Marlies Henke

Von Unterhosen und der Autobahn –Matthias Stührwoldt „vertellte“ bei der Neustädter Kulturmatinee

Neustadt. Cordjackett, kariertes Hemd, aufgekrempelte Ärmel, in der Hand einen Becher Kaffee: „Moin, ich heiße Matthias Stührwoldt, ich bin Bauer in Stolpe im Landkreis Plön, direkt an der A 21.“ So lautet der erste Satz, wenn Matthias Stührwoldt die Bühne betritt. „Ich bin 48 Jahre alt, verheiratet, fünf Kinder und – ja, einen Fernseher haben wir auch“, heißt es weiter. Alles natürlich in Plattdeutsch, mit dem der Biolandwirt und Autor unzähliger Geschichten so erfolgreich ist.
 
Letzten Sonntag war Stührwoldt bei der Neustädter Kulturmatinee im voll besetzten Theatersaal der Jacob-Lienau-Schule. Das sonntägliche Training seiner Dorfmannschaft mit Spielern im Alter zwischen 14 und 78 Jahren habe er an diesem Sonntagvormittag zwar verpasst. Dafür habe er aber auf der Fahrt nach Neustadt endlich mal wieder gucken können, wie weit die Felder der anderen Bauern sind.
 
Von Anfang an holte Stührwoldt das Neustädter Publikum in sein Leben. Manchmal versteht er die Welt nicht mehr, wenn es um seine pubertierenden Gören, LAN-Partys, Stringtangas oder Intimrasuren geht. Er macht vor keinem Thema halt, sei es das erste „Haar am Büddel“, die Besamung der Kühe auf dem Hof oder die Beerdigung seines Vaters. Und immer lässt er die Zuhörer an seiner Sicht der Dinge teilhaben, zum Beispiel damals beim Feiern in den 70ern, als neben den Salzstangen auch immer Gästezigaretten angeboten und gerne angenommen wurden. („Steiht up n Disch, is ümsünst un muss weg.“). Oder als er früher am Wochenende mit Freunden in der Küche saß und sein Vater sich nach dem sonnabendlichen Bad in Feinripp-Unterwäsche auf einen Klönschnack und ein Pils dazugesellte („Vadders Unnerbux, mit Ingriff un Inblick“).
 
Die Geschichten aus dem bäuerlichen Alltag stecken voller liebenswerter Figuren und raffiniertem Witz. Zum Schluss ermunterte Stührwohldt sein Publikum, mehr platt zu sprechen. Es wäre doch zu schade, wenn es diese wunderbare Sprache nicht mehr gäbe. „Einfach anfangen!“ Egal, wenn auch ein Laut mal daneben gehen sollte. Obwohl – gerade die Laute im Plattdeutschen seien ja tückisch. Wie letztens beim Fußballderby, als Stührwoldts Mitspieler ihn in einer Freistoßsituation – alle warteten auf den Schuss – fragte: „Wat meenst Du, wo schall ick hinschieten?“ (he)


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