Tote Flüsse und Hunger Tanztheater mit brasilianischen Jugendlichen bei der Kinder-Kultur-Karawane
Neustadt. Jugendliche der brasilianischen Tanztheatergruppe
„Companhia Dança Nativos“ traten in der vergangenen Woche in Neustadt auf.
Inspiriert war die Show von der Lebenswelt der Jugendlichen in Brasilien.
Die jungen Brasilianer erzählten die Geschichte ihrer Stadt Recife im
Bundesstaat Pernambuco und deren Bewohner. Durch Industrie- und
Haushaltsabwässer sind die Flüsse und Mangrovenwälder verschmutzt. Deshalb ist
die Ernährungs- und Lebensgrundlage der dort lebenden Familien bedroht. Die
Tanzgruppe gehört zum Bildungszentrum „Saber Viver“ (Wissen, wie man lebt),
welches seit vielen Jahren soziale Projekte durchführt.
In diesem Jahr ist die brasilianische Tanzgruppe Teil der
Kinder-Kultur-Karawane. Die Kinderkulturkarawane ist bereits seit vielen Jahren
zu Gast in Neustadt. Jedes Jahr reisen fünf bis sieben Kinder- und Jugendgruppen
aus Asien, Afrika und Lateinamerika durch Deutschland, Österreich, Dänemark und
der Schweiz. 96 Gruppen aus 31 Ländern und vier Kontinenten haben seit dem Start
im Jahr 2000 an der Kinderkulturkarawane teilgenommen. Die Gruppen stellen ihre
Produktionen in Schulen, Jugendzentren oder anderen kulturellen Veranstaltungen
vor. Ob traditioneller Tanz, Modern Dance, Zirkus und Akrobatik - die
Ausdrucksformen sind vielfältig und haben immer einen sozialkritischen Inhalt.
Sie erzählen bildhaft über Sprachbarrieren hinweg vom Leben in Armut, von
Problemen mit Gewalt oder von Umweltverschmutzung. Die jungen Künstler stammen
aus randständigen Verhältnissen (Straßenkinder, Kinderarbeiter, Kriegs- und
AIDS-Waisen, Flüchtlinge, Leben mit Armut, Gewalt und Drogen). Über die
kulturelle Arbeit in den Projekten erlangen sie Würde und Selbstbewusstsein, um
neue Perspektiven entwickeln zu können. Die Kinderkulturkarawane möchte auf
vielfältige Weise Lernmöglichkeiten für nachhaltiges Handeln eröffnen. Sie
möchte Auseinandersetzung mit globalen Zusammenhängen und Herausforderungen wie
den Klimawandel oder globale Gerechtigkeit anstoßen.
Kinder und Jugendliche der Grundschule, der Förderschule, der
Gemeinschaftsschule und dem Gymnasium erhalten mit dem Besuch der
Kinderkulturkarawane in Neustadt die Gelegenheit, Gleichaltrige aus anderen
Kulturen als begabte Künstler und gleichberechtigte Partner kennenzulernen.
So ließen sich auch in diesem Jahr die Schüler vom Tanztheater der
Brasilianer begeistern. Gegen Ende des Stücks durfte sogar auf der Bühne
gemeinsam getanzt werden. Schüler des Küstengymnasiums konnten außerdem einen
Capoeira-Workshop mitmachen. Nach der Aufführung nutzen zwei
Schülerreporterinnen der Gemeinschaftsschule die Gelegenheit kurz mit den
Tänzern zu sprechen. Dabei war es von Vorteil, dass eine der Schülerinnen
portugiesisch spricht, da sie selbst zweisprachig aufwächst. So konnten die zwei
erfahren, dass alle Tänzer zur Schule gehen und eigentlich die gleichen
Unterrichtsfächer haben wie sie selbst, außer Deutsch natürlich. Jeden Abend
trainieren sie drei Stunden. Dass sich das Training lohnt, war den
beeindruckenden Tanzdarbietungen anzusehen.
Emanuelle 11 Jahre, Celine 11 Jahre, Svenja 10 Jahre, Kyra 11 Jahre und Heike
Rhein