie Nahrung, also Blühpflanzen. Für euren OGS Garten habe ich euch zum Beispiel Stockrosen mitgebracht, die ihr dort einpflanzen könnt.
 
Vielen Dank für den Einblick in die Imkerei!


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